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Alt 08.01.2006, 03:26
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baghira baghira ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Du warst mein Klaus, das Liebste auf der Welt für mich, das Beste was mir je passiert ist, die letzten Monate mein "Rippchen" und auch ich möchte von Dir erzählen!
Vor etwas über 18 Jahren haben unsere Freunde uns miteinander "verkuppelt", sie hatten uns beide als Trauzeugen für ihre Hochzeit ausgesucht, sie waren wohl der Meinung, wir würden gut zusammen passen. Du warst damals grade alleine, ich war noch in einer Beziehung, die aber schon lange keine mehr war. Und tatsächlich hat es auf dieser tollen Hochzeitsfeier mit uns "Bum" gemacht, wir haben uns total ineinander verliebt. Du hast gesagt, weil ich dieses rote Kleid anhatte- ich, weil ich wußte, dass Du total liebenswert bist und weil Du so toll tanzen konntest. Wir haben dann, glaube ich eine aufregendere Hochzeitsnacht verbracht, als unsere Freunde, waren total glücklich. Danach wurde es allerdings etwas kompliziert, meine Trennung vom damaligen Freund stand an, ich hing weniger an ihm, sondern an dem Haus, was wir zusammen umgebaut hatten, er drohte, sich umzubringen, ich wusste nicht, ob ich alles richtig mache, bin zu Dir von Essen nach Leverkusen gezogen, musste jeden Tag 70km zur Arbeit und 70km zurück fahren, war Stress pur, Staus ohne Ende. Ich war aber immer glücklich, wenn ich in Deiner Süßen Dachgeschosswohnung ankam, Du hast für mich gekocht und mich einfach nur lieb gehabt, meine Katze durfte auch bei Dir einziehen und Deine Fische begutachten, war witzig. Haben uns kurzzeitig wieder getrennt, ich bin bei meiner Mutter in Essen eingezogen, weil mir alles zu anstregend war, haben uns aber immer noch getroffen, Du hast nie aufgegeben, wusste manchmal nicht, ob ich es wert bin! Irgendwann kehrte Ruhe ein, wir beschlossen, eine kleine Wohnung in Essen zu kaufen, 58qm, 2,5 Zimmer, jetzt hattest Du den Stress mit der Fahrerei, aber Du hast Dich nie beklagt, wir waren in unserer kleinen Wohnung glücklich!!! 3 Jahre später haben wir beide geheiratet, ein Jahr später wurde unser erstes Kind geboren, Yannick, er ist heute 13 und sieht aus, wie Du! Aber unsere Wohnung wurde nun zu klein, Deine Eltern boten uns ein Grundstück an, wir konnten ein Haus bauen, am Niederrhein. Wir haben fast alles selbst gemacht, Fertighaus aussen geschlossen, Du hast Heizung und Sanitär gemacht, ich Fliesen gelegt, alles andere wir beide zusammen! Eingezogen sind wir mit unserer Tochter Ronja, heute 10, auch sie sieht aus wie Du, dunkle Haare, dunkle Augen, wir hatten damals das Wohnzimmer und Küche fertig, und ein Schlafzimmer für 4!!! Mittlerweile waren wir eine Einheit, uns konnte nichts umhauen, haben alles geschafft, waren glücklich, wenn wir zusammen waren.
Im April 2001 starb mein Bruder an schwarzen Hautkrebs, es war elendig ihn sterben zu sehen, unter Morphium, er wusste nicht mehr wer er war und was um ihn herum geschah, ich fragte den Arzt mal, warum man ihm das Bein (dort im Oberschenkel war der Tumor) nicht einfach abnimmt, aber der meinte, warum, das wird schon wieder! 2 Monate später war er tot! 11 Monate später fiel meine Mutter auf dem Friedhof einfach tot um, geplatzte Aorta, keiner weiss warum! 2 Wochen später, Deine Mutter! Sie hat sich gequält, wollte nie zum Arzt, hatte wahrscheinlich auch Krebs am Magen oder Speiseröhre, ist elendig verhungert!
Na ja, wir hatten erstmal mit der Erberei zu tun, von meinem Bruder und meiner Mutter! Meine Mutter hat uns ein 2 Familienhaus hinterlassen, vollgestopft mit Sammelsurium, vom Keller bis zum Dach, wir haben 2002 damit verbracht zu räumen, am Wochenende und wann immer wir Zeit hatten, kann sich keiner vorstellen, wieviel Zeit und Energie damit draufging, konnten dann endlich das Haus von meiner Mutter verkaufen, und beschlossen für uns ein neues Haus zu bauen, mehr im Dorf, waren vorher im Aussenbezirk, mussten für jeden Kram mit dem Auto fahren, waren jetzt froh, dass unsere Kinder zum Bus laufen konnten, hätten im Juni 2003 einziehen können, brauchten auch nichts selber machen, wurde alles gemacht....
Im Mai 2003 kam dann Deine Diagnose: Speiseröhrenkrebs am Mageneingang, heute noch kommt es mir vor, wie ein Todesurteil! Ich konnte damals auch nicht weinen, hatte einfach nur grenzenlose Wut in mir, hätte alles zertrümmern können! Konnte alles zertrümmern!
Es folgten OP, Chemos und Reha , war trotzdem glücklich, wenn ich Dich wieder in den Arm nehmen durfte, jedesmal, immer eingesogen wie ein Schwamm, Dich und immer nur Dich!!! War mir trotzdem klar, dass irgendwann Schluss ist, von Anfang an, die Diagnose war klar, bin nicht blöd, auch wenn die Ärzte nichts sagen, find es sowieso blöd, wenn die im weissen Kittel mit Dackelblick umherlaufen, sollen doch was sagen! Jedenfalls haben wir unsere Zeit genossen, jede Stunde, jede Minute! Habe in diesen letzten Wochen mein kleines Notfall- Köfferchen gepackt.. jede liebevolle Umarmung, jeden leidenschaftlichen Kuss, jede zarte Berührung, jeden kleinen Scherz, jedes fröhliche Wortgeplänkel mit den Kindern, jedes Gemeckere mit den Hunden und Katzen, jede liebevoll, ironische Bemerkung über meine alljährlichen Bstelarbeiten, jedes guten Morgen, mein Schatz, liebst Du mich noch, jedes gute Nacht schlaf schön!
Am 1. Advent, 27.11.2005, bist Du an einem Darmverschluss, und geplatzter Darmwand (porös geworden durch die Chemos) um 12.08 Uhr verstorben, unsere Kinder und ich waren bei Dir, haben Dir noch mal gesagt, dass wir Dich lieben, wir wissen nicht, ob Du uns gehört hast, wir haben Deine Hände gehalten, Du hast noch einmal die Augen geöffnet, vielleicht hast Du uns erkannt?
Bin dankbar für 18 wunderbare Jahre, möchte dass Deine Liebe und Wärme immer bei uns bleiben und nicht im alltäglichen Kleinkram und Stress mit den Kindern untergehen, notfalls hab ich ja mein Köfferchen dabei, sag Dir jetzt, was ich Dir auch zu anderen Zeiten gesagt hab, weiss nicht, wie ich ohne Dich leben soll, wie ich es schaffen soll!!?
Ich liebe dIch mehr als alles andere auf der Welt

Annette
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