Einzelnen Beitrag anzeigen
  #38  
Alt 06.05.2008, 14:43
Benutzerbild von Bianca-Alexandra
Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.02.2008
Ort: Bonn
Beiträge: 1.497
Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Die Nebenwirkungen: - bitte beachten, Nebenwirkungen sind stark abhängig vom Allgemeinzustand, der Vorbehandlung und der aktuellen Medikation und variieren daher deutlich! Meine Mutter befindet sich auch 1 Jahr nach der Diagnose in einem vergleichsweise guten Allgemeinzustand. Hier werden individuelle Erfahrungswerte wiedergegeben.

Cisplatin / Eteposid

Haben Übelkeit verursacht die aber recht gut behandelbar war. Natürlich viel die Kopfbehaarung aus, die Blutwerte fielen zwar, hielten sich aber dann recht stabil. Eine Spätfolge der Behandlung ist sog. Mißempfinden; die Fingerkuppen sind z. B. teilweise taub. (Hier bin ich nicht mehr sicher ob es eine direkte Folge dieser Medikamte oder eines anderen Chemoproduktes ist. Die Folgen traten erst vor ein paar Wochen auf und können auch durchaus ein Ergebnis der Mischung sein.) Gegen die Übelkeit hat sie Emend Kapseln erhalten (jeweils kurz vor der Chemo an den Chemotagen einzunehmen. Sofern es nicht ausgereicht hat, oder weitere Beschwerden auftraten wurde nach Bedarf Cortison in die Infusionsflasche hinzugegeben.

Docetaxel / Cisplatin

Diese Kombi scheint starke "Missempfindungen" auszulösen. Bisher kannte ich das "nur" als zum Beispiel starkes Stechen im Fuß oder Taubheitsgefühl in den Füßen (vorwiegend Zehen) und teilweise Fingern. (Das nachfolgende ist eine untypische Nebenwirkung) In den Fersen haben sich Entzündungen gebildet. Das darunter liegende Gewebe scheint zerstört. Durch die Taubheit kann auch kaum Heilungskontrolle stattfinden; das Schmerzgefühl bleibt aus. Die Fersen meiner Mom sind knallrot, vorzustellen als hätte man mit dem Hornhauthobel zuviel abgetragen, so sieht es aus. Wenn sie steht (was sie jetzt sehr vermeidet) sieht es aus, als hätte jemand parallel zum Boden rund um die Ferse einen 2 cm breiten Streifen gerötet. Laut aktueller Diagnose hat sie in beiden Fersen eine Entzündung, das Gewebe darunter ist zerstört. Leider müssen wir damit rechnen dass sich die Haut ablöst - was wir natürlich ncith hoffen. Des weiteren hat sie jetzt mehrere Stellen die sich verfärben, an den Zehen, an der Seite der Füße. Die Stellen sind rot/braun. Es haben sich auch teilweise etwas ähnliches wie Blasen gebildet. Die Fersen schmerzen schon wenn sie mit der Bettdecke in Berührung kommt. Salben oder ähnliches kann sie allein aufgrund dessen schon nicht auftragen. Inzwischen sind sowohl die Zehen als auch die Fersen taub. Dadurch fällt es ihr schwer einzuschätzen ob sie die Füße wieder aufsetzen kann oder so den Heilungsprozeß verzögert. Der Arzt hat darauf hingewiesen dass die Gefahr besteht, dass die Finger- und Fußnägel ausfallen. Die verfärben sich dann zuvor und lösen sich im Anschluss. Wachsen aber i. d. R. wieder normal nach. Im Gesicht haben sich ähnliche Verfärbungen gezeigt. Die PArtien um die Wangenknochen sind stark gerötet, die Partie rund ums Kinn ist wiederum rotbraun. Die Verfärbungen im Gesicht scheinen stärker zu werden wenn sie gelegen hat, sind aber bis dato ohne Schmerzen. Im Anschluss an die Verfärgungen schuppt sich die Haut der betroffenen Stellen ab. Sieht aus wie bei einem abklingenden Sonnenbrand. Des weiteren hat sie in den ersten Tagen nach Chemo Verabreichung verstärkt Magenschmerzen. Wir sind aber nciht sicher ob hier auch ein Zusammenhang zu Ihrem latenten Morbus Crohn bestehen kann. Bis die STARKEN Missempfindungen und Entzündungen in den Fersen auftraten hatten wir den Eindruck dass sie diese Kombi im Vergleich sehr gut verträgt. Die NW waren sehr gering und die Blutwerte werden bei Weitem nicht so angegriffen. Allerdings scheinen sich die Auswirkungen von Chemo zu Chemo sehr zu steigern. Die Nebenwirkungen sind am stärksten ca. 5-7 Tage nach der Chemo, nach weiteren 7 Tagen flauen sie wieder ab (bis auf das Missempfinden), die Erholungsphasen werden aufgrund der 3-wöchigen Therapiepausen sehr gering. Die Blutwerte allerdings scheinen sich stetig zu bessern. Eine geringe und fast eher angenehme Nebenwirkung scheint zu sein dass sie zunimmt. Gemäß entspr. Lektüre im Internet werden neben den anderen Behaarungen nun wahrscheinlich auch die Wimpern ausfallen die bisher immer standhaft ihren Platz verteidigt haben.

