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Alt 10.07.2010, 15:59
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo Ihr Lieben,
ich finde Eure Ansichtsweisen sehr interessant und vielseitig. So unterschiedlich der Mensch, so unterschiedlich auch sein Denken und Handeln und eben auch der Umgang mit Trauer. Wobei, was bedeutet eigentlich das Wort Trauer? Wie definiert man es? Es gibt ja dieses berühmte "Trauerjahr". Halte ich persönlich für völlig bescheuert. Ein Jahr wird getrauert und dann ist wieder gut oder wie? Nach der Ansicht mancher Menschen sollte das so sein. Merke ich selber. Oft genug hört man: jetzt ist ja mal wieder gut, das Leben geht weiter, usw. Blablabla...... Ich habe meinen Vater verloren, wenige Jahre später meine Mama und wieder wenige Jahre später meinen Mann. Obwohl meine Eltern ein hohes Alter erzielt hatten, war der Verlust für mich unermesslich. Mein Mann war relativ jung, auch dieser Verlust unermesslich. Natürlich ging das Leben nach jedem Verlust weiter. Aber es nicht das gleiche Leben, für mich ist es mehr ein "Überleben". Nach Mariesols Meinung (liebe Mariesol, bitte nicht falsch verstehen, kein persönlicher Angriff, nur meine Meinung) bin ich auch krank, da depressiv. Ich weigere mich allerdings, diese Aussage zu akzeptieren. Wenn es so wäre, dann könnte mir ja tatsächlich ein Psychotherapeut oder Trauerbegleiter helfen. Für mich unnötig, da die Hilfe, die ich bräuchte, mir niemand geben kann. Es muss mir keiner erzählen, wie schön ein Sonnenaufgang ist, wie wunderbar Blumen blühen, usw. Das weiß ich selbst. Die einzige tatsächliche Hilfe würde für mich darin bestehen, die Menschen wieder zu haben, die ich verloren habe. Das kann aber weder eine Trauerbegleitung, noch sonst jemand. Natürlich könnte man mit einer Packung Antidepressiva oder Transqualizer jede Woche entweder fröhlich durch die Gegend hüpfen oder vollgedröhnt dahinschleichen. Will ich das? Nein, will ich nicht. Wäre ja nur "Problemübertünchung". Möchte dazu gleich anmerken, dass bei einer tatsächlichen krankhaften Depression diese Mittel sicherlich angebracht sind. Achtsam dosiert und eingesetzt, evtl. auch in Anfangsphasen der Trauer. Für mich persönlich würde das jedoch nur noch ein zusätzliches "Suchtproblem" werden. Denn sofort in dem Moment, indem die Wirkung nachlässt, wären meine Gedanken die gleichen, die Sehnsucht wäre wieder da. Nach draußen wirke ich übrigens auch relativ "normal". Immer ein lustiger Spruch auf den Lippen. Man ändert durch die Trauer ja nicht seinen Charakter. Womit wir wieder bei dem Wort Trauer sind. Wenn es Trauer ist, dass man sich Zeit seines Lebens nicht mit dem Verlust von Menschen abfinden kann, dann werde ich bis an den Rest trauern. Ich sehe auch heute noch die schönen, blühenden Blumen, den Sonnenaufgang, ein Kinderlachen, usw. Aber mit anderen Augen. Nie mehr so, wie es ursprünglich einmal war. Denn immer ist dieser Schmerz dabei, dass die verlorenen Menschen es nicht mehr sehen können, zusammen mit mir. Der lustige Film ist immer noch lustig, aber ich kann nicht mehr gemeinsam mit meinen Lieben darüber lachen. Die WM spannend, aber ich kann nicht mehr mit meinen Lieben über die "deutschen Pfeifen" lästern. Die neuen High Heels, die man sich eigentlich gar nicht leisten hätte können, aber doch gekauft hat. Niemand mehr da, der einem sagt: hättest Du das 100. Paar tatsächlich gebraucht (darum stehen sie einfach nur nutzlos im Schrank). Ein neues Rezept ausprobiert, niemand mehr da, dem es schmeckt oder nicht. Weihnachten: niemand mehr da, über dessen Augen man sich freut, wen der-/diejenige das Geschenk auspackt, welches man sich mit so viel Eifer ausgedacht hatte und sich schon wochenlang darauf gefreut hat, wenn es ausgepackt wird. Usw. Ich will nicht ungerecht sein, ich habe noch zwei erwachsene Töchter und die sind noch da. Aber da ist ja schon wieder der nächste Punkt: niemand mehr da, mit dem man über die Freuden und Probleme dieser Töchter sprechen kann.
Mama, Papa, Ehemann, ich vermisse Euch unendlich und sitze hier weinend vorm PC. Aber krankhaft depressiv bin ich nicht! Einfach nur unendlich traurig, Euch nicht mehr zu haben, und das werde ich bis zu meinem Lebensende sein.
In diesem Sinne. Euch allen ein schönes Wochenende und liebe Grüße
Mapa
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