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Alt 24.09.2008, 10:36
vscheel vscheel ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Liebe Anna,

kriegst erstmal ne dicke Umarmung. Ich kann mich recht gut in Dich reinversetzen. Meine Mama ist im Februar/März an Eierstockkrebs erkrankt. Am Anfang war alles ganz schlimm, dann haben wir in der Uniklinik Freiburg gute Ärzte gefunden und hatten große Hoffnung, dass alles gut gehen würde, auch wenn sie schon in Stadium IIIc war.
Sie hat eine Chemo durchgemacht, jetzt war das gerade vorbei und ich habe 1000 Kreuze gemacht und dachte, so, jetzt in die Reha, dann geht es ihr wieder besser.

Doch vom letzten Chemozyklus schien sie sich nicht zu erholen. Bis festgestellt wurde, dass sie zu viel Kalzium hat. Habe das alles auf die Chemo geschoben. Bei der Suche nach einem Entzündungsherd, weil die Entzündungswerte erhöht waren, kam dann das böse Erwachen: Lebermetastasen!

Jetzt also alles nochmal, und dazu immer das Beil über uns schwebend - der Arzt sagte, wenn sie nichts täten, würde sie bis Weihnachten nicht mehr leben.

Auch ich fühle mich vollkommen zerrissen. Auch kurz vor dem Studienende (wollte eigentlich langsam mal meine Magisterarbeit schreiben) scheinen bei mir jetzt keine Möglichkeiten offenzustehen. Ins Ausland? Kann ich doch jetzt vergessen, würde ich ja nicht wollen. Ich wohne auch eh schon genug weit von zu Hause weg - nur knapp 2 Stunden, aber das ist eigentlich schon zu viel.
Ich habe schon Probleme, meinen geplanten Jahresurlaub in zwei Wochen zu machen, weil ich so schreckliche Angst habe, dass dann etwas passiert...oder dass sich nicht genug um sie gekümmert wird. Und ich möchte doch noch viel Zeit mit ihr haben!! Viel, viel, viel Zeit!
Ich habe aber immerhin eine Schwester, mit der ich mir die Sorgen ein bißchen teilen kann (mein Vater ist vor 3,5 Jahren plötzlich gestorben). Dass Du so alleine dastehst ist wirklich besch...
Du musst auch auf Dich achten! Wenn Du Dich verausgabst, kannst Du ihr außerdem auch nicht mehr zur Seite stehen. Gibt es denn wirklich niemanden, mit dem Du Dir das Ganze ein bißchen teilen kannst? Onkel, Tanten, Verwandte? Nachbarn? Keine Freunde?

Vielleicht kannst Du auch eine Psychotherapie organisieren. Du bist auch nicht für alle Sorgen die richtige Adresse. Das kannst Du nicht alles alleine tragen.
Es gibt spezielle Psycho-Onkologen, die können mit den Ängsten und Sorgen Krebskranker umgehen. In Freiburg hat meine Mutter auch eine solche Hilfe und das tut ihr sehr gut. Allerdings weiß ich noch nicht, wie das wird, wenn sie wieder zu Hause ist.

Ich wünsche Dir viel, viel Kraft!

Vanessa

Geändert von vscheel (24.09.2008 um 10:39 Uhr)