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Alt 06.03.2014, 16:33
Woelfchen84 Woelfchen84 ist offline
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Standard AW: Profil: Angehörige stellen sich vor...

Hallo ihr lieben,

Nun stelle ich mich auch mal vor, lange habe ich gescheut denn ich habe schon alles durchgemacht und viele liebe Menschen verloren...

2012 nach der Geburt meines kleines Sohnes wurde bei meinem Papa (nicht leiblich) im September schwere Gehirntumore festgestellt. Stadium 3 und 4. den 3 er konnte man noch entfernen. Im Dezember rief mich meine Mutter an man hätte Metastasen im Kopf bei ihr festgestellt. Zu dem Zeitpunkt war ich in Südafrika bei meinem Mann. Der ist momentan beruflich da und wir waren dementsprechend dort hingezogen.

Material könnte letztendlich nur durch eine OP entnommen werden.
Nach etlichen Untersuchungen stelle man nach 2 Monaten fest was es für ein Tumor war.

Metastiertes nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom Tumorstadium ct4 cn3 cm1b.

Ich bin natürlich bereits im Dezember mit meinem Sohn zurück. Die Röntgenbilder werde ich nicht vergessen. Ein faustgroßer Tumor in der Lunge meiner Mutter, mittig nicht operabel , 8liter Wasser in der Lunge.

Damals die Prognose 6-12 Monate ohne Behandlung.

Sie entschied sich dann für die Chemo mit Cisplatin. Kombiniert mit einer Strahlentherapie.

Die Metastasen im Kopf waren zwar die ganze Zeit auf Stillstand, die in den Knochen leider nicht. Der ganze Brustkorb , Hüfte, Wirbelsäule alles voller Metastasen.... Leber ..

Ich denke es war die Hölle für sie mit einem aussichtslosen Erfolg. Ständige Übelkeit. Sie behielt fast nichts drin. Die Schmerzen waren zum Ende nur noch unerträglich.

Mein Papa ist am 11.12.2013 und wurde am 16.01.2014 bestattet. Ich habe am 17.1.2014 dann den Anruf bekommen dass meine Mutter verstorben ist. Sie sollte an dem Tag von ihrer Freundin ins Krankenhaus gebracht werden. Nachdem sie die Tür nicht öffnete ging sie natürlich mal rein und fand sie im Wohnzimmer.

Ich hatte ja an dem Tag vorher noch bei ihr geschlafen wegen der Bestattung von meinem Papa. Wir unterhielten uns noch wegen einem Pflegeheimplatz oder ein betreutes Wohnen. Ich habe das Thema deswegen angesprochen weil man der Person irgendwann nicht mehr helfen kann. Ich kann sie nicht tragen oder gar die medizinische Versorgung bieten so gern ich das auch wollte.

Sie hat es auch eingesehen und sagte im Atemzug auch dass sie nicht mehr kann. Ich hab ihr geholfen sich an dem Abend den Schlafanzug anzuziehen. Ich weiß nicht wieviel sie zum Schluss gewogen hat aber es war erschreckend für mich. Bei jeder Bewegung stöhnte sie vor Schmerz auf. Im Dezember ist sie gerade 50 geworden.

Ich denke man kann der Person die krank ist nur vermitteln dass man da ist wenn sie einem Brauch.
Ob die Hilfe wirklich angenommen wird ist dann fraglich. Meine Mutter hatte eine sehr tolle Freundin der sie sich anvertraut hatte. Die Familie selber hat sie nicht an sich rangelassen. Ich denke sie wollte keinen belasten. Vieles hat sie auch verschwiegen.

Nachdem der Anruf kam musste ich mich erstmal sammeln. Ich musste dann das Bestattungsinstitut informieren. Das habe ich dann online getätigt damit ich da nicht persönlich erscheinen muss. Das finde ich sehr grausam.

Ich bin dann hin zur Wohnung mit meiner Oma und der Freundin. Meinem Sohn hatte ich bei meiner Tante abgegeben.

Es war ein komisches Gefühl vor der Tür zu stehen und zu wissen dass es gleich das letzte mal ist das man die Mama das letzte mal sieht. Ein letztes mal anfassen. Und mir kommen schon wieder die Tränen ..

Ich bin dann rein und ich war so erleichtert dass sie nun keine Schmerzen mehr haben muss, sie sah so friedlich aus. Als würde sie schlafen und jeden Moment aufwachen. Es war nur noch die Hülle da und die Liebe zu der eigenen Mutter ist so verankert in deinem Herzen. Es ist so schwer den Verlauf so einer Krankheit mit anzusehen und einfach nichts dagegen tun zu können.

Als der Bestatter kam und sie in dem Sarg legte, sie zudeckte mit ihrem Schlafanzug, ich bin so froh dass diese Qual zu Ende ist und sie so friedlich eingeschlafen ist.

Im Moment versuche ich mich abzulenken, realisiere es immer mehr dass ich sie nicht mehr anrufen kann oder sie nur noch auf Fotos und Videos sehe. Ihr nicht mehr sagen kann wie sehr ich sie lieb hab.

Meinem Papa konnte ich vorher nicht mehr sehen. Wir sind 2 Wochen vorher nach paar Wochen Aufenthalt aus Südafrika zurückgekommen und das Kind war schwer erkältet da möchte man dem Kind so eine lange Autofahrt nicht zumuten. Das macht es mir auch besonders schwer.

Ich kann nur jedem Raten wenn es zu viel wird und man nicht mehr die Kraft hat, sich professionelle Hilfe zu suchen. Jeder geht anders damit um und es ist in Ordnung auch sich helfen zu lassen.

Das ist alles noch nicht wirklich ...
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