Einzelnen Beitrag anzeigen
  #74  
Alt 20.04.2003, 20:38
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Hallöchen Ihr Lieben,
jetzt weiss ich nicht, ob jemand von Euch an diesen Ostertagen hier rein schaut, aber ich schreibe Euch trotzdem, denn bestimmt guckt Ihr dann nach Ostern wieder nach.

Liebe Kerstin, Du hast Deinen letzten Eintrag wunderbar offen geschrieben, da hab' ich gleich gedacht: Woaw! So nahe gingen mir Deine Worte.
Sie sind so ... erkennend, hm-hm! Ja, versuche das beizubehalten, dass Du mit Deinem "Standpunkt alles beeinflussen" kannst, das hast Du sehr schön gesagt. Und eben auch getan. Du warst da völlig auf dem richtigen Weg, aber eben manchmal kommt halt der "alte Standpunkt" wieder hervor, kaum passiert was, und dann fühlt man sich wieder gleich "weit" wie früher, gell?
Doch wenn Du erlebt hast, dass dieser "neue Standpunkt" Dir geholfen hat, dann ist dies ja der richtige Weg, und einem zweiten Versuch steht ja nichts im Wege, ausser Du Dir vielleicht selbst.
Versuche es nochmals so, Kerstin, ich finde das super!


Ich habe da wieder mal in meinem "Urwald" (Wüste der Gedanken) rum geforscht, und etwas an mir selber entdeckt. Hui ja!
"Rumforschen" im eigenen "Urwald" oder in der "Wüste" schadet übrigens nicht, denn es hilft einem, wenn man es ganz sachlich versucht. Aber das "Sachliche" ist die Bedingung dazu.
Genau darum geht's.
Als Beispiel: Wenn ich jetzt über irgend ein Erlebnis, das mich sehr enttäuscht, das mich sehr verletzt hat, nachgrüble, dann spielen da ja immer die Emotionen, die ganzen Gefühle mit. Der Schmerz darüber scheint da gar nichts anderes zuzulassen als Gefühle.
Also kommt da dann irgendwann bald mal die Wut und der Groll. Nicht nur über das Erlebnis selber, sondern auch darüber, DASS man diesen Schmerz fühlt. Logisch.
Die Wut und der Groll "überdecken" den Schmerz - scheinbar - aber eigentlich ist der Schmerz noch immer da.

Jetzt gibt's da diese "Urwald"-Entdeckung, die ich gemacht habe, und eigentlich war die schon immer da, ich habe sie auch oft angewendet, aber eben nie wirklich bewusst.
Es geht in etwa so: Wenn ich mich in einer schwierigen Verletzungs-Situation befinde, kann ich mich NUR raus wurschteln, ... wenn ich in aller Ruhe darüber nachdenke, wenn ich in mich kehre, und versuche, auf mein Herz zu hören. Dabei versuche ich, sämtliche "Gefühle" und "Emotionen" mal vorsichtig zur Seite zu schieben, und mich und meine Situation einfach ganz sachlich zu sehen, so, als wäre ich ... ein Fremder!
Ein Fremder, der diese Verletzungs-Situation ganz sachlich und nüchtern betrachtet.
Der Fremde betrachtet dann ALLE Seiten. Nicht nur jene von mir, sondern auch jene des anderen, der mich verletzt hat.

Dieses "Fremd-Betrachten" wirkt. Denn es ist in etwa so, als würde ich jemandem anderen zuschauen. - Wie man ja weiss, ist es immer einfacher, anderen zuzuschauen und ihnen gute Ratschläge zu geben. Aber meist sieht man da eben als "Dritter" die Dinge viel sachlicher, viel besser. Das Urteilsvermögen kann Dinge sehen, die der Einzelne beider Parteien vielleicht nicht sieht, weil jeder in seinen Gefühlen drin steckt.

Genau so versuche ich dann also, MEINE Situation als "Fremder" zu sehen, betrachte hier und denke da nach, ... und da kommt man dann auf erstauntliche Ergebnisse, auf Erkenntnisse, die man vorher gar nie so hatte! Plötzlich sehe ich, dass z.B. der andere, der mich verletzt hat, einen bösen Fehler gemacht hat, und ... naja, vielleicht habe ICH das dann auch zugelassen? - Da gibt's viele Möglichkeiten des Erkennens, aber dieses "sachliche" Erkennen - WENN man in Ruhe darüber nachdenkt, OHNE Gefühle - zeigt einem viele mögliche Seiten auf, die man noch nie so gesehen hat.

Genau so habe ich es jetzt auch mit diesem "Urwald"-Nachdenken gemacht, dass ich überhaupt auf diese Erkenntnis gekommen bin. Das heisst nicht, dass ich ALLE Gefühle einfach so weglasse, oder verdränge. Nein, NUR für einen ruhigen Moment, für den Moment des Nachdenkens.

Damit quäle ich mich überhaupt nicht, damit tue ich mir nicht weh, und wenn ich dabei entdecke, dass ich etwas falsch gemacht habe, so werde ich es eben sachlich zur Kenntnis nehmen und es beim nächsten mal besser machen können.
Und wenn ich entdecke, dass andere etwas falsch gemacht haben, so werde ich auch dies sachlich erkennen können, und werde es vielleicht sogar auch verstehen, um besser damit umgehen zu können.


Das geht mit dem Umgang mit dem Schmerz so, liebe Conny.
Ich weiss, meine Worte klingen hier jetzt vielleicht superschlau oder was weiss ich, aber glaube mir, ich hab' das auch nicht dauernd so im Griff, wie es vielleicht scheinen mag. Ich bin da auch auf einem Weg des Grübelns und des Nachdenkens, stecke hier und da noch in meinen eigenen Emotionen drin, wo ich glaube, nicht raus zu kommen.
Aber ich habe diese Tage entdeckt, dass ich offenbar öfters schon diese "Fremd-Betrachtung" bei mir gemacht habe, und dann hatte ich hinterher die "Sache" viel besser verstanden. Ich konnte besser damit umgehen.
Oftmals habe ich diese "Fremd-Betrachtung" eben schriftlich gemacht. Tagebuchmässig. Das hilft auch.
Ich schätze mal, es ist auch ein bisschen eine Übungssache.
Die Dinge sachlich zu sehen, kann man in der Form des Aufschreibens eher schaffen. Das klappt nicht immer, aber je öfter man es tut, um so besser hat man den sachlichen Überblick gewonnen.

Vielleicht ist es auch eine Gedanken-Anregung für Euch? So als kleines Oster-Geschenk? (Grins!) Also ich persönlich werde es nach dieser eigenen Erkenntnis jetzt ein bisschen mehr so versuchen. Irgend was ist da dran! Ich spüüüüüüre es!

Ich grüssele Euch alle ganz lieb,
wünsche Euch noch einen schönen Ostermontag, viele kleine Häschen und bunte Eier, und natürlich gaaaaanz viel Sonnenschein!

Die "krasse" Brigitte
Mit Zitat antworten