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Alt 24.01.2002, 12:33
Gast
 
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Standard Ich stelle mich vor

Hallo Daniela.Ich habe Deinen Brief gelesen und möchte mich Dir mitteilen.Ich habe meinen Vati am 16.1.,ein halbes Jahr nach der Diagnose Lungenkrebs verloren und es tut so weh.Aber ich will Dir keine Angst machen.Mir ging es am Anfang genau wie Dir.Als mein Vater(er hat es uns selbst gesagt)mir mitteilte,daß die Ärtzte Krebs festgestellt haben,war ich total fertig.Ich habe viel geweint und es war für mich schon eine Art Abschied nehmen.Da mein Vati auch sonst sehr krank war(chronische Bronchitis),konnte er nicht operiert werden.Die einzige Möglichkeit war eine Chemo,die er tapfer anging.Aber während dieser Zeit redeten wir kaum von dem Krebs,er hat auch nie mit mir darüber gesprochen,daß er sterben wird.Natürlich wußte er es,genau wie wir.Aber in der Zeit,die wir noch hatten,haben wir es bewußt verdrängt,um ihm den Lebensmut nicht zu nehmen.Die Chemo wurde dann nach der 4.Behandlung abgebrochen und wir bekamen unseren Vater als Pflegefall nach hause.Damals dachte ich,er stirbt ganz bald.Ich war jede freie Minute bei ihm,einfach nur um da zu sein,seine Hand zu halten und ich hatte immer Angst,es könne der letzte Tag sein.Aber auch in dieser Zeit habe ich ihm Mut gemacht,wir konnten ihn nicht loslassen und er wollte es auch nicht.Als er sich langsam wieder erholte,staunten auch die Ärzte und meinten,das hat er seinem ungeheuren Lebenswillen zu verdanken.In der ganzen Zeit redeten wir sehr selten von dem Krebs,er versuchte,seinen Alltag wieder zu finden und ich auch.Obwohl wir wußten,daß jeder Tag ein Geschenk war.Sein Tod kam für uns und auch für ihn sehr unverhofft und ganz leise,eigentlich so,wie man es einem todkranken nur wünschen kann-im Schlaf.Ich möchte Dir sagen,es ist nicht schlimm,wenn Du Deine Gedanken an den Krebs verdrängst und wenn Dein Vater nicht darüber reden will.Mein Vater wollte nicht darüber reden weil er nicht wollte,daß wir leiden und uns Sorgen machen.Er hatte auch Schmerzen und sagte nie etwas.Väter wollen oft stark sein.Erinnere ihn nicht allzuoft an seine schlimme Krankheit,gebt ihm Hoffnung(auch wenn es schwer ist,wenn man weiß,was passiert),denn nur so kann er kämpfen.Genieße die Zeit,die Euch bleibt,rückt ganz eng zusammen und laß Deinen Vater spüren,daß Du ihn liebst und mit ihm gemeinsam gegen den Krebs kämpfst.Sei auch vor Deiner Mutti stark,denn sie braucht die meiste Kraft.Und wenn Du nicht mehr weiter weißt,kannst Du mir gerne wieder schreiben,ich bin für Dich da!

Alles Liebe und ganz viel Kraft.Anke
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