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Alt 27.04.2009, 21:11
Juli95 Juli95 ist offline
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Standard AW: ich nun leider auch

Liebe Kerstin,
ich hoffe du hast die 3. Chemo einigermaßen überstanden?!
Ja, fands auch interessant wieviele Gemeinsamkeiten wir haben.
Wie du die Nächte beschrieben hast: ich kanns so gut nachvollziehen. Nach den ganzen OPs und Intensivstation war mein Körper so schwach, dass ich mich im Bett nicht wenden konnte. Diese Rückenschmerzen waren im KH mit das schlimmste. Da wurden die Nächte oft lang, in regelmäßigen Abständen wurde ich von den Schwestern umgelagert...Das wieder moblisieren war richtig anstrengend. Das erstemal wieder aufrecht schweißgebadet an der Bettkante sitzen war schon ein Ereignis für sich. Aber davon jetzt nicht mehr. Bin ja wieder auf die Beine gekommen.

Das mit der Haushaltshilfe und dem Essen hört sich doch schonmal gut an. Ich hab ja wie gesagt auch weitgehend auf die Astronautennahrung verzichtet. Es geht auch irgendwie mit normalem Essen.Aber immer schön am Ball bleiben!!!

Zu deinen Schmerzem in den Beinen: wegen den Lymphknoten würde ich nochmal nachfragen. Und wenn du das Gefühl hast, dass dein Fuß nicht richtig versorgt wird, würde ich auch nochmal nachfragen, ob man Thrombosen ausschließen kann (will dir hier aber keine Angst machen!Nur vorsichtshalber). Ich habe nach den Chemos immer eine Spritze bekommen (Neulasta), damit die Leukos ansteigen. Die hat immer extreme Gliederschmerzen hervorgerufen. Kann es das auch bei dir sein?

In meiner ersten Nachricht hatte ich nicht weiter von meiner Blase geschrieben, da ich nicht wusste dass da auch noch ein Problem bei dir liegt. Und da kommen wir wohl zur nächsten Gemeinsamkeit. Bei mir wars auch der Restharn, der immer Sorgen machte.
Wie schon gesagt, habe ich in meinem Heimatkrankenhaus eine Thrombose und eine Lungenembolie bekommen. Deshalb durfte ich nur noch liegen und hatte daher einen Dauerkatheter.Mit dem bin ich dann auch in die Charite eingeliefert worden, wo ich drei Tage später die große OP hatte. Die erste Woche danach hatte ich immer noch den Dauerkatheter, der dann am 8.Tag nach der OP gezogen wurde. Da hatte ich schon das Gefühl, dass das nach der ganzen Zeit Katheter nicht richtig funktionierte. Das wieder aufs Klo gehen üben hatte sich aber schnell erledigt, da ich in der Nacht Nachblutungen an Leber u Zwerchfell bekommen hatte und Not-OPs und eine Woche Intensivstation folgten. Das hieß also noch mal wieder längere Zeit Dauerkatheter. Als der dann auf normaler Station (warst du eigentliche auch auf 112?) wieder gezogen wurde, ging erstmal gar nichts mehr. Hatte vorher schon Angst, ob ich jetzt vielleicht Inkontinent sein könnte, aber das komplette Gegenteil war der Fall: Ich konnte gar nichts aus der Blase bekommen. Hatte auch kein Gefühl dafür wann die Blase voll war.
Nun standen wir vor dem Problem, dass ein weiterer Dauerkatheter zwar den Urin ableitet, ich aber gleichzeitig nicht trainieren konnte mit dem Schlauch in der Harnröhre. Und die Ärzte erklärten mir wie wichtig dieses Training wäre, da die Blase halt auch ein Muskel ist, der sich lange ausgeruht hatte und nun wieder trainiert werden muss. Da waren sich die Ärzte aber auch nicht alle einig. Die Gynäkologen haben immer wieder angetrieben meine Blase zu trainieren (also Dauerkatheter raus und üben) und die Urologen waren da eher vorsichtig und fanden es zu riskant durch das dauernde Einmalkathedrisieren (um den Retsharn abzuleiten) unnötige Infekte hervorzurufen. Da fühlt man sich schon blöd, wenn sich nicht mal die Ärzte einig sind. Und das Wasser lassen war ja nun mal ein tägliches Problem, was man nicht einfach ausliegen konnte... Die Gynäkologen machten dann auch den Vorschlag eines SPK (suprapubischer Katheter; ein Katheter der durch die Bauchdecke in die Blase führt), da man mit ihm tainieren konnte und sich das Kathedrisieren sparen konnte. Fanden die Urologen aber auch nicht so toll. So bin ich mit nem Dauerkatheter von der Charite in mein Heimatkrankenhaus gekommen. Und dort haben mir die Urologen sofort den SPK verpasst und das war das beste was mir passieren konnte. War zwar ne kleine ambulante OP, in der der Katheter durch die Bauchdecke geschoben wurde, aber anschließend konnte ich trainieren meine Blase zu füllen (wofür mir ja jegliches Gefühl fehlte; bin lange nur nach der Uhr auf die Toilette gegangen), die Blase zu entleeren und den Restharn habe ich über den SPK entleert. Den muste ich messen, aufschreiben und als er längere Zeit immer unter 100ml war, wurde der SPK wieder gezogen.
Es folgten aber weiterhin Sono- und Urinkontrollen.Hab in der ganzen Zeit auch viel Antibiotika geschluckt.Hatte immer mal wieder nen Blaseninfekt.
Als die Restharnwerte dann mal wieder höher waren, bakem ich eine Betablocker- Therapie mit Azusulfin u Tamsulosin (ein Mittel was Männer für die Prostata bekommen, aber auch zur Blasenentleerung nützlich ist), wonach der Restharn wieder sank. Später habe ich auch nochmal Myocholine bekommen. Wenn du die genaue Beschreibung diser Medikamente haben willst, müsstest du sie nochmal nachschlagen, aber sie sind halt alle dazu da, die Blasenfunktion und den Muskel irgendwie zu fördern.

