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Alt 06.10.2008, 22:24
Lonly Lonly ist offline
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Standard AW: Mein Mann hat ein Plattenephitelkarzinom..

Hi Bine,
also ich weiss nicht genau wie ich anfangen soll, denn einerseits möchte ich dir nichts verschweigen, aber andererseits ist die kalte Wahrheit... , kalte Wahrheit deshalb, weil es eben nüchterne Fakten sind, die sich im ersten Augenblick viel schlimmer anhören als sie sind, und deshalb auch eher Angst machen als Mut.
Bei mir wurde bereits im Vorfeldgesagt, dass die meistenZähne im Unterkiefer raus müssen.
Die einen, weil in diesem Bereich der Kiefer raus musste, die anderen, weil sie nicht mehr gesund waren, bzw. bereits Plomben hatten, die bei der Bestrahlung stören oder wie gesagt geschädigt werden würden. Im Fachjargon nennen sie das Strahlenkaries.

Was die Nebenwirkungen angeht kann ich nur für mich selbst sprechen.
Die ersten Tage der Bestrahlung habe ich überhaupt nicht gespürt.
Jedoch muss ich auch erwähnen, dass ich nur drei mal 1 Chemo im Verlauf von 7 Wochen Bestrahlung bekommen habe und nicht weiss, wie die Auswirkungen bei voller Chemo sind.
Nach den ersten Wochen wurden die Schmerzen im Mund immer stärker.
Es wurden Schmerzmittel in verschiedenen Dosen und Stärke bis hin zum Morphin verabreicht, und ich war wirklich froh, als es vorrüber war.
Im Endstadium der Bestrahlung habe ich dann die Sondennahrung nicht mehr vertragen ( vermutlich wie ich viel später von einem ganz anderen Arzt in einem privaten gesräch erfuhr wegen der einnahme div. Schmerzmittel ), und habe innerhalb weniger Tage ca. 10 Kilo abgenommen.
Hört sich zwar schlimm an, aber in Wirklichkeit habe ich von der Gewichtsabnahme erst im nachhinein beim Gang auf die Waage erfahren, alles andere ist so ein wenig an mir vorbei gegangen, da ich mich mehr darauf konzentriert habe im sitzen oder liegen immer zu entspannen um weniger schmerzen zu spüren.
Habe übrigens auch nur 1x Bestrahlung pro Tag bekommen.
Als alles rum war, besserte sich mein Zustand jedoch sehr schnell, was mich innerhalb 2 Wochen wieder an meinen Arbeitsplatz trieb, wo mich fast alle für Verrückt hielten.
Für mich persöhnlich war es das Beste was ich machen konnte, denn es lenkte mich sehr gut ab und ich erholte mich um so schneller, was aber nicht unbedingt der Standart dieser Krankheit ist.
Mittlerweile versuche ich ein "normales Leben" zu führen, was mir mal mehr und mal weniger gut gelingt, denn es geht mir wie wahrscheinlich allen Betroffenen, dass es mir auch eben mal gut und mal schlecht geht.
Zumindestends wenn es um die gedanken geht, die man sich immer wieder mal macht und es ab und zu auch mal in ein tiefes psychisches Loch zieht, aus demich in der regel nach ein paar Stunden oder 1 Tag wieder rausgekrochen komme.
Auch das ist so eine Sache, man muss auch mal mit dem Strom mit schwimmen und sich von so einer Letargie tragen lassen bzw. sich einfach mal fallen lassen und auch mal einfach seinen Tränen freien Lauf lassen als immer nur den Starken zu markieren und dagegen anzukämpfen. Um so stärker habe ich mich gefühlt, wenn ich aus diesem Loch wieder rausgekrochen kam.
So, jetzt ist`s aber erst mal genug für den Anfang.
Ich hoffe, ich habe dir mit meiner Offenheit keine Angst gemacht, aber auch die Angst gehört mit dazu, denn sie wird der ständige Begleiter auf dem weiteren lebensweg werden.
Ich persönlich habe es bis heute nicht geschafft sie völlig auszuschalten.
Aber es hat auch positve Seiten, denn seit der OP lebe ich jeden Tag als wenn es mein letzter Tag wäre, und ich gebe jedem neuen Tag die Chance, der schönste meines Lebens werden zu lassen.

Liebe Grüsse Reiner

Jeder Tag ohne ein Lächeln ist ein verschenkter Tag
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