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Alt 20.07.2006, 06:15
Cleopatra1 Cleopatra1 ist offline
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Standard AW: Steigender PSA Wert nach Total-OP

Hallo Ludwig.
Du gehst von einem "worst case scenario" aus. In der Tat verliert der PSA-Wert seine Aussagekraft bei fortschreitendem Krebs. Das wissen und sagen die Experten, aber in der therapeutischen Praxis tun sie dann so, als wäre der PSA ein Krebs- und kein Organmarker. Glückwunsch und Erleichterung beim Patienten, wenn es unter Chemotherapie gelingt, den PSA-Wert von einer dreistelligen auf eine zweistellige Grösse herunterzudrücken. Und dann kommt der Relaps und es geht schnell zu Ende. PSA-Falle.
In meinem Fall habe ich auch schon über eine erneute Biopsie nachgedacht aber den Gedanken dann verworfen. Ich vertraue darauf, dass der Krebs, wenn überhaupt, nur sehr langsam wächst und - jetzt im Alter von 75 - mir die nächsten 5 - 7 Jahre noch nicht zu schaffen macht. Und ab 80 beginnt beim heutigen Menschen ohnehin die Sterbezeit.
Bei meinem aGleason von 2+3 gehe ich davon aus, dass bei mir der Krebs eine peridiploide DNA-Struktur hat, die nach den Analysen der Pathologen eine sehr günstige Prognose hat, und ich bin in Sorge, möglicherweise unbegründet, dass eine erneute Biopsie etwas an der Malignität ändern könnte. Also lasse ich den Krebs ganz in Ruhe. Beeinflusst bin ich da allerdings noch von Hackethal, den ich als ersten gelesen habe. Obgleich vieles von ihm Geschriebene heutzutage nicht mehr zutrifft wegen der weiter fortgeschrittenen Diagnosemöglichkeiten und Behandlungstechniken, ist einiges noch gültig und sollte bei therapeutischen Überlegungen mindestens als Warnung zur Vorsicht mit eingebracht werden.
Ich vertraue auch sehr den Aussagen der Pathologen, weil sie weit weniger als die behandelnde Urologie von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst werden. Durch Zufall bin ich in diesem Jahr auf die GEK-Broschüre "Prostatakrebs: Diagnose und Prognose" gestossen (herunterladbar im Internet als PDF-Datei www.gek.de Bereich Service - Broschüren - Therapie Broschüren) und habe mir dann die Arbeiten von Timoklait und Al-Abadi besorgt und gelesen. Auch die kürzlich herausgekommene GEK-Edition "Prognostische und therapeutische Bedeutung der DNA-Zytometrie beim Prostatakarzinom" = die Zusammenfassung des Experten-Symposiums an der Universität Bremen vom 12. Mai 2005. Alle Aussagen der Zytometriker stimmen darin überein, dass bei peridiploider DNA-Struktur eine sehr günstige Prognose angenommen werden kann, sogar ohne jede Behandlung. Das ist wohl das, was Hackethal einen Haustierkrebs nannte.
Darauf vertraue ich. Dass da noch ein Restrisiko vorhanden ist, weiss ich. Aber wo im Leben geht es ohne jedes Risiko?
Gruss, Reinardo

Geändert von Cleopatra1 (20.07.2006 um 06:19 Uhr)
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