Vollständig kann ich meine Blase bis heute noch nicht entleeren, aber die Ärzte meinten unter 100 ml (besser unter 50) wäre OK , um aber Infekte zu vermeiden müsste ich immer viel trinken um den Restharn regelmäßig auszuspülen. Einmal monatlich wird noch der Urin getestet, aber die letzten 2 Jahre habe ich nur noch 3 mal n Infekt gehabt. Nehme zusätlich auch noch Cranberry-Kapseln (rein pflanzlich), sollen helfen die Blase auszuspülen.

Wie groß ist den dein Restharn? Neben den Stoma (der mir erspart wurde) haste ja bestimmt nicht noch Lust aufn zweiten Schlauch im Bauch. Ich kann hier halt auch nur schreiben wies bei mir war/ist, aber es ist wohl auch individuell immer verschieden u muss somit wohl auch unterschiedich behandelt werden.
Auf der Toilette beim Wasser lassen selbst, hat es mir geholfen, dass ich mir Zeit gelassen habe, mich auch immer mal wieder anders hingesetzt (vor/zurücklehnen) habe bis ich meinte, dass die Blase leer ist. Dann bin ich aufgestanden und schon bald ein zweites mal gegangen, wo meist noch etwas hinterherkam (Tipp von Frau Dr. Hasenbein, kennste die auch?).

Ja, wie man sieht war die Blase neben dem Krebs selbst mein größtes Sorgenkind. Und nervig, da es ja halt mehrmals täglich auf dem Programm stand. Auch eines der Dinge, bei denen ich dachte, es klappt nie wieder. Aber es ging irgendwann immer besser. Noch jetzt sitz ich manchmal auf Toilette und freu mich, dass das so einfach funktioniert. Das was für soviele Gesunde so normal ist, dass man gar nicht drüber nachdenkt.

Liebe Kerstin, erhol du dich nun gut von deiner Chemo. Wir hören hier bestimmt noch voneinander!
Liebe Grüße und alles Gute,
Andrea
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