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Alt 28.11.2005, 16:09
Benita Benita ist offline
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Standard AW: Glioblastom, Angst frisst meine Seele auf

Hallo Conny 47,

ja wir alle stecken hier in einer bescheidenen Situation. Obwohl ich eigentlich ein Kämpfer bin, hatte ich doch sehr lange gebraucht mit der Situation klar zu kommen. Ich habe die 3-wöchige Kur meines Mannes genutzt und mir 4 Tage eine Auszeit genommen. Ich bin weggefahren und war vollkommen mit mir allein. Dabei konnte ich endlich mal meinen Gedanken nachhängen und mich so richtig ausheulen. Irgendwann hat es bei mir Klick gemacht und ich habe gemerkt, dass ich mein ganzes Leben nur in der Warteschleife verbracht habe. Alles wurde hinten angestellt bis dies oder das vorbei war. Aber es kamen immer neue Schicksalsschläge und nun musste ich erkennen, dass dies mein Leben ist. Mit allen Krankheiten und allem Elend. Und wenn ich immer nur warte, dass der Zustand sich bessert, ist mein Leben vielleicht vorbei. Seither verbiete ich mir in die Zukunft zu starren und auf bessere Zeiten zu hoffen. Das wirkliche Leben sind nicht die unglaublich großen schönen Dinge wie Urlaub oder Erfolg im Beruf. Man muss einen Blick für die kleinen Dinge bekommen. Ich liege abends nicht mehr im Bett und denke, was wird morgen sein (und wenn, dann verbiete ich mir das) sondern ich lasse den Tag Revue passieren und danke für die schönen Dinge. Im Moment fällt mir das auch leichter, da mein Mann aus dem Cortison aussteigen konnte und somit die fürchterlichen Nebenwirkungen nachlassen. Seit 2 Tagen braucht er wegen des Zuckers kein Insulin mehr zu spritzen, seine Werte haben sich normalisiert.
Auch seine Wesensveränderung hat sich gebessert. Er ist nicht mehr so orientierungslos und vergesslich wie unter der Stahlenteraphie.
Trotzdem ist er weiterhin ziemlich antriebslos, schwach und deprimiert. Er schläft auch sehr viel. Doch wie ich hier gelesen habe, geht es wohl vielen Patienten so. Er muss keine Bäume für mich ausreißen und keine Sterne vom Himmel holen. Ich denke, wenn er das für sich akzeptiert, wird sich auch seine Depression bessern. Vielleicht versuchst du es auch mit den kleinen Portionen, damit dich die großen Sorgen nicht packen und erdrücken.
Ich wünsch dir viel Kraft dazu.
Gruß Benita
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