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Alt 19.04.2017, 20:01
Mugi Mugi ist offline
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Registriert seit: 13.04.2017
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Standard AW: Vater unheilbar krank:weinen:

Liebe Gerbera

Es freut mich, dass es Deinem Vater und Dir momentan etwas besser geht. Da in unserer Situation nur der Moment zählt, kann Euch das jetzt hoffentlich etwas aufbauen und Kraft geben. Jeden Tag zu genießen, so gut es eben geht, ist jetzt sehr wichtig. Genießt unbedingt die Zeit, die Ihr noch miteinander verbringen könnt.
An eine Beerdigung brauche ich nicht zu denken. Mama hat ihren Körper der Medizinischen Universität vermacht. Dort werden Ärzte an ihrem Körper noch lernen können. Vielleicht können dann manche Erkenntnisse anderen Patienten in Zukunft helfen. Wenn die Forschungen und Untersuchungen abgeschlossen sein werden, wird sie eingeäschert und am Wiener Zentralfriedhof in einer anonymen Grabstätte der Anatomie bestattet. Darüber werden wir als Hinterbliebene erst nachträglich informiert. Insofern habe ich eigentlich das Problem, dass mir ein Begräbnis als Moment des Abschiednehmens sogar irgendwie fehlen würde. Außerdem ist es für mich schwer zu akzeptieren, dass es kein richtiges Grab gibt. Keinen Ort wo man hingehen kann. Aber es ist der Wunsch meiner Mama, dass es so gemacht wird und was kann ich denn anderes tun, als genau jetzt ihre Wünsche zu respektieren?
Als Ausgleich habe ich einen Strauch im Garten gepflanzt. Kerria Japonica (oder so ähnlich). Dieser Strauch dient aus diversen Gründen als Symbol für meine Mama. Das ist dann einfach der „Grab-Ersatz“ klingt jetzt irgendwie dämlich, aber ich brauche das einfach.

Nein, ich habe keine Kinder. Auch meine Geschwister, die beide bedeutend älter sind als ich (ich war ein später Nachzügler), haben keine. Als „Ersatz“ gibt es hier nur einen älteren, kränklichen Kater, der sehr an meiner Mama hängt. Aber das ist natürlich nicht vergleichbar.

Liebe Tris

Dass Deine Mutter die Chemo nicht so gut verträgt, tut mir schrecklich leid. Genau das kann ich auch so schlecht verkraften. Dieses Leid, dieser Schmerz. Als ob ein Krebs-Tod nicht schon furchtbar genug wäre.

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Zitat von Tris Beitrag anzeigen

Ich finde einfach toll wie ihr das macht und das positive seht was noch da ist, so wenig das im Moment auch sein mag. Manchmal kann ich das denke ich auch aber es gibt immer so Fasen wo ich das positive kaum noch finde und es schwer fällt stark zu bleiben. Geht es euch manchmal auch so?
Genau solche Phasen habe ich auch. Ich selbst finde es ganz seltsam, wie die Psyche da funktioniert. Heulkrämpfe werden von Momenten abgelöst, in denen ich ganz klar bin, mich an schöne Zeiten erinnere und Kraft bekomme um eben für meine Mama und für meine Familie da sein zu können. Seltsamerweise habe ich es bis jetzt geschafft, im Krankenhaus nicht weinen zu müssen. Nur einmal kurz, als ich mich mit meiner Mama so richtig aussprechen konnte. Da haben wir uns alles verziehen und uns gesagt wie lieb wir uns haben. Ansonsten hatte ich genug Kraft, die Zeit der Besuche zu nutzen, um einfach da zu sein, ohne sie durch Heulkrämpfe zu verunsichern.

Zitat:
Zitat von Tris Beitrag anzeigen

Es zerreißt mich das ich nicht wirklich was tun kann, außer für sie da zu sein. Geht es euch auch so?
Ja, so geht es mir auch. Aber da wir keine Ärzte oder Pfleger sind, niemand vom Palliativ- oder Hospizteam, können wir einfach nicht mehr tun, als da zu sein. Ich stelle mir vor, dass neben der Hilflosigkeit und der Angst, die meine Mama gerade spüren muss, ein Alleinsein am schlimmsten sein muss. Und deshalb glaube ich, dass einfach nur da sein, eigentlich ohnehin schon das Beste ist, was wir als Angehörige tun können.
Bis heute hatten wir alle noch Hoffnung, dass meine Mama wenigstens noch kurz aus dem Spital raus kann und nach Hause kommen kann, bevor sie ins Hospiz muss. Heute habe ich mit der Palliativschwester gesprochen. Meine Mama wird NIE WIEDER nach Hause kommen.
Das ist so schrecklich. Das geht einfach alles zu schnell.
Heute wurde sie punktiert um Flüssigkeit aus dem Bauch zu lassen. Fast 10 Liter kamen da raus. Furchtbar. Morgen wird versucht die Magenentlastungssonde zu legen. Damit die Verdauungssekrete und Gallensäfte etc. endlich abließen können. Bis jetzt muss sie diese nämlich dauernd erbrechen. Trinken kann sie daher auch nichts. Gegen den ausgetrockneten Mund kann sie nur Eiswürfel oder so Wattestäbchen mit Geschmack lutschen. Aber der Arzt heute befürchtet, dass im Bauchraum und am Bauchfell einfach schon zu viele Metastasen sind, und man daher nicht mehr diese Sonde legen kann.
Auch der Portacath zur Ernährung wird wohl nicht mehr realisiert werden können. Die Entzündungswerte sind einfach zu hoch.
Sie muss so leiden und hat seit letzter Woche so unglaublich abgebaut. Im Hospiz kann man ihr sicher besser helfen, als ich es zu Hause könnte. Wenigstens gibt es im Hospiz die Möglichkeit, dass ich rund um die Uhr bei ihr sein kann. Also auch im selben Zimmer übernachten kann.
Ich weiß nicht ob ich das durchstehen kann und genügend Kraft dafür habe. Aber ich muss einfach. Ich muss noch so oft und so lange bei ihr sein, wie es nur geht. Schließlich habe ich ja nur eine Mama!

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Zitat von Tris Beitrag anzeigen

Ich bin noch ein ganzes Stück jünger als ihr, also nein.
OMG, liebe Tris, das tut mir so leid. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es für mich gewesen wäre, wenn meine Mama früher erkrankt wäre. Ich wünsche Dir viel Kraft! Hoffentlich stehen Dir Deine anderen Familienmitglieder und Deine Bekannten und Freunde bei. Wenn es etwas gibt, dass Du Dich niemanden sagen traust, dann kannst Du hier Dein Herz ausschütten. Wir Angehörigen hier im Forum müssen zusammenhalten. Wir fühlen schließlich alle dasselbe und machen alle dasselbe durch.

Ganz liebe Grüße an Euch! Hoffentlich könnt Ihr mit Euren erkrankten Eltern trotz des vielen Leids noch einige schöne Momente miteinander verbringen. Heute habe ich im Netz den Satz gelesen: „So wunderbar ist unser Leben, weil wir es miteinander erleben durften“.
Ich umarme und drücke Euch beide ganz fest!
Eure Mugi
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