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Alt 08.02.2013, 16:54
Julia41 Julia41 ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Krebs mit Lebermetastasen und es geht ihm sehr schlecht :-(

Liebe Tatti,

es tut mir sehr leid, dass dein Vater gestorben ist und doch kommt mir alles sehr bekannt vor. Auch ich habe meinen Papa am 27.1.13 verloren. Bei ihm war es ähnlich:
Er wurde am 31.1.12 mit starken Bauchschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert. Es hätte alles mögliche sein können, aber man stellte fest, dass er einen Darmverschluss hat, der bereits zu einer Entzündung im Bauchraum geführt hat. Daher auch die Schmerzen. Vorher war er nie wirklich krank. Verdauungsprobleme und Blähungen mit Übelkeit hatte er öfters und Durchfall. Nie hätte ich an so was gedacht.
Er wurde also operiert. Bei der Op wäre er fast gestorben. Ihm wurde der gesamt Dickdarm entfernt, da der Tumor so groß war, dass er bereits in einen anderen Teil des Dickdarms gewachsen war. Er bekam einen künstlichen Darmausgang. Leider hatte der Krebs schon in die Leber und den Bauchraum gestreut. Heilungschance gleich null. Dennoch erholte er sich wieder von dieser Op. Das größte Problem war jedoch seine Bauchfellentzündung und der nicht gut funtkonierende Magen-Darmbereich. Er musste jeden zweiten Tag operiert werden und das kostete ihn viel Kraft und Nerven. Dennoch war ich stets zuversichtlich, da er alles gut weg steckte. Nach eineinhalb Wochen konnte er auf die Wachstation. Ihm und auch uns ging es an diesem Tag richtig gut.Leider musste er sich wegen erhöhter Produktion von Gallenflüssigkeit übergeben. Teile davon gelangten in die Lunge. Er bekam eine schwere Lungenentzündung, Nierenversagen und eine Blutvergiftung. Nach einem Tag war er wieder auf der Intensivstation. Er lag eine Woche im künstlichen Koma, wachte aber wieder auf. Doch er war nicht mehr der ALte. Er hatte kaum noch Kraft zu sprechen. War schnell gereizt und redete oft wirres Zeug. Ich machte mir wahnsinnige Sorgen, doch dachte ich jetzt kann erst einmal nix mehr kommen. Donnerstags sagte man mir am Telefon, er säße im Stuhl und liest die Zeitung. Ich war so glücklich. Man überlegte auch ihn auf die Wachstation zurück zu verlegen. Ich dankte Gott, für diese positive Entwicklung.
Einen Tag später musste er plötzlich wieder an die Beatmungsmaschine, die man jedoch samstags wieder entfernte. Dennoch sah ich, dass es ihm wieder nicht gut ging. Als ich sonntags anrief, um zu fragen ob er bereits operiert war und wie es ihm geht, sagte man mir, wir sollten schnell ins Krankenhaus kommen. Man müsse einiges besprechen.
Was die Ärzte uns dann sagten war ein Schock. Er hatte wieder eine schwere Lungenentzündung. Außerdem hatte er vormittags 2 Herzstillstände, aus denen er aber von selbst wieder heraus kam, denn eine Reanimation wollten wir nicht, da das Herz das einzige ORgan war, dass noch gut arbeitete.
Man fragte uns, was wir uns noch an Behandlung wünschen, da sie das Gefühl hatten, dass mein Vater am Ende seiner Reise war. Eine Dialyse lehnten wir ab. Die Frage nach einer maschinellen Beatmung verneinten wir auch, da man die Gefahr sah, dass er dann vielleicht an der Maschine hängt und man den Zeitpunkt ihn gehen zu lassen verpasst hat. Wir einigten uns auf eine Antibiotika Therapie mit Beatmungsmaske. Wenn er die Kraft hat, reicht die Therapie. Außerdem war sein Bauch immer noch offen, da sich immer noch Keime in der Fettschicht befanden.
AM Anfang war er noch stabil, doch dann wurden seine Werte immer schlechter. Wir saßen da und warteten auf seinen Tod, immer in Begleitung des Monitors. Gegen halb elf abends wurde er erlöst. Wir waren bis zum Schluss bei ihm. Es war das Schlimmste was ich bisher in meinem Leben erlebt habe.
Noch heute frage ich mich, ob ich nicht doch für eine Beatmung an der Maschine hätte stimmen sollen, so wäre er noch da. Vielleicht hätte er gewollt, dass er noch länger lebt. Ich weiß es nicht. Wenn ich im Forum lese, wie viele es trotz Lebrmetastasen noch schaffen, relativ gut eine Zeit lang zu leben, dann denke ich immer, dass es eine falsche Entscheidung war. Meine Schwester hingegen ist sich sicher, dass er nicht mehr wollte. Sie hätte es in seinen Augen gesehen. Er hätte nur noch gequält geguckt.
Ich stelle mir ständig diese Frage, war die ENtscheidung richtig. Ich weiß es nicht. Fakt ist, er ist nicht mehr da und ich vermisse jeden Tag mehr. Mir war immer wichtig, dass mein Papa glücklich ist und ich konnte ihm dennoch nicht helfen.
Ich hoffe, dass ich es irgendwann schaffe, nicht mehr zu weinen und mit einem Lächeln an ihn denken kann.
Das wünsche ich dir auch.

Alles Liebe Julia
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