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Alt 26.12.2006, 20:57
Arielle Arielle ist offline
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Standard ...ich war nur ganz kurz draussen...!

Auch mein Papa hat uns am 9.12.2006 verlassen... Nach einem halben Jahr mit der Diagnose BC mit Hirnmetastasen hat er es geschafft! Ich denke, soweit es geht, war es noch ein "schönes" halbes Jahr für ihn mit - zum Glück- nur wenig Schmerzen. Er war bis zum letzten Tag in das Familiengeschehen eingebunden, sein Krankenbett stand anstelle der Couch mitten im Wohnzimmer und es war wirklich immer jemand da für ihn...! Das Krankenhaus war ihm total verhasst und so haben wir alles daran gesetzt, um ihn zu Hause haben zu können.
Ich habe die letzten vier Wochen mit beiden Kindern bei meinen Eltern geschlafen (ich auf der Couch bei ihm im Wohnzimmer), damit immer einer für ihn da ist. Auch vorher bin ich schon immer mit ihm zu seinen Bestrahlungen, zum Hausarzt usw. gefahren - man sollte meinen, daß uns das noch näher zusammengebracht hätte...
Das Schlimme war für mich die Nacht, als er ging...
Ich war die ganze Zeit auf, habe ihm noch zu trinken gegeben, seinen Sauerstoff in die Nase gesteckt, ihn gestreichelt...er war so unruhig die letzten 24 Stunden, ich wußte, daß es jetzt bald passieren würde...
Um 4.30 Uhr kam mein Mann nach der Arbeit vorbei, ich hörte seinen Schlüssel...kurz ging ich hin und weinte kurz bei ihm, weil ich nachts keinen stören wollte, im Flur und ließ die Tür zum Wohnzimmer auf. Drei Minuten später ging ich zurück...da war´s vorbei!!! Er ist nicht eingeschlafen - die Augen waren auf - aber er sah nicht mehr so gequält aus wie vorher unter seiner Atemnot!
Ich hab mir so Vorwürfe gemacht...warum bin ich nicht bei ihm geblieben...hatte er grosse Angst...???

Morgens, als die Ärztin für den Totenschein kam, sagte sie mir, daß es gar nicht so ungewöhnlich sei, daß Sterbende genau diesen Augenblick "nutzen", um loslassen zu können... Es hört sich tröstlich an, aber ich kann nicht wirklich daran glauben.
Ich komm mir vor wie ein Judas, ihn genau da allein gelassen zu haben...
Ich kann auch nicht so trauern, wie es von mir "verlangt" wird, die erste Woche konnte ich kaum weinen, bis auf die Trauerfeier. Auch jetzt ist es mir eher, als sei er immer noch da, er war sowieso ein sehr ruhiger Vertreter seiner Art.
Ich habe nur immer das Gefühl, als übersehe ich jemanden, oder habe etwas vergessen, dann fällt mir ein...ach ja, richtig! Der Papa fehlt!

Was tickt bei mir nicht richtig??? Ich habe ihn wirklich lieb!!!

LG Jenny
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