Thema: Angst
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Alt 18.04.2017, 15:12
Mugi Mugi ist offline
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Beiträge: 6
Standard AW: Angst

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wegen den Fotos: ich hatte meinem vater die bilder der Enkelkinder in Sichtweite angeklebt.
wenn dir danach ist, mache das.
Dir und lotol: vielen Dank für die tröstenden Antworten!
Ich kann mich erst heute wieder melden - bitte nicht böse sein. Das Osterwochenende haben wir nämlich bei meiner Mama im Spital verbracht. Und Abends war ich einfach so fertig und müde. Nicht nur traurig, sondern auch total körperlich erschöpft. Bin sofort eingeschlafen, ganz so, als ob der Körper sagen würde: jetzt ist Schluss für heute, du kannst nichts mehr verarbeiten...

Das mit den Fotos habe ich gemacht. Darüber hat sie sich sehr gefreut. Bei einigen hat sie sofort gesagt, dass sie sie behalten will, damit sie sie jederzeit im Spital ansehen kann. Bei manchen Bildern hat man schon gemerkt, dass sie etwas wehmütig wurde. Aber das gehört wohl einfach dazu.

"Natürlich" habe ich jemanden, mit dem ich offen reden kann. Nur tue ich mir schriftlich immer leichter (da bekommt niemand meine Heulkrämpfe mit, bzw. bin ich trotz dem Schluchzen noch verständlich).
Seit der Diagnose war und ist mir eine Arbeitskollegin eine große Hilfe und Trostspenderin. Sie ist älter als ich und hat schon vor langer Zeit beide Elternteile durch Krebs verloren. Nur jetzt gerade zu Ostern hat sie zwei Wochen Urlaub und ist mit Mann und Kindern weggefahren. Sie ist sehr religiös und ich will ihr nicht die Osterferien "vermiesen", indem ich anrufe und mein Herz ausschütte. Sie soll doch auch eine schöne Zeit mit ihrer Familie haben. Gerade jetzt wird mir nur überdeutlich klar, wie wichtig das ist.

Eine große Hilfe ist natürlich auch mein Freund, nur kennt er meine Mama jetzt auch noch nicht so lange und auf viele Fragen von mir muss er verständlicherweise oft mit "ich weiß nicht" antworten. Hier glaube ich, dass wir Forums-Mitglieder uns gegenseitig vielleicht doch besser helfen können. Wir sitzen irgendwie im selben Boot - im Angehörigen-Teil. Ansonsten haben die Forums-Mitglieder, die selbst eine solche abscheuliche Diagnose bekommen haben auch eine andere Sicht auf die Dinge.
Oft habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass jemand der von außerhalb kommt, einem mit seinen Problemen auch weiterhelfen kann. Eben deshalb habe ich mich hier angemeldet.
Natürlich gibt es noch meine Geschwister (beide deutlich älter als ich). Aber ich möchte nicht ihren eigenen Schmerz vermehren, indem ich dumme Fragen stelle. Bei dem Versuch etwas aus der Zeit vor meiner Geburt zu erfahren habe ich am Sonntag nur Schweigen und ein schmerzerfülltes Gesicht von meiner Schwester als Antwort erhalten. Ich verstehe sie, mir geht es da doch nicht anders. Auch mir fehlt manchmal die Kraft, etwas zu sagen, die Stimme ist einfach "erstickt".

Der Ostersonntag jedenfalls war für uns alle etwas schwer. Meiner Mama ging es sehr schlecht. Ich war richtig geschockt, wie viel sie seit dem letzten Besuch "abgebaut" hat. Die Hoffnung, dass sie nochmal nach Hause darf ist da eigentlich gestorben.
Gestern ging es ihr aber wieder deutlich besser. Spielt die jeweilige Tagesverfassung wirklich eine so große Rolle? Gut, wir waren gestern auch nur zwei Besucher und am Sonntag dann doch vier - ich habe den Eindruck, dass sie zu viele Menschen irgendwie überfordern. Also heute ist wieder etwas Hoffnung da.
Für Donnerstag müssen wir jedenfalls die Daumen drücken. Da wird versucht ihr die Magen-Entlastungssonde zu legen. Damit Verdauungssekret und (Trink)Flüssigkeit abfließen kann und sie nicht mehr ständig erbrechen muss. Damit könnte sie endlich wieder trinken. Bisher haben wir ihr Eiswürfel zum lutschen gebracht, Bonbons und so Wattestäbchen mit Geschmack.
Der Portacath muss leider warten. Ihre Entzündungswerte sind leider viel zu hoch. Eine genaue Ursache dafür kann leider nicht gefunden werden. Angeblich können diese Werte einfach auch vom Krebs stammen. Hoffentlich klappt das aber mit dem Zugang auch noch, denn die ständigen temporären Zugänge in den Armen nerven sie schon. Es ist unangenehm und zweimal sind ihr schon die Venen "geplatzt".
Außerdem soll sie noch punktiert werden, da sich im Bauchraum Flüssigkeit befindet - aber angeblich nicht so viel.
Es ist jedenfalls schwer für sie. Sie kann nie wieder essen - und das hat sie immer so gerne getan. Sie war immer eine richtige Genießerin.

Gestern haben wir uns jedenfalls schön "ausgesprochen". Als Kind hatte ich ihr immer Briefchen geschrieben. Diese Tradition habe ich gestern wieder aufleben lassen und ihr eine Karte geschrieben, in der ich mein Herz ausgeschüttet haben, mich für verpasste Gelegenheiten etc. entschuldigt haben und einfach mal sagen wollte dass ich sie unendlich liebe. Eigentlich wollte ich, dass sie die Karte erst liest, wenn ich weg bin. Aber sie hat sie gleich gelesen und wir haben uns alles negative verziehen und uns getröstet. Irgendwie ist mir nun leichter. Ein schlechtes Gewissen über Vergangenes ist nun weg und jetzt ist nur noch Platz für die Liebe!

Heute habe ich einen Zettel gefunden, auf dem meine Mutter geschrieben hat:
"Das Glück ist die Liebe und die Liebe ist das Glück".
Dieser Zettel war inmitten von alten Unterlagen und Rechnungen. Keine Ahnung wie lange er da liegt. Aber jedenfalls wird das jetzt das Motto für die nächste Zeit.

So, jetzt habe ich Euch aber viel vollgetextet. Entschuldigt.
Ich hoffe ihr hattet schöne Feiertage und ein schönes Wochenende mit viel Zeit für Eure Lieben!

Liebe Grüße,
Eure Mugi

Geändert von gitti2002 (18.04.2017 um 15:53 Uhr) Grund: Zitat
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