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Alt 16.06.2008, 09:11
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Registriert seit: 15.02.2008
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Standard AW: Ich verstehe gar nichts mehr

Lieber Tom,

die Angst, die Sorge, die Verzweiflung und das Gefühl, alleine kämpfen zu müssen stehen deutlich in Deinen Beiträgen.

Aber mich als ANGEHÖRIGE hat ein Satz verärgert. Du beschwerst Dich darüber dass die Angehörigen nicht gefragt werden, wie es Ihnen geht. Zum einen habe ich - vor allem in diesem Forum - aber auch zuhause eine ganz gegenläufige Erfahrung gemacht und empfinde es daher als unfair wenn Du eine solche Behauptung so "global" aussprichst und zum anderen finde ich, dass gerade jetzt nun einmal der Zeitpunkt ist, dass wir uns ein bißchen mit den Ansprüchen zurück nehmen.

Bei allem Verständnis - das ich wirklich habe - für Deine Verzweiflung entsteht in mir der Eindruck, dass Du durch Deine Wünsche, die alle für sich nachvollziehbar sind, starken Druck auf Deine Frau ausübst. Natürlich geht es Dir schlecht. Gar keine Frage. Und ganz sicher stehst Du auch Ängste aus, denen Du Dich noch nie gegenüber gesehen hast. Deine Frau aber ist im Moment wahrscheinlich völlig orientierungslos. Wirf ihr nicht vor dass sie die Ärzte nicht hinterfragt. Ich empfinde das als Vertrauen gegenüber den Ärzten - und glaube mir, dass ist allemal besser als hätte sie das Gefühl nicht gut aufgehoben zu sein. Deine Frau hat eine Diagnose bekommen die ihr vermutlich den Boden genommen hat. Jetzt ist es an Dir, Dich soweit in den Griff zu kriegen dass Du ihr helfen kannst. Als Stütze, als verständnisvoller Begleiter. Sie gibt den Weg vor und Du wirst sie - soweit wie Du kannst - begleiten. Es gab hier mal eine schöne Beschreibung dazu. Du kannst den ein oder anderen Stein aus dem Weg räumen und schöne Pflanzen an die Seite stellen, aber den Weg wird sie letztlich gehen müssen. Und niemand von uns "Angehörigen" (obwohl ich diese Splittung nicht besonders mag) wird jemals wirklich nachvollziehen können, was das heißt.

Meiner Meinung nach solltest Du ein bißchen den Blickwinkel ändern. Wenn sie Dich bei den Gesprächen nicht dabei haben möchte, wird sie ihre Gründe haben. Und ob sie nun, oder die Ärzte die Entscheidung gefällt haben, dass sie da bleibt, es ist für sie sicher nicht leichter durchzustehen wenn sie von Dir immer die Enttäuschung darüber spürt. Du bist jetzt der Part, der in meinen Augen signalisieren muss dass sie bei Dir alle Sorgen loswerden kann. Und vor allem auch, dass Du stark genug bist, sie zu tragen. So hart das klingt, aber ob Du selbst damit einverstanden bist ist, finde ich, zweitrangig.

Es tut mir leid, dass Du Medikamente benötigst um mit der Situation zurecht zu kommen. Aber Deine Frau - so finde ich - sollte nicht das GEfühl haben, dafür verantwortlich zu sein. Weder dafür, dass es Dir schlecht geht (weil sie erkrankt ist), noch dafür, dass es Dir wieder besser geht.

Ich teile Susannes Einschätzung. Und das als "Angehöriger".
Ich wünsche Dir Kraft für zwei - denn die brauchst Du jetzt damit Du Deine Maus ein Stück tragen kannst wenn ihr die Kräfte fehlen.
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Liebe Grüße - Bibi
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