Thema: Verwirrt
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Alt 16.07.2014, 09:21
Benutzerbild von mohnblume79
mohnblume79 mohnblume79 ist offline
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Standard AW: Verwirrt

Liebe Eule13,

ich finde das ganz toll, dass Du die Frage stellst und Dir die Gedanken machst: Leute wie Dich brauchen wir Betroffene in dem Moment, wo erstmal die ganze Welt zusammenfällt.
Ich schreib Dir einfach mal alles auf, was mir geholfen hat, vielleicht sind Dinge dabei, die zu Dir und Deiner Schwägerin passen.

- Ich hab mich über JEDES Zeichen gefreut und tue das jetzt noch mehr, denn je länger die Diagnose zurückliegt, werden es weniger. Und mit Zeichen mein ich z.B. mal ne Postkarte oder Email oder Besuch. Mir bedeutet es viel, wenn jemand sich regelmäßig treu seit Monaten meldet und sich sogar meine Chemotermine merkt und immer mal ein Ermutigungsgrüßlein schickt.
Auf die Art und Weise kann man sogar "Meilensteine" gemeinsam "feiern" (erste Chemo, Hälfte der Chemos).

- WhatsApp finde ich toll, wenn jmd z.B. auf dem Weg zur Arbeit einfach ein bißchen mit mir plaudert, gibt mir das Gefühl "dabei" zu sein und dass man an mich denkt.

- Praktische Hilfe: wir haben kein Auto und es hilft mir sehr, wenn eine Freundin (mit mit oder für mich) einkauft, oder mich mal rausholt in ein Restaurant wenn die Blutwerte stimmen. Ich weiß ja nicht, wie nah Du an Deiner Schwägerin wohnst, aber zur Chemo und zurückfahren und dabei bleiben, kann ich mir auch sehr hilfreich vorstellen. Bei mir macht es mein Schatz, aber wenn der keine Zeit hätte...
Wenn die beiden Kinder haben, da Hilfe anbieten (Holen, Bringen, Beschäftigen).
Hier finde ich wichtig, dass man es nicht generell nur einmal anbietet und dann wartet, dass man es abruft, sondern vielleicht 1-2 mal einfach zeigt, dass man es macht. Also z.B. anrufen und sagen "he, ich hab Donnerstag frei, kann ich ...". Oder konkret werden: "Ich kann für Deine nächste Chemo einen Tag freinehmen und Dich hinfahren, würde Dir das helfen". Das zeigt, dass es keine Floskel war, sondern Du das meinst.
Und dann auch Prioritäten setzen, also nicht "äh sorry Du, da bin ich schon mit den Mädels weg...", sondern klar machen, dass sie grad die Nummer 1 Karte hat, wenn sie Dich braucht.

- Vielleicht mal eine DVD Serie ranschaffen, die sie mag oder ein Hörbuch...

- Fragen wie's geht und wie es sich anfühlt. Und nicht urteilen. Einfach den Weg mitgehen und versuchen zu verstehen, wie es der Schwägerin geht.

- Grenzen respektieren (wenn dreimal abgesagt wird, weil ein Besuch nicht geht, nicht beleidigt sein, mit Chemo geht's manchmal nicht) aber dann nicht aufgeben den Kontakt zu halten.

Schau auch vielleicht mal im Thema "Chemo Tagebuch, Erfahrungsaustausch, gemeinsames Durchstehen!!!" und lies ein bißchen ab Seite 824 mit, da ist das gerade ein bißchen auch im Gespräch mit dabei, was man sich wünscht. Wenn Du in dem Thema generell (auch in den älteren Einträgen) ein bißchen liest, kannst Du Dir vielleicht auch eher vorstellen, was so ne Chemo mit einem machen kann.

Es ist eigentlich das "Mitleben" was zählt finde ich. Und Du wirst feststellen, dass viel dabei auch noch Lachen und Normalität beihaltet, mehr als man denkt.

Mein Favorit von was gar nicht geht war übrigens eine Arbeitskollegin, die nett fragte, wie das mit der Chemo läuft und dann den Spruch brachte: "Ach das kenn ich auch, wenn ich meine Rückenschmerzen hab <peinliche Pause> wobei die mich natürlich auch nicht so richtig umbringen können, so wie äh Deine Diagnose..."

Ich wünsch Dir und natürlich vor allem Deiner Schwägerin alles Gute!!!
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