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Alt 13.08.2008, 18:27
susaloh susaloh ist offline
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Es ist wohl nicht ausnahmslos so, dass man nicht mehr "die Alte" wird - ich selber bin eigentlich sehr überrascht, wie es mir ergangen ist, denn ich hatte mir diesbezüglich keine großen Hoffnungen gemacht, besonders nachdem ich aus den Beiträgen hier ein ähnliches Bild gewonnen hatte.

Ich war 45 bei Diagnosestellung und war ein Jahr in Behandlung - von der Diagnose, neoadjuv. Chemo mit drei heftigen Präparaten, über Ablatio beidseitig, Bestrahlung bis hin zur AHB, nehme jetzt noch Tamoxifen. Danach habe ich wieder angefangen zu arbeiten, im Jan. 07, 3/4 Stelle. Tatsächlich war ich die ersten Monate noch oft sehr müde am Wochenende und abends auch zu nichts mehr zu gebrauchen. Aber: Mein Job war liegen geblieben das ganze Jahr und ich musste gleich tierisch ran, um den Abstand zum restlichen Projekt wieder aufzuholen. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Arbeit eines ganzen Jahres schließlich in 3 Monaten nachgeholt habe! Und dann ging es immer so weiter - eigentlich bin ich beruflich erst richtig durchgestartet seit der Krebserkrankung! Seit September hatte ich eine unbefristete Stelle und plötzlich die Verantwortung für 5 Mitarbeiter (die ich erstmal einstellen musste!) und durfte ganz selbständig was aus dem Nichts aufbauen. Bei mir hat die Krebserkrankung auch psychisch was geändert: Ich bin energischer und entscheidungsfreudiger geworden. Keine Zeit mehr zu verplempern, vielleicht ist es das?!?. Ich will Taten sehen, und zwar sofort. Ich bin reifer und spiele eindeutig eine andere Rolle jetzt, kann und will andere führen (so doof sich das anhört), will was bewegen. Immer wieder wundern sich Leute über meinen schier unerschöflichen Optimismus und über meine Energie. Jetzt habe ich mir gerade ein neues Projekt an Land gezogen und gehe jetzt auf eine volle Stelle. Jetzt im Urlaub habe ich die Lage mal so ein wenig reflektiert und habe mir gesagt - okay, vielleicht kommen die Metastasen irgendwann, z.B. nach 5 Jahren (hatte einen lokal fortgeschrittenen aber relativ langsam wachsenden Krebs). Bis dahin ziehe ich das neue Projekt durch, und wenn´s das letzte ist. Ich lebe mein (Berufs-)leben so, als wenn jedes Jahr das letzte wär, denn ich weiß, wie schlagartig es vorbei sein kann. Wenn ich Metastasen bekommen sollte, werde ich alle Energie in den Kampf ums Überleben stecken müssen. Aber jetzt lebe ich - und kann gar nicht genug davon bekommen. Auch im Privatleben nicht, ich will z.B. am Strand immer weiter wandern und niemals umkehren - genieße es so, die Kraft zu spüren, immer weiter wandern zu KÖNNEN!
Ich weiß, dass ich ein Glückpilz bin und wahrscheinlich eine Ausnahme, aber auch die gibt es!!

LG Susaloh

Geändert von susaloh (13.08.2008 um 18:30 Uhr)
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