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Alt 20.10.2006, 20:30
Angela1408 Angela1408 ist offline
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Standard AW: Der letzte Lebensabschnitt hat begonnen

Lieber Robert,

ich weiß, es kostet sehr viel Kraft, diese Zeit durchzustehen.

Am vergangenen Sonntag ist meine Mama eingeschlafen. Es ging ihr den ganzen Tag über eigentlich recht gut, sie hatte nur sehr weiche Knie. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Beine sie nicht tragen. Um 20:00 Uhr hat sie uns weggeschickt, wir sollten etwas essen. Sie meinte, es würde ihr gut gehen, wir könnten ruhig gehen. Um 22:00 Uhr rief mein Vater an. Es ginge ihr sehr schlecht und sie wolle ins KH. Wir fuhren sofort los. Anscheinend innerhalb weniger Minuten verschlimmerte sich ihr Zustand. Als wir ca. 15 Minuten später bei meinen Eltern eintrafen, konnte meine Mutter schon nicht mehr sprechen. Kurz darauf traf meine Schwester ein, wir waren alle bei ihr - mein Vater, meine Geschwister.

Der Notarzt kam zu spät.

Es war der schrecklichste Augenblick meines Lebens, doch jetzt tröste ich mich damit, dass sie zuhause einschlafen durfte. Sie war nicht alleine, sie war zuhause und sie musste nicht lange leiden. Wäre der Notarzt rechtzeitig gekommen, wäre sie an Maschinen angeschlossen worden, das wollte sie nicht. Sie hatte Angst vor der Chemo, vor einem langen Leiden mit unerträglichen Schmerzen.

Ich danke Gott, dass er sie zu sich gerufen hat und sie einen schnellen Tod hatte.

Lieber Robert, so schwer wie es auch war im Augenblick ihres letzten Atemzuges bei ihr zu sein und sie loslassen zu müssen. So ist es doch tröstlich, dass wir bei ihr waren. Wir hatten alle unsagbare Angst vor diesem Moment. Im Nachhinein ist es ein gutes Gefühl, meine Mama nicht alleine gelassen zu haben.

Ich wünsche Dir alle Kraft der Welt, dass Du diese schlimme Zeit gut durchstehst. Gott möge Euch helfen.

Ich sende Dir eine stille Umarmung.

Liebe Grüße - Angela
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