Der Arzt hat uns auch erläutert dass wir leider keine Alternative haben.


Dexamethason
Als Maßnahme wurde uns Cortison (Dexamethason) empfohlen, in der Anleitung stand allerdings, dass Dexa. schon allein bei der Therapie empfohlen wird. Unser Arzt scheint sich allerdings etwas gegen proph. Anwendung auszusprechen. Ob das gut ist? Die Dosis wird vom Onko so niedrig wie mgl. gehalten. Langsam scheint es zu wirken, die Schmerztropfen Tramal wirken bisher am besten gegen die Schmerzen. Meine Mutter ist durch das Dexa etwas unruhig ist und kann nicht richtig schlafen. Außerdem fällt mir jetzt, wo sie ca. 1,5 Wochen Dexa nimmt auf, dass sie sich Dinge nicht mehr gut merken kann. Sie setzt z. B. ihr Glas weg und beginnt zu diskuttieren warum man es weg gestellt habe. Sie vergisst Gesprächsinhalte, ist fahrig, leicht reizbar. Sicher kann ein Teil der NW auch an dem "nichtschlafen können" durch den Push Effekt liegen.


Bestrahlung Brustkorb:


Die Haut ist recht sensibel; sie darf unter und in der ersten Zeit nach der Bestrahlung keiner Sonne oder Solarium ausgesetzt werden. Während der Dauer der Behandlungen darf die Haut nicht gewaschen, sondern bestenfalls abgepudert werden (Penaten Babypuder). Dies dient nur der Vermeidung von Nässe die wiederum eine Entzündung der Haut begünstigen würde. Je nach Einstellung können leichte Verbrennungen wie von einem Sonnenbrand auftreten. Hierbei ist aber nicht nur die Stelle zu beobachten, in die die Strahlen eindringen, sondern auch die gegenüberliegende, an der sie den Körper wieder verlassen. Es gibt Salben die das Abklingen beschleunigen sollen.

Prophylaktische Ganzhirnbestrahlung:


Bei meiner Mutter wurde der Schädel von links und rechts bestrahlt, das Bestrahlungsfeld muss man sich wie eine Rundung auf jeder Seite rund um das Ohr herum vorstellen. Diese Rundung stoppt am Nacken und zur anderen Seite am Gesichtsfeld. Die Strahlen gehen also nicht auf die Gesichtshaut und treffen beim Eindringen in den Schädel nicht auf die Augäpfel. Die Nebenwirkungen habe ich als dezent - und im Vergleich zu der viel geringeren Gefahr der Hirnmetastasen - als "ertragbar" empfunden, allerdings kann ich auch nicht aus eigener Erfahrung sprechen. Bei meiner Mutter fielen die Haare aus. Die Haut wurde empfindlich und vor allem die Ohren schienen die Hitze der Besrahlung aufzufangen und über den Rest des Tages wieder abzugeben. Die Haut hinter den Ohren war sehr entzündungsanfällig weil sie gerne nässt. Ich denke, eine prophylaktische Puderung aber der ersten Bestrahlung beugt vor. Des Weiteren hatte sie (sehr leichte) Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie manchmal Schwierigkeiten mit dem Sehen. Die leichte Übelkeit war gut behandelbar, gegen die Gereiztheit half nur schnelles Ducken. Hier ist alles gelistet, aber die Nebenwirkungen insgesamt waren - vor allem im Vergleich zur Chemo - vergleichsweise gering und gut zu handeln.

Schmerzmedikationen, Übelkeithemmer, zu wenig Trinken

Leider sind fast alle Schmerzmittel und Übelkeitshemmer (z. B. Zofran, Emend) verstopfungsfördernd. Gerade innerhalb der Chemo - die auch gerne Verstopfungen begünstigt, ist deshalb ganz besonders, vor allem wenn zusätzlich Schmerzmittel genommen werden, darauf zu achten, das der Stuhl in Ordnung bleibt. In Ordnung bedeutet, dass spätestens alle zwei Tage eine Verdauung erfolgen sollte. Der Stuhl darf keine Schmerzen verursachen. Prophylaktische Abführmittel können eine normale Konsistenz begünstigen. Meine Mutter wurde kurz vor dem Darmverschluss eingeliefert. Hiermit ist also nicht zu spassen. Schmerzmittel machen je nach Dosis und Mittel auch gerne lethargisch und teilnahmslos. Falls dies der Fall ist und reduziert werden soll - bitte langsam reduzieren. Die Schmerzen sollten im Idealfall erst gar nicht wieder auftreten.

