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Alt 06.12.2016, 06:02
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber lotol

Heute ist der Termin beim Hausarzt, wo wir den Antrag für die Höhenklinik stellen. Ich hoffe, dieser wird angenommen, denn dann wäre sozusagen ihr letzter Wunsch nach den Bergen erfüllt.

Die Hämatalogin war ja eigentlich sehr offen. Als ich die Möglichkeit der Chemotherapie ansprach, winkte sie ab, denn meine Mutter würde eine solche nicht überleben. Also besteht meine Hoffnung nur darin, dass ihr Krebs, der ja offenbar nicht aggressiv sein soll, ihr einfach noch etwas Zeit lässt. Und ich hoffe irgendwie auf Entwarnung durch andere Ärzte, dass sie mit dem Krebs doch noch gut und länger leben kann, dass ihr jetziger Zustand sich wieder bessert, es eben ein nicht aggressiver Alterskrebs ist, mit dem sich gut leben lässt. Das Immunsystem macht so viel aus. Ich erhielt 2-mal eine Autoimmunkrankheit angedichtet, die sich beide als falsch erwiesen. Es war einfach eine Stressreaktion meines Körpers und ich erholte mich wieder.

Auf der anderen Seite spüre ich aber schon, dass meine Mutter sehr schlecht dran ist. Eine Chemo würde sie nicht überstehen, das glaube ich auch. Ich fühle, dass ich sie wohl ohne Behandlung noch am längsten behalten kann. Und wenn es wirklich nichts Aggressives ist, müsste dieser doch eigentlich auch nur langsam wachsen, auch wenn schon in einem Endstadium. Ich hab von vergleichbaren Fällen gelesen, wo die Patienten 2 Jahre ohne Behandlung überlebt haben.

Da meine Mutter sich klar und wiederholt gegen eine Behandlung entschieden hat, muss ich das respektieren. Ich verstehe es auch, dass sie in dem Alter nicht mehr kämpfen kann. Sie denkt wie eine 90-Jährige. Sie ist innerlich nicht jung wie vielleicht andere in dem Alter. Sie denkt wie meine 98-jährige Großmutter väterlicherseits, die nicht 100 Jahre werden wollte. Das muss ich einfach respektieren, sonst ist es wirklich übergriffig, wenn ich sie jetzt noch zu einer Behandlung drängen würde. Sie würde es nur aus einer emotionalen Erpressung heraus tun, als Pflicht, nicht weil sie es will. Und das kann ich nicht durchdrücken. Sie will ihren Frieden und diesen Weg so gehen, wie sie es will. Und dieses Recht hat sie. Ich möchte sie nicht unglücklich machen und kann ihr auch keine Chemo aufzwängen, woran sie laut Ärztin auch sterben könnte. Meine Mutter kann mittlerweile wieder klar denken und weiß, worauf sie sich einlässt. Es geht ihr nicht um sich, sondern sie hofft nur, dass wir Angehörige noch alles regeln können, damit sie sterben darf, ohne dass es uns sozusagen in Not bringt. Deshalb besteht mein Kampf nun darin, alles zu regeln, die finanziellen Probleme anzugehen und eine Lösung für uns alle zu finden. Jeder soll irgendwie versorgt sein und meine Mutter soll ihre Berge sehen dürfen und glücklich sein.
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LG Dream

Geändert von Dream (06.12.2016 um 06:05 Uhr)