Einzelnen Beitrag anzeigen
  #53  
Alt 31.08.2008, 11:31
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.04.2008
Beiträge: 1.806
Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo Ihr Lieben,

mach gerade Bügelpause und wollt rasch Hallo sagen.

@Iris...
Zitat:
Hallo ihr lieben,
heute habe ich lange mit meinem Sohn über seinen Papa gesprochen. Unser
Kleiner hat schon ein wenig geweint aber ich sagte ihm das sein Papa im Moment doch gesund ist und wir alles dafür tun, das es auch so bleibt. Das sein Papa so schwach wäre läge an der Chemo. Ich habe ihm auch erklärt wie die Chemo wirkt und das das die Ärzte machen, damit sein Papa gesund bleibt.
Meint ihr das war richtig so. Unser Junge ist 12 und hat Angst. Ich dachte Mut ist doch das was wir alle brauchen auch ein Kind. Außerdem hoffen wir ja darauf und mein Mann glaubt ganz fest das er es schafft und ich bis auf ein paar schwarze Tage auch.
Sagt mir doch einmal eure Meinung.
Würde mich freuen
Iris
Hallo Iris,

mein ältester Sohn ist 11 Jahre alt, und als ich erfuhr, dass meine Mutter unheilbar an Krebs erkrankt ist, habe ich mir, ähnlich wie Du, die Frage gestellt, wie ich vorgehen soll.

Mein Sohn hat ein wunderbares Verhältnis zur Oma - wie damit umgehen - wie dem Kind vermitteln was tatsächlich Sache ist. Ich wollte so wenig wie möglich falsch machen und habe mir professionelle/n Hilfe/Rat geholt. Im Erstgespräch wurde mir gesagt, dass der offene Umgang sehr wichtig ist. Also in keinem Fall etwas verheimlichen oder als gut darstellen, was im Endeffekt gar nicht so ist. Kinder sind ja sehr feinfühlig und "ahnen" vieles. Dabei ist die Ungewissheit das Schlimmste. Wenn man sich selber kritisch in Augenschein nimmt, möchte man ja auch die Wahrheit wissen, weil das, was man sich in der Fantasie ausmalt mitunter viel drastischer sein kann. Da in Eurem Fall ja die Chance auf Heilung besteht, ist es wichtig, dies auch dem Kind zu vermitteln. Allerdings immer unter Berücksichtigung und Einbringung der Tatsachen. Mein Sohn weiß, dass seine Oma sterben wird. Wir reden offen über das Thema und er geht zur Trauerbegleitung. Manche Menschen, die das lesen und denken, dass Trauerbegleitung etwas ist, dass erst nach dem Tode eingesetzt werden sollte, sollen wissen, dem ist nicht so. Trauer kann z. B. auch dann verursacht werden, wenn Eltern sich trennen, wenn Krankheit in das Leben tritt, oder dergleichen mehr. Kinderseelen sind so sensibel - ich hätt mir einfach nicht verzeihen können evtl. falsch zu handeln.

Ich denke wiegesagt, dass Offenheit der richtige Weg ist. Der Verstand eines 11 oder 12jährigen Kindes ist ja bereits so weit gereift, dass sie in anderen Bereichen des Lebens ebenfalls starkt involviert werden wollen. Sie reden mit, werden langsam diskutierfreudig - und wenn sich dann urplötzlich etwas auftut, wo sie spüren immer nur stückchenweise beteiligt zu sein - das schürt mehr Bedenken, als Ruhe, die man selber durch dieses "Schonen wollen" erreichen möchte. Wir setzen uns oft abends, wenn die Geschwisterchen im Bett sind zusammen aufs Bett und reden. Manchmal spür ich die Wut über die Erkrankung, manchmal die Trauer, oftmals das Revue passieren lassen eines Tages mit Oma in dem viel Spaß und Freude war und vieles mehr. Selbstredend auch Hoffnung - was wären wir ohne sie ?! So lange man redet, erstickt die Seele auch nicht dran. Angst ernstzunehmen und nicht immer nur mit dem Ziel behaftet sie im Keim zu ersticken.

Ich glaub ihr schlagt da den richtigen Weg ein, liebe Iris. Ich wünsche Dir, Deinem Mann, Deiner Familie alles Gute.

Liebe Grüße


Annika
Mit Zitat antworten