Trinken ist sehr wichtig. Zum einen müssen die Giftstoffe aus Leber/Niere und dem Gewebe ausgespült werden, zum anderen trägt auch das Trinken (!) zur normalen Verdauung bei. Während dem Gang durch den Darm wird der Nahrung Wasser entzogen um später über die Blase ausgeschieden zu werden. Der Arzt erkannte damals bei meiner Mutter sofort dass sie akuten Flüssigkeitsmangel hat und sie kam direkt ans Kochsalz. Wenn meine Mutter nicht trinken mag half es am ehesten, ihr immer wieder irgendetwas hinzustellen. Vorzugsweise indem ich mir selbst auch etwas genommen habe. 2 Ltr. müssen sein. Wenns so gar nicht schmecken will oder das Schlucken schwierig wird hilft auch der Strohhalm Trick. Warum auch immer. Hilft alles nichts, kann man den Arzt fragen ob zumindest unterhalb der Chemo ein Beutel Kochsalz extra gegeben werden kann. Zwar schwellen dann Gelenke und so weiter mehr an, aber es hilft zumindest kurzfristig ein bißchen die Giftstoffe wieder auszuschwemmen. Unser Arzt hat es damals gemacht.

Abfall der Blutwerte

Die Chemo und - je nach Bestrahlungsregion - auch die Bestrahlung haben die Folge, dass sich die Blutwerte verschlechtern. Dies tritt zumeist phasenweise auf und ist - wenn man davon weiß - relativ gut kalkulierbar. Jedes Chemomedikament hat sog. "Tiefphasen" in denen die Werte am schlechtesten sind. Davor findet der Abbau und danach der Aufbau der Werte statt. In der Regel liegt dieser Tiefpunkt zwischen 7 und 15 Tagen nach der Chemo. Wenn man das weiß, erschrecken einen die tiefen Werte um diese Zeit nicht mehr so. In der Regel findet der Blutkontrolltermin zu etwa der Zeit statt, zu der die Werte vom Arzt am tiefsten vermutet werden. Es gibt auch eine Übersicht im Internet (oder beim Arzt erfragen), die mit ungefähren Zeitangaben des Tiefstpunktes zu den einzelnen Chemomedis versehen ist.

"Blutpusher" hier Neupogen und Neulasta

Um die Blutwerte bei starkem Abfall wieder etwas in die Höhe zu bringen, können so genannte Pusher verwendet werden. Meine Mutter hat bisher dann Neupogen erhalten, im Forum habe ich auch einiges über Neulasta in Erfahrung bringen können. Die Wirkweise ist bei beiden fast identisch. Neupogen wird per Spritze (wie eine Trombosespritze) 1x tgl. in die Bauchdecke injeziert. Meine Mutter hat das zuhause gemacht. Wieviele Tage die Behandlung erfolgt ist abhängig von den Werten. Durch die Injektion wird das Knochenmark (Wirbelsäule und Brustbein) animiert, mehr Blutstoffe zu bilden. Gleichzeitig werden die neuen Plättchen früher in die Blutlaufbahn ausgeschüttet. Die Menge wird also erhöht und die "Produktion" verkürzt. Das bedeutet leider auch, dass die ausgeschütteten Leukozyten noch nicht ganz fertig sind wenn sie in die Blutbahn gelangen. Ein Teil davon entwickelt sich im Blut fertig, ein anderer Teil stirbt relativ schnell ab. Daher ist Neupogen nur eine Überbrückung bis der Körper die Produktion wieder selbst im Griff hat. Vorteil von Neulasta ist hier, dass die sog. "Halbwertzeit", also die Überlebensdauer der Zellen im Blut, länger ist. Beide Medikamente haben durch die Stimulation des Knochenmarks Knochenschmerzen zur Folge. Laut Aussage unseres Arztes sind die Schmerzen bei Neulasta stärker und die zu verabreichende und notwendige Menge schlechter kalkulierbar. Neulasta scheint länger zu wirken.

Remission / Komplettremission

Konnte der Ursprungstumor unterhalb der Nachweisgrenze (üblicherweise < 5 mm) zurückgedrängt werden, so spricht man von der Remission. Eine Komplettremission ist erreicht, wenn kein Krebs mehr nachweisbar ist.

Gerade beim Kleinzeller ist ja leider die Gefahr des Wiederauftritts sehr hoch. Gerade im Hinblick auf die Chemopräperate falls er wieder auftaucht, wird unterschieden ob er innert 3 Monaten wieder auftrat oder später. Kommt der Krebs innerhalb der 3 Monate zurück wird man versuchen, ein Medikament zu verwenden dass in der ersten Chemo nicht enthalten war.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
*********************
Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens

Geändert von Bianca-Alexandra (15.07.2008 um 11:02 Uhr)
Mit Zitat antworten