Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 07.03.2004, 16:17
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard inoperables Bronchial CA mit Metastasen

Hallo Melanie,

hab` keine Ahnung, ob ich Dir und Deiner Mutter irgendwie weiterhelfen kann... Wahrscheinlich eher nicht, aber zumindest tut es gut zu wissen, dass man/frau nicht alleine ist mit seinen Sorgen.
Mit den ganzen Untersuchungsmethoden und bildgebenden Verfahren ist das halt so eine Sache. Verlassen darf man sich auf nichts. Manche Veränderungen sind je nach Verfahren (Röntgen, CT, MRT, Sonographie...) gut erkennbar, andere nicht. Und sehr viel hängt auch von demjenigen ab, der diese Bilder auswertet. Das braucht extrem viel Erfahrung. Kann Dir leider nicht viel zu den beiden Kliniken sagen; mein Vater ist seit 2 Wochen in der Lungenklinik Löwenstein (bei Heilbronn). Die machen fachlich einen sehr kompetenten Eindruck, allerdings muss man den normalen Stationsärzten jede Info aus der Nase ziehen.
Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, selbst ein bisschen Ahnung von der Materie zu haben, dann kann man besser mit den Ärzten reden und die sind auch eher bereit, genauere Informationen rauszulassen. Wenn mir einer kommt mit: „Ihr Vater ist sehr krank und hat Lungenkrebs“, dann packt mich echt die Wut!
Ich glaube, Du hast Dich auch schon im Internet informiert über die Diagnosen bei Deiner Mutter. Dein Eintrag hat sich zumindest so angehört. Ich hab` in den letzten 3 Wochen Unmengen an deutschen und internationalen Seiten aufgerufen und ausgedruckt. Wenn ich Dir wenigstens in der Hinsicht ein bisschen helfen kann, mache ich das gerne.
Noch ein paar Worte zu den Diagnosen bei Deiner Mum. Das Adenokarzinom gehört zur Untergruppe der „nicht-kleinzelligen“ Karzinome. Das ist schon mal nicht schlecht, weil die relativ langsam wachsen. Adenokarzinome gehen meistens von den schleimbildenden Zellen (Alveolarepithelzellen) aus, mit denen die Lungenbläschen (Alveolen) ausgekleidet sind. Aneurysmen sind „Ausbuchtungen“ der großen Arterien. Bei Deiner Mum ist die Aorta betroffen, d.h., das Teil sitzt an der größten Arterie (Hauptschlagader) des Blutkreislaufs. Das ist leider nicht ungefährlich, denn wenn das Aneurysma reist, führt das in kurzer Zeit zu einem sehr heftigen inneren Blutverlust. Ein Lungenemphysem bedeutet, dass die Lunge (oder Teile der Lunge) überbläht ist und nicht mehr sehr elastisch. Das führt auf lange Sicht zur Zerstörung von Lungenbläschen. Ursache ist oft eine chronische Bronchitis und diese scheiß Raucherei; bin gerade dabei aufzuhören.
Sorry, falls ich jetzt Eulen nach Athen getragen habe und Du das alles schon weißt. Wollte Dich ganz bestimmt nicht für blöd erklären.
Mein Vater hat bis vor ein paar Monaten auch noch mittelprächtige Bäume ausgerissen. Seit Ende November ging es ihm schlecht (extreme Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Schweißausbrüche in der Nacht), aber kein Arzt hat was gefunden. Wurde alles immer schlimmer und die Blutwerte waren völlig daneben, seit 4 Wochen ist er im Krankenhaus. Die haben erst auch nichts gefunden, trotz modernster Technik. Vor gut 2 Wochen hieß es dann: Lungenkarzinom; aggressiver Kleinzeller, nicht operabel. Zwei Tage drauf dann Metastasen in der Leber entdeckt, einen Tag später die Feststellung, dass die Knochen befallen sind. Ein Hammer nach dem anderen. Wie man sich da fühlt, das muss ich Dir sicher nicht sagen, das weißt Du selbst. Und dann die hektische Suche nach Therapiemöglichkeiten, die Frage „wie lange noch?“, Hoffen und Bangen, schlaflose Nächte...
Mist, eigentlich wollte ich Dich ein bisschen aufmuntern und was Positives schreiben. Sorry, dass das wohl nicht geklappt hat.
Ich hab` hier im Forum was ganz wichtiges erfahren: wir sind nicht allein, vielen geht es genauso und die wissen einfach aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist damit umzugehen. Und können nachvollziehen, wie es einem geht. Ich hab` zum Glück ein paar wirklich gute Freunde, mit denen ich über alles reden kann. Aber die sind irgendwie auch unsicher und wissen nicht so recht, wie sie sich verhalten sollen. Mir würde es umgekehrt bestimmt nicht anders gehen.

Ich wünsch` Dir, Deiner Mum und allen Deinen Lieben ganz herzlich viel Glück und viel Kraft

... und nie die Hoffnung aufgeben, sondern kämpfen!

Joachim
Mit Zitat antworten