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Alt 15.07.2004, 10:07
Gast
 
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Standard Wenn ein Vater nicht mehr will...?

Hallo Juhu,
ich hab mich durch deine Postings gelesen und kann dich ganz gut verstehen. Es ist oft unbegreiflich, wie sich ein Mensch aufgeben kann. Leider bin ich auch Betroffene (hab in meinem Leben aber noch viel vor und kämpfe dafür) und ich kann deinen Vater auch sehr gut verstehen.
Was mir am meisten zugesetzt hat waren die Krankenhausaufenthalte. Es ist einfach schlimm, was man da alles sieht. Sind ja meist nur Patienten mit Krebs und Rezidiven um den Betroffenen. Da wird einem die ganze Tragweiter seiner eigenen Krankheit bewusst. Männer neigen ja im Allgemeinen dazu, dass sie Alles, was mit Krankheit zu tun hat, ganz weit wegschieben oder einfach ignorieren. Ich kann mir vorstellen, dass sich dein Vater oft fragt, wie es weitergehen soll. Wahrscheinlich stellt er sich auch die Frage, wozu er kämpfen soll, wenn seine Krankheit doch unheilbar ist. Sicher wär es ihm lieber schnell zu sterben, als immer wieder neue Hoffnungen zu haben und immer wieder enttäuscht zu werden. Ist ja eigentlich nicht wirklich ein Erfolg, wenn der Tumor auf einer Stelle verschwindet und an einer anderen Stelle wiederkommt. Dein Vater ist in einer psychischen Krise. Vielleicht gibt es im Krankenhaus die Möglichkeit einer psychologischen Betreuung. Ich denke, dass sein Zustand sicher nichts mit Selbstmitleid zu tun hat.
HAbe im Forum schon oft gelesen, dass der fehlende Speichel oft wirklich ein sehr großes Problem darstellt!
Leider habe ich auch einen Vater, der sehr krank ist. Er hat vor 10 Jahren seinen Lebensmut durch den frühen Tod meiner Mutter verloren. Er stand vor der Entscheidung, eine Lebertransplantation zu machen. Nach langem Überlegen hat er zugestimmt, da er dachte, eine derart schwere OP nicht zu überleben. Er wünschte sich, dass sein Tod dann nicht so schmerzhaft sein würde. Trotzdem hat er die OP überlebt. Seither leidet er jedoch stark an den Folgen der OP und auch seiner Depressionen. Es tut weh, ihn als einsamen, verbitterten und stark depressiven Menschen zu sehen. Das einzige das ich tun kann, ist ihn zu besuchen. Aber oft will er mich auch nicht sehen und ist sehr verletzend.
Besuch deinen Vater und dränge ihn zu nichts! Sei einfach da und versuch, einfach "normal" zu sein, denn das ist scheinbar ja der Wunsch deines Vaters.
Sei mir über meine offenen Worte bitte nicht böse, vielleicht hab ich dir ja ein bisschen helfen können.

Liebe Grüße
Margit B.
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