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Alt 01.06.2006, 21:17
Benutzerbild von Johanna82
Johanna82 Johanna82 ist offline
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Registriert seit: 09.02.2006
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Meine liebe Mama.


Nun bist du über 12 Stunden tot.

Es fühlt sich so unwahr an, das zu schreiben.

Die letzten Tage hast du nur noch schlafend verbracht.
Immer wieder hast du geröchelt und gerasselt, ich dachte immer, jetzt ginge es los.

Du hast Sonntag abend begonnen mit dem Tod zu kämpfen, du hast gekämpft bis zum Schluss.

Du konntest nicht mehr sprechen, aber du wolltest so gerne noch etwas sagen.
Wir versuchten dir Ängste und Sorgen zu nehmen, sagten dir, dass du nichts mehr sagen brauchst, wir wüssten dass du uns liebst - und wir lieben dich.
Trozdem warst du zwischendurch ganz aufgewühlt und hast Rolf, Anita oder Johanna mit den lippen geformt. Du wolltest uns bei dir haben und wir hätten dich nie niemals allein gelassen!!!!

Jede Nacht haben wir an deinem Bett gesessen, deine Hände gestreichelt.
Jede Veränderung haben wir wahrgenommen.
Du bekamst blaue Flecken am Körper und kurz darauf waren sie wieder verschwunden und immer wieder setzte dein atem für einige sekunden aus.

mit einem mal fühlten sich deine arme und beine eiskalt an, dann glühten sie wieder. Dein Puls raste mal ( so sehr, dass man ihn mit zählen nicht messen konnte), mal war er so schwach, das ich ihn gar nicht fand.

auf deiner Stirn stand kalter schweiss und du warst so blass.
Dein Gesicht wirkte so eingefallen und um deinen mund herum bist du ganz weiss geworden.deine augen, halb geöffnet, belegte ein trüber schleier.

Dein Mund war weit aufgerissen und das geräusch deines atems erinnerte an ein brodeln.


Es war furchtbar und ich hatte so riesige Angst dass du ersticken musst.

Alle 2 Stunden spritze ich dir Morphium und Diazepam um Schmerzen und Atemnot zu lindern.

Du hast solange gelegen, Mama, du hattest einen Dekubitus am Steiss, wir konnten dich ja nicht lagern, der Tumorschmerz und die Atemnot waren zu gross.

Vorgestern ist er dann aufgegangen, deine Durchblutung war da schon so schlecht, er ist sofort schwarz geworden.

Es tat so weh, das zu sehen.
Wir haben ihn so gut es ging versorgt.

Auch an deiner ferse bildeten sich unter der haut dunkle flecken und nachdem du ein paar stunden auf deinem ohr gelegen hattest, war auch dieses dunkel- blau marmoriert, es war so fürchterlich und da hab ich gefleht, dass du gehen darfst, wenn du weiter so gelegen hättest, wärest du überall verfault - ohne dass ich etwas dagegen hätte tun können.

Ich bin froh, dass ich dir so hohe Morphiumdosen direkt in die Vene geben konnte, dass du von alldem keine Schmerzen verspürt hast!!!!!

Zum Schluss hast du begonnen süsslich zu riechen, es hat nicht gestört oder war unangenehm, es fiel nur auf, es war der Geruch des Sterbens.

Ich habe zu keiner Zeit Ekel oder Abneigunbg verspürt, ich habe dich gerne gepflegt und dich immer mit den augen einer unendlich liebenden Tochter gesehen.

Heute morgen um halb sieben veränderte sich dein Atem nochmal, er wurde schwerer und schleppender, du wurdest wieder eiskalt und dein Puls war nichtmehr zu fühlen.
Die blauewn Flecken hatten sih nun auf deinen Armen und Beinen grossflächig verteilt.

Um 7. 15 Uhr atmetst du das letzte mal.
Trotz meiner Erleichterung dass du friedlich gehen durftest, spürte ich ein reissen und brennen in meinem Herzen, einen unendlichen Schmerz.

Wir haben auf deinem Bett gesessen und dich auf deinem letzten Weg begleitet.
Ich weiss, dass du das gespürt hast.

Als du nicht mehr geatmet hast, haben wir noch eine weile still an deinem bett gesessen.

Dann haben wir feuchte tücher auf deine augen gelegt und deinen mund verschlossen.
Anita, Bina und ich haben dich gewaschen und dich frisch angezogen.



Als du dann da so gelegen hast, sahst du ganz entspannt aus, als wäre eine Last von dir gefallen.


Mein einziger Trost ist die Hoffnung, dass du nun nicht mehr leidest, aber der Schmerz, dass ich dich jetzt niemehr wieder sehe ist so gross und unfassbar.

Ich bin so traurig und mmer wieder schiessen die gedanken wie pfeile durch meinen kopf, meine mamna ist tot. meine mama.

es gibt nichts, was es je wieder gut machen kann.
ich werde lernen müssen , dass mir von nun an nichts als mein herz und meinne gedanken bleiben, um dir nah zu sein.

mama, ich kann das nicht begreifen.Ich würde dich so gern in den arm nehmen.



" Eines Tages werden wir wissen , dass der Tod uns nie rauben kann, was unsere Seele gewonnen hat."

- Tagore -



in Liebe, deine Tochter.

Geändert von Johanna82 (01.06.2006 um 21:42 Uhr)
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