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Alt 17.04.2003, 04:33
Gast
 
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Standard schlimme gedanken

Vollmond Guten Morgen Ihr Lieben,

Conny, ich stelle aber doch fest, dass Du Deine Gefühle beschreiben kannst. Du siehst in dem Blatt Papier NOCH keinen Sinn. Es kann ja sein, dass die Gefühle des Zorns und der Wut noch zu immens sind und Du noch garnicht bereit bist, diese wirklich nach aussen zu lassen?? Dich noch innerlich in der Abgrenzung wohl fühlst? Das ist nicht negativ gemeint.

Wenn ich so eine Wut auf einen Menschen habe, dass der Schmerz so richtig tief geht, spinne ich in meinem Kopf je nach Situation entsetzliche Rachegedanken, denke keine Ladylike Gedanken, wirbeln sich Worte im Kopf herum, die ich nie aussprechen würde. Ich bin darüber jedes Mal furchtbar entsetzt, doch es hilft mir weitere Schritte zu machen. Meine Aggression spielt sich im Kopf ab.

Dann kommt die große Runde des Selbstmitleids, fühle mich wie das Ärmste Geschöpf der Welt. Das ist leider auch die gefährlichste Phase, denn ich kann dann verbale Hiebe an Menschen verteilen, die ja garnichts für meine momentane Lage können und nicht wissen was sich im Innern für ein Konflikt abspielt.

Und dann muß das Papier her, da wird wie ein Weltmeister geschrieben. Für mich ist es bei einer tiefergreifenden Sache am Anfang nicht möglich, sofort auf verbale Konfrontation zu gehen.
Das geschieht später.

Kommt Ihr Euch auch so "nackt" vor, wenn Ihr es geschafft habt, die ganz tiefen Gedanken demjenigen zu vermitteln, den es betrifft? Mir erging es so mit meinem Bruder. Ich raffte mich auf, um ihm meine ganzen Gefühle darzulegen und schrieb einen langen Brief. Ohne Anklagen, nur ihm zu erklären, WER ich bin und WIE ich mich fühle. Es folgte ein stundenlanges Gespräch, und ich hatte wieder Hoffnung, habe MEINE Erwartungshaltung wieder nach oben geschraubt. Das Ergebnis, gleich Null, aus meiner Sicht. Es wurde mir bewußt, dass er sich nicht mit Gefühlen auseinandersetzen will oder kann, und jetzt tut er mir nur noch leid! Und somit ist das Thema für mich beendet. Klar zwickt es das eine oder andere Mal, denn ich hätte gerade seine Unterstützung und manches Gespräch mit ihm gebraucht.
Ich habe ihm seine Unfähigkeit Gefühle zu zeigen VERZIEHEN, sich damit zu befassen, die Gefühle von anderen einfach nur anzuerkennen, dass sie überhaupt existieren. Und habe ihm VERGEBEN, dass er an meinem Leben nicht wirklich teilhaben möchte, dass er mit meiner Gefühlstiefe, die ich auch zeigen kann, nicht klarkommt. Da er wohl wissen möchte, wie es mir geht, fragt er meinen Sohn!! Er hat wohl Angst, dass wenn er mit mir redet so eine Gefühlsdusselei rüberkommt und er irgendwann seine Barriere fallen läßt.

Ist es nicht wirklich nur die Angst des Anderen, dass er als Schwächling angesehen wird, wenn er wahre Gefühle zeigt und darüber redet? Und eine noch größere Angst, dass man ihm dann weh tun könnte und er garnicht weiß wie er sich dann verhalten soll?
Da bleiben sie doch lieber in ihrer selbst geschaffenen Höhle und warten bis sich DAS Problem von alleine auflöst, so oder so.

Conny, DU hast das RECHT, jeden in Deinen Gedanken anzuklagen, der Dir weh getan hat! Überlege Dir einmal, jeder Nachbar kann seinen Nachbar NUR wegen einem über den Gartenzaun hängenden Zweig anklagen! Das ist eine Lappalie, aber er hat das Recht.
Versuche Dir solch eine Parabel zu schaffen und nehme sie als Aufhänger zum Vergleich mit Deinen Gefühlen. So z.B., wenn der Nachbar zwecks Zweig eine Anklage machen kann, dann kann ICH:.............................................. ........ usw.
Ich weiß nicht, ob es Dir hilft, aber jeder Versuch ist es wert versucht zu werden.

Auch wenn ich ganz gut durch die Wüste meiner Gefühle wandern kann, profitiere auch ich von unseren "Gesprächen". Danke.

ganz liebe Grüße,
Jutta
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