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Alt 10.01.2004, 22:11
Gast
 
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Standard Ich hab da mal ein paar Fragen !?!?!?

Hallo Tesica

Wir erhielten die Diagnose am 1.11.2002 (unseren 23. Hochzeitstag!! & 14 Tage vor dem 50. von Willy!!!! - also über ein Jahr ist es nun her.

Es war sicher kein einfaches Jahr, und das ist euch wahrscheinlich schon klar, aber wenn man sich liebt und für einander da ist, erhält man soviel Kraft, dass man es durchsteht. Wir haben viel Kraft gebraucht, viele Tiefs und Hochs gehabt, aber auch vieles erleben und gewinnen dürfen was wir sonst nie erfahren hätten dürfen, für das sind wir sehr dankbar.

Wir haben Willy, als er in die Klinik ging, also nach der Chemo- und Bestrahlung um den tumor für die Operation zu verkleinern, ein kraftbuch gemacht - ein leeres Fotoalbum (muss unbedingt ein sehr grosses sein!!!). Das Album wurde nur sofern vorbereitet, dass wir vorne die Wörter "Kraftbuch, Mut, Hoffnung, Liebe und Willy" schrieben. Ich schrieb noch eauf der ersten Seite der zweck des buches und dass jeder frei ist etwas für Willy zu schreiben, wünschen, mitzuteilen, auf den Weg zu geben, einkleben, basteln, malen oder Bilder reinzupicken sowie Gedichte, Verse, SMS Wünsche - Sprüche etc. Lieder etc zu schreiben. Heute ist das buch Knubbeldick, voller Zuversicht, Kraftspender und Mutmacher - nicht nur haben Freunde rein geschrieben sondern auch die Ärzte, das pflegepersonal bis hin zu den Röngtenabteilungen - einfach alle, Auch Geschäfter / bank die uns kennen haben geschrieben, Glücksbringer von Glas bis zu Schokoladen Herzen / Marienkäfer etc. eingekelbt, oder einfach nur eine Feder. Kinderbilder fehlen auch nicht. Fotos sind drin sowie ein Blutröhrchen weil Willy's Nierenwerte von der Chemo immer schlecht waren! Viele Karten und Sprüche habe wir in einem ordner da es keine Platz mehr hatte.

Mir hat die Vorbereitung des Buches viel gebracht da ich etwas abgelenkt wurde (es hiess vor der 12stündigen operation, das er als Tetraplegiker aus dem Op kommen wird, also vom hals abwärts gelähmt sein wird. Der Tumor war gerade mal 2mm vom Rückenmark entfernt und bereits über 6cm gross. Er hatte 13 Metastasen - im Moment ist nichts zu sehen an neuen Tumoren, das nächste Staging ist anfang Februar. Er hat einfach seine Phantomschmerzen und Lähmungen. Für ihn war es auch als er in der REHA war ein Kraftspender als die Freunde ihn nicht täglich besuchen konnten.

Für ihn ist das Buch heute noch sehr wichtig.

ich habe Willy am Wochenende vor dem Eintritt in die Klinik zu einem Weekend mitgenommen, Ich habe nachts eine kleine Reisetasche gepackt ind Auto gepackt und habe ihm am nächsten tag gesagt wir sind bei Freunden ca. 200km entfernt fürs Weekend eingeladen - also fuhren wir los. Die erste Station war eine Kirche dessen innere mein Vater machte als ich Kind war (er war Künstler und damals 1972 an Lungenkrebs gestorben). Wir konnten mit dem für unsbekannten Pfarrer sprechen und Fotos der Kirche resp. des Altars, Fenster, tabernakel, Taufbecken und vieles mehr machen. Danach sagte ich zu ihm nun fahren wir einfach los wohin uns der Wind bringt, es war nichst vorbereitet. Wir gingen Richtung Schnee, ruhe und landeten in einem kleinen gemütlichen Hotel genau via à vis des Klosters Einsiedeln. Am nächsten Morgen besuchten wir den Gottesdienst - dabei waren wir zwar zu einem gewissen grad gläubig aber doch nicht regelmässige Kirchgänger, zudem ist er refomiert und ich katholisch. Während des Gottesdienstes strahlte die Sonne wie es sonst oft nur im hohen Gbeirge zu finden ist, die Kirche, sehr gross, kalt, mit vielen Menschen gefüllt machte es nicht unbedingt gemütlich. Während des Gebets, als wir standen, trafen die Sonnenstrahlen die von ganz oben rechts rein kamen in der ganzen Kirche nur auf eine einzige Person, auf Willy - später dann auch auf mich. Für uns war das ein zeichen doch auf das Wunder weiterhin zu hoffen und glauben. Wir gingen dann doch zuversichtlicher wieder heim! Es war der letzte gemeinsame Ausflug - er kann nicht mehr Autofahren und ich kann wegen meiner Behindnerung nicht!

Vielleicht findet ihr so zeichen, es gilt sie nur richtig zu deuten.

Vielleicht möchtest du auch deiner Mum so was machen, es hilft ihr und dir.

Wir bekamen von unseren Feunden und Familie noch ein zeitkonto geschenkt - das hiess nichts anderes als das sie im Personalhaus der Klinik für mich ein Zimmer mit Mahlrzeiten statt Blumen bezahlten, so konnte trotz den enormen Kosten und Belastungen bei der Benutzung der Öv zur REHA-Klinik immer wieder mal ein paar tage oben bleiben anstatt die 6 Stunden Reisezeit (Hin- und Zurück) auf mich zu nehmen. das war eine enorme Hilfe - ich bin nähmlich gehbehindert.

Beides war eine grosse psychische Hilfe für uns alle. ich war auch froh, dass Freunde und die vereinsmitglieder von der Fasnachtsgesellschaft so gut auf Pascal unserem Sohn (damals 18) schauten) in der Zeit als ich bei Willy war.

Das Aufbauen und mit den Freunden über die Situation reden sowie die Bedürfnisse und Probleme ansprechen und sie wirklich um Hilfe bitten dann wenn es nötig ist, ist wichtig und sehr hilfreich.

Aber auch die Tatsache, dass die Onkologen uns gut informierten half uns, leider kamen wir nicht sofort zu dneen so dass wir doch 6 harte nichtinformierte Wochen hinter uns bringen mussten.

Wir konnten dafür mit diesen schlechten erfahrungen auch was für die neuen patienten bewirken, einerseits wird eine selbsthilfegruppe gegründet von uns den Onkologen, dan haben sie bereits verbesserungen eingebracht wie die engere Zusammenarbeit mit der schmerzsprechstunde die bereits im haus eist und das es ein begleit- / betreuungsdienst von krebskranken für Krebskanke geben wird für die Phase wo die Diagnose noch ein Verdacht ist oder sie frisch erstellt wurde. Nicht zuletzt wird besser kommuniziert, dass es einen Psycho-Onkologischen Dienst gibt den man in Anspruch nehmen kann. leider wurde nie darauf hingewiesen, dass Krebs,wenn mann nicht genügend auf der hohen Kante hat, schnell zum finanziellen Ruin führen kann, zumindest bei uns in der Schweiz!

Nun li8ebe Tesica, ich wünsche dir von herzen viel Kraft, dein ganzer Familie und vor allem deiner Mum.

Geniesse die zeit jetzt mit ihr und allen anderen, das ist einzige was man nie nachholen kann, egal ob jemand im Strassenverkehr plötzlich verunglückt oder schwer krank ist.

Ein Gedicht für alle!

"Schreib es in den sand,
wenn jemand dir weh tut.
Das wasser spült es weg!
Meissle es in den Stein,
wenn dich jemand liebt,
den das hält ein Leben lang!"

In diesem Sinne

bis bald, lass uns wissen wie es dir und der Family geht. Wir sind bei dir, sei zwar unbekannterweise aber doch bekannterweise fest umarmt - das brauchen wir alle sehr oft und zu genüge, erhalten es aber leider viel zu wenig.


Es grüsst aus der Schweiz Liz und Willy
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