[Mirilena]

Liebe Yvonne,

kann sehr gut sein, dass dein Bruder dich "schützen" wollte und dir deshalb nichts von seiner Krankheit erzählt hat. Mein Papa wollte uns auch schützen und uns weitere Metastasen verschweigen. Wir haben es aber doch in erfahrung gebracht und dann mit ihm darüber gesprochen und ich hatte den Eindruck, dass er erleichtert war, nicht mehr ganz allein damit konfrontiert sein zu müssen. Ich könnte mir daher auch gut vorstellen, dass es ähnlich bei deinem Bruder ist und er vielleicht auch froh sein wird, wenn er sich dir nun anvertrauen kann. Es tut einfach gut, wenn man eine solche Krankheit nicht allein durchstehen muss, sondern liebe Menschen an seiner Seite weiß.

Dass du am Anfang einfach komplett überfordert, verängstigt, verzweifelt und tieftraurig bist, ist eine vollkommen normale Reaktion auf eine solche Nachricht. Mir ging das genauso, als ich erfuhr, dass mein Vater Lungenkrebs hat. Ich war sogar wütend und habe daheim geschrien, weil ich alles nur ungerecht fand... Es dauert eine Zeit, bis du selbst diese Diagnose und Krankheit "annehmen" kannst. Du bist jetzt dabei Informationen zu sammeln und dich auseinanderzusetzen. Aus eigener erfahrung kann ich dir nur empfehlen, lies nicht zu viel, denn die Krankheit verläuft bei allen Menschen unterschiedlich und insofern gibt es keine allgemein gültigen Aussagen... Und lass dich nicht von Prognosen und Statistiken verrückt machen!!!

Ich denke auch, dass es am besten sein wird, wenn du ein offenes Gespräch mit deinem Bruder suchst! Und hab keine Angst davor, dass du eventuell in Tränen ausbrechen musst. Auch das ist doch ganz verständlich! Du liebst deinen Bruder und machst dir Sorgen. Und womöglich weint ihr dann gemeinsam und gebt euch gegenseitig Halt. Du wirst bestimmt das Richtige tun!

Liebe Grüße
Miriam