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Alt 10.08.2003, 12:12
Gast
 
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Standard Angst aber auch Hoffnung

Liebe Romy,

wir "kennen" uns noch nicht, da ich mich in der letzten Zeit hier im KK ein wenig rar gemacht habe ( bin extrem hitzegeschädigt und habe meinen Mann derzeit auch wieder in einem Kurs der Immun-Chemo ). Aber jetzt muß ich mich hier doch mal einschalten. Vielleicht hast Du ja schon einiges von mir in anderen Rubriken unter Nierenkrebs gelesen ( hauptsächlich in "Niere raus, Tumor raus, was nun....?", wo ich auch aus meinen Erfahrungen mit der Immun-Chmeo berichtet habe ).

Die Aussage der Ärztin bzgl. chron. Gelenksentzündung, die bis zum Rollstuhl führt, kann ich so nicht stehen lassen! Sie ist derart angstverbreitend und m. E. auch wenig hilfreich in Eurer Situation, daß man das einfach so nicht belassen kann.
Natürlich hat die Immun-Chemo Nebenwirkungen, die teilweise sehr stark sein können und nicht unterschätzt werden dürfen. Unter anderem KÖNNEN auch in seltenen Fällen Gelenkentzündungen auftreten, oder vorhandene Gelenkprobleme verstärkt werden. Im Rahmen der Therapie treten zu Muskelschmerzen auch häufig Gelenkschmerzen. Aber sie werden mit Sicherheit nicht in den Rollstuhl führen!!! Man wird unter dieser Therapie sehr genau die Nebenwirkungen beobachten, kann vieles vorbeugend und lindernd machen, und letzlich wird der behandelnde Arzt IMMER eine Dosisreduzierung durchführen, wenn die Nebenwirkungen ZU GRAVIEREND sind, bzw. nicht vertretbar sind. Dies kann im schlimmsten Fall sogar den Therapieabbruch bedeuten. Aber man wird mit Sicherheit niemanden mit dieser Therapie in den Rollstuhl bringen! Diese Äußerung der Ärztin ist m. E. unvertretbar.
Ich kann bestätigen, daß die Immun-Chemo definitiv kein Zucker-Schlecken ist, sondern in der Tat schwer zu ertragen ist. Aber sie ist zu schaffen!!! Und sie hat eine nachgewiesene Erfolgsquote von 30 - 40 %!!! Ich habe diese Therapie schon seit ihren Anfängen (Studie ) bei vielen Patienten als Krankenschwester miterlebt. Und seit letztem Jahr ist bei meinem Mann ein doppelseitges Nierenzellkarzinom bekannt, und er wird auch mit der Immun-Chemo therapiert. Wie es aussieht, auch mit Erfolg: eine Lymphknotenmetastase, die vor einiger Zeit operativ entfernt wurde, zeigte pathologisch neben großen Anteilen von abgestorbenem Gewebe "ausgeprägte regressive Veränderungen". Das heißt, daß die Krebszellen von der Immun-Chemo kräftig "Prügel" bezogen hatten und stark rückläufig waren! Wir können nur jeden ermutigen, der in gutem Allgemeinzustand ist ( das ist wichtig!!! ), die Immun-Chemo zumindest zu versuchen durchzuführen! Sie ist derzeit die EINZIGE schulmedizinisch bekannte Methode, ein Nierenzellkarzinom mit nachgewiesenen, realistischen Erfolgsaussichten anzugehen!
Noch ein paar Worte zur Bestrahlung, die Euch angeboten wurde wegen der Metastase am Kopf: sollte es sich um eine Weichteilmetastase handeln, ist die Chance, sie auch mit der Immun-Chemo zu erwischen, relativ hoch. Wie ich Dich verstanden habe, ist aber der Schädelknochen mit angegriffen worden. Wenn daraus eine Knochenmetastase geworden ist, kann die Bestrahlung sehr hilfreich sein.
Bestrahlung und reine Chemotherapie sind bei einem Nierenzellkarzionom ( bei Weichteilen )nicht wirksam. Hier kann nur die Immun-Chemo (Interferon / Interleukin / 5 FU )packen. Aber bei Knochenmetastasen ist die einzige mir bekannte Möglichkeit hier durch Bestahlung anzugreifen. Die Bestrahlung kann das Wachstum der Knochenmetastase verlangsamen bis zum Stillstand bringen ( und natürlich auch Beschwerden lindern ). Die Immun-Chemo erreicht bei Knochmetastasen leider nur sehr wenig.
Bzgl. Hufelandklinik in Bad Mergentheim kann ich Dir ein wenig berichten. Im Rahmen der Suche nach weiteren Möglichkeiten und Informationen hat mein Mann sich dort auch vor kurzem mal vorgestellt. Hier arbeiten Schulmediziner u. a. auch mit naturheilkundlichen Mitteln, also ganzheitlich. Meinem Mann ist dort vom leitenden Arzt ganz klar gesagt worden, daß die Immun-Chemo bei ihm an erster Stelle steht. Erst wenn diese keinen Erfolg hätte, würde man ggf. mit Mistel in Form von Infusionen einen Versuch starten. Er bekam einen Therapieplan mit therapie - BEGLEITENDEN Vorschlägen, die er zu Hause durchführen kann. Wir persönlich hatten das Gefühl, daß man sich dort jedoch zumindest bei uns erstmal nicht in die laufende Therapie einmischen wollte (und das, wo ich mich nicht als Krankenschwester "geoutet" hatte). Alles, was wir bisher machen würden, wäre auch genau das, was man in der Hufeland-Klinik machen würde. Also z.B. Immun-Chemo mit Interferon-Interleukin-5-FU. Die begleitenden Therapievorschläge könnten wir genausogut daheim machen. Wir hatten mehr das Gefühl, dass man eher auf schulmedizinisch austherapierte Patienten eingestellt ist. Das würde zu der Aussage passen: "Machen Sie doch erstmal alles das weiter. Und wenn das irgendwann nicht (mehr) wirkt, dann können Sie sich ja nochmal wieder hier vorstellen ". Die Therapie in dieser Klinik wird in der Regel nicht von den Krankenkassen finanziert, sondern muss privat bezahlt werden, da hier in erster Linie eben naturheilkundlich gearbeitet wird. Zwar unter Berücksichtigung der Schulmedizin, aber im stationären Aufenthalt wohl mehr naturheilkundlich. Man kann für die Sprechstunde sich bei Chefarzt Dr. Wöppel einen Termin geben lassen und, wie wir es gemacht haben, zu einem Beratungsgespräch vorstellig werden. Die Kosten hierfür beliefen sich bei uns auf ca. € 76,--. Mehr kann ich Dir zur Hufeland-Klinik leider nicht sagen.
Ich wünsche Euch alles Gute, die Geduld und auch die richtigen Gesprächspartner, um zu einem für Euch sinnvollen Therapieweg zu finden.
Liebe Grüße
Ulrike
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