Thema: Ohne Worte
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Alt 15.04.2017, 14:54
Rhia Cioclon Rhia Cioclon ist offline
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Standard AW: Ohne Worte

Liebe Angel,

ich habe meinen Mann am 28.11. verloren, nach einem Jahr Kampf. Mir ging es und geht es ähnlich wie dir.
Was mir geholfen hat, war eine Therapeutin aufzusuchen, um nicht in dieser "Anpassungsstörung" in eine "dauerhafte Depression" abzurutschen.
Sie tut mir sehr gut, in Gesprächen muss ich nicht darauf achten, ob ich wen verletze oder nicht, sie wird dafür ja schließlich bezahlt ;-)
Auch ist es wichtig, dass man jemanden hat, der auf einen in dieser Phase aufpasst. Und diese Phase wird 1-3 Jahre dauern.
Heutzutage wird der Trauer einfach zu wenig Zeit eingeräumt. Alle erwarten, dass man als Witwe sich schnell wieder fängt und vermeiden mit doofen Kommentaren "alles wird wieder gut", eine eigene Auseinandersetzung mit dem Tod des Freundes/Verwandten vermeidet.
Dass man sich als Ehefrau, die zurückbleiben musste, nur noch "halb" und "kaputt" fühlt, verstehen die wenigsten. Dass man den Mann an seiner Seite vermisst, weil einfach 1000 Dinge / Routinen / Alltagsdinge verbunden sind mit ihm, ist ihnen nicht klar.
Und dass diese Krankheit wirklich ein grausamer Alptraum ist, der auch mit Bildern im Kopf, also echten Alpträumen einhergehen kann, auch nicht.

Liebe Angel, lass dir Zeit bei allem, was du tust. Dinge wegsortieren, weggeben, verkaufen, Abschied nehmen, traurig sein, verzweifelt weinen, wütend auf die Schicksalbitch werden... all das braucht auch seine Zeit.
Lass dich vom Leben durch die Zeit tragen. Die Zeit selbst heilt nicht die Wunden, sondern die Trauer, die wir in dieser erleben. Und es gut, wenn wir jetzt trauern um einen besonderen Menschen, den Seelenverwandten, den wir verloren haben und der nun im "Anderswo" ist, während wir versuchen, das "Hier" so gut zu bewältigen, wie es eben geht. Denn wenn wir das unterdrücken, wird es in vielen Fällen zu einem "Krebs der Seele"... (laut meiner Therapeutin).

Fühl dich gedrückt, im Sinne von den Arm genommen, das ist nämlich das, was mir mit am meisten fehlt... seine Wärme und Nähe. DAS ist etwas, das kann nichts und niemand ersetzen, das kann man nicht "wegrationalisieren" und auch nichts emotional dagegen setzen.

RC

Geändert von Rhia Cioclon (15.04.2017 um 14:56 Uhr)
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