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Alt 13.07.2012, 08:23
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist erstickt- wie schrecklich!!!

Liebe MeinMädchen,

ich finde es sehr gut, dass du die Geschehnisse nun aufarbeitest, was bestimmt schwer fällt. Es tut mir unendlich leid, dass auch du deine Mama verloren hast. Das ist ein so unbegreiflicher Verlust, wenn man einen geliebten Menschen gehen lassen muss, dass sicherlich viele ähnlich wie du reagieren und versuchen, das Geschehene zu verdrängen. Doch damit gibt sich deine Seele nicht zufrieden... Sie fordert, dass du dich mit dem Tod deiner Mutter auseinandersetzt und trauerst.

Auch wenn es schmerzlich für dich ist und nun womöglich die Trauer in die emporsteigt, ist es der Weg, den du gehen musst. Aus eigener erfahrung kann ich dir nur sagen, dass es durchaus passieren kann, dass du meinst, in ein tiefes schwazes Loch zu fallen, aus dem es keinen Ausweg gibt. Du könntest das Gefühl haben, dass die Welt nur noch grau ist und dass alles keinen Sinn ergibt... Aber du wirst es schaffen, aus diesem schwarzen loch wieder empor zu klettern ans Licht. Nur es braucht Zeit und du musst Geduld mit dir haben.

Auch mein Vater hatte Knochenmetastasen und unglaubliche Schmerzen und kurz, bevor er starb, bekam er sehr, sehr schlecht Luft. Ich empfand das als grauenhaft und seinen schweren Atem zu hören tat mir sehr weh (der Atem röchelte und rasselte nur noch). Manchmal hatte er auch Atemaussetzer... Er bekam dann eine sogenannte terminale Sedierung von Palliativarzt, damit er sich beruhigte und keine Schmerzen mehr haben musste. Dies hat ihm geholfen, ruhig zu werden und auch seinen Atemvorgang beruhigt. Der Arzt erklärte meiner Mama und mir, dass es "sich für uns schlimmer anhöre, als es sei." Er habe keine Schmerzen mehr, tief in der Lunge bzw. in den Bronchien säße ein sehr zäher Schleim und der verursache dieses Rasseln und Röcheln. So ist mein Vater dann nach weiteren 24 Stunden (er wurde nicht mehr wach) gegangen und ich habe mich für ihn gefreut, dass er endlich befreit war. Ich hatte ihn losgelassen, damit er seine Reise antreten konnte.

Was bei deiner Mama passiert ist, kann ich aus medizinischer Sicht natürlich nicht beurteilen. Denke jetzt vor allem daran, dass sie es geschafft hat. Sie muss sich nie wieder quälen und hat keine Schmerzen mehr. Ihre Krebserkrankung war offensichtlich auch so weit fortgeschritten, dass sie keine Heilungschance hatte.

Wenn es sehr viel Ungesagtes zwischen euch gibt, dann kannst du es immer noch sagen. Du kannst in Gedanken mit deiner Mutter sprechen oder eben hörbar, wenn du allein bist. Oder du kannst ihr einen Brief schreiben. Ich bin mir sicher, dass es bei ihr ankommt! Frag mich nicht weshalb, doch ich glaube ganz fest, dass die Grenzen zwischen unseren Welten oft sehr durchlässig sind und deine Worte und Gedanken daher bei deiner Mutter ankommen. Und sie würde nicht wollen, dass du jetzt am Leben so leidest und dich noch immer mit diesen Gedanken quälst.

Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest!
Alles Liebe
miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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