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Alt 11.09.2003, 21:03
Gast
 
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Standard Astrozythom Grad 3

Liebe Ariane,
natürlich möchte ich Dir auch antworten. Meine Schwester ist am 22. Mai 2003 mit einem schweren epileptischen Anfall zusammengebrochen. Sie hatte bis dahin keinerlei gesundheitliche Beeinträchtigungen. Sie kam per Rettungswagen ins Krankenhaus und wurde sofort untersucht. Schnell stand fest, dass sie was im Kopf hat. Dann wurde weitegesucht (Krebs/Metastasen im Gehirn?) Sie wurde dann in die Uni-Klinik Bonn verlegt. Dort wurde eine Biopsie gemacht. Am 16. Juni dann die niederschmetternde Nachricht "Krebs-Tumor - nicht operabel"! Der Arzt dort (ich war dabei) der Tumor ist noch klein, gerade erst von gut auf böse gekippt. Aber man könne nur bestrahlen und das könnte auch im Heimatkrankenhaus gemacht werden. Sie kam dann also wieder in unser Krankenhaus. Aber die Bestrahlungen wurden in einem Strahleninstitut in Wuppertal gemacht. Nach 4 Wochen wurde endlich begonnen. Ich habe damals auch im Internet nach "Hilfe bzw. Trost" gesucht. Den habe ich dann auch gefunden. Ein junger Mann, auch Austrozytom III, schrieb mir: "So schnell stirbt man nicht, auch nicht an einem Krebs-Tumor." Er lebt schon 6 Jahre damit. Das hat mir Mut gemacht und meiner Schwester auch. Sie war so voller Hoffnung, hat nur für ihre Bestrahlungen gelebt. Mit den Bestrahlungen ging es total bergab. Plötzlich fing es an, die linke Seite wurde gelähmt. Erst der Mund. Das Essen fiel ihr aus dem Mund, das Trinken lief raus. Es war schrecklich und ihr immer peinlicher. Wir haben ihr Mut gemacht, das wird wieder. Dann der linke Arm, dann das linke Bein. Sie schafften es nicht mehr, sie auf den Toilettenstuhl zu heben. Ein Katheder wurde gelegt. Windeln um (Stuhlgang nicht mehr unter Kontrolle). Dann kam das Schlimmste, mit der Sprache ging es immer mehr bergab. Dann versuchten sie ihr einen PEG zu legen, schlug fehl. Eine Fistel, wo der Ausgang hin sollte. Woche drauf neuer Versuch, aber unter Vollnarkose und an anderer Stelle. Danach 3 Tage hohes Fieber und nicht ansprechbar. Freitags sagt der Arzt noch zu mir, in 2-3 Tagen ist sie wieder stabil und dann machen wir mit der Bestrahlung weiter. Sie hatte ja erst 19 und soll 30 bekommen. Den Dienstag drauf bekommen wir einen Anruf vom Pflege-Überleiter des Krankenhauses. Er bot uns einen Hospiz-Platz an. Wir waren wie vom Donner gerührt. Ab ins Krankenhaus und mit dem Mann gesprochen. Der hatte den Diagnose-Bericht schon unterschrieben da liegen. Er hatte schon vor ein paar Wochen auf die Ärzte eingewirkt, ob es nicht besser wäre, sie in ein Hospiz zu tun. Ist doch nett, meine ich jetzt Ernst! Warum haben die Ärzte nie wirklich klar mit uns geredet. Vielleicht hätten wir unsere Schwester nochmal nach Hause holen können. Oder besser noch, wir hätten noch mit ihr vieles klären können, als sie noch sprechen konnte. Anmerken möchte ich noch, bevor jemand sagt, die wollten euch schonen: Ich habe ja im Internet geforscht, dem Arzt klar gesagt, das ich weiß was ein Astrozythom III bedeutet, bzw. immer nachgefragt u.s.w.

Nun liegt meine Schwester im Hospiz.
Halbseitig gelähmt!
Kann den Kopf nicht mehr bewegen!
Kann kein Wort sprechen!
Wird künstlich ernährt!
Trägt eine Windel!
Hat einen Katheder!
"IST BEI VOLLEM BEWUSSTSEIN!"

Wir sind verzweifelt, machen uns Vorwürfe, wollten sie eigentlich nach Hause holen!!!

Aber weißt Du was Ariane: "Wir haben alles richtig gemacht!" Wir haben Entscheidungen getroffen. Oft aus dem Bauch raus, aber die waren und sind sicher richtig.
Ich möchte Dir Mut machen, Mut auch für Deinen Mann und natürlich für Dich und Deine Kinder das Richtige zu tun.
Denn jeder Fall ist anders und kein Mensch ist gleich!

Ich wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft und Mut für die nächste Zeit und hoffe, dass sich für Euch alles zum Guten wendet.

Liebe Grüße
Sabine
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