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Alt 25.03.2009, 21:55
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_Viola_ _Viola_ ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
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Standard AW: Nun hat`s meinen lieben Papa auch erwischt.............Guten Tag erstmal.

Liebe Marion,

es freut mich wieder von Dir zu lesen.

Genauso wie Du es beschreibst, ging es mir auch. Die ganze Zeit während der Krankheit ist man nicht zur Ruhe gekommen - dann ist da plötzlich ein großes Loch. Auch ich hatte, nach ein paar Tagen, als mein Vati verstorben war, hohes Fieber und Schüttelfrost. Mir ging es so richtig mies. Unser Arzt hatte mir damals gesagt, dass der Körper, nach den ganzen Ereignissen sich wehrt. Irgendwie ist man dann körperlich und auch nervlich am Ende.

Mir hat damals die Arbeit sehr geholfen. Meine Kollegin hatte kurz vorher ihren Mann durch Krebs verloren und wir haben dann zusammen geweint und uns aber auch gegenseitig Kraft gegeben. Rede darüber dann wird es irgendwann besser.

Was Du über die Beerdigung geschrieben hast, ist ja die Höhe. Ich bewundere Dich, dass Du da ruhig bleiben konntest. Ich glaube, ich hätte den Pfarrer hinter seinem Pult vorgezogen. Also normal ist das nicht. Wenn ich an unsere Trauerfeier denke, sie war sehr traurig, aber auch wunderschön. Der Redner vom Beerdigungsinstitut hat so eine Ruhe ausgestrahlt und hat durch seine Worte unseren Vati in unsere Mitte gebracht.

Es tut mir echt leid, dass Ihr das mitmachen musstet. Gerade der letzte Weg sollte doch so schön wie möglich sein. Ich war auch mal auf einer Beerdigung von einer Bekannten. Sie waren katholisch, aber sie war halt nie Sonntags in der Kirche. Dieser Pfarrer hat bei der Trauerrede davon geredet, dass sie der Teufel geholt hat. Dass da von der Familie keiner was gesagt hat, hat mich schon sehr gewundert. Ich habe innerlich gekocht. Bei meiner ehemaligen Kollegin wurde jemand als tot betitelt, der unter den Trauergästen saß. War sehr peinlich. Also nur ein paar Beispiele. Es ist schon öfter vorgekommen, aber natürlich sehr ärgerlich.

Zum Glück ist ja die andere Trauerfeier gut gelungen. Somit konnte wenigstens diese Deinem Vater gerecht werden.

Jetzt muss erstmal etwas Zeit vergehen, ehe Ihr alle zur Ruhe kommt. Es wird auch noch sehr lange dauern, bis Ihr mit dem Verlust umgehen lernt. Aber die Zeit kommt, glaub mir. Ich denke nach wie vor jeden Tag an meinen Vater - er ist immer präsent, aber es ist anders. Es tut nicht mehr so weh. Er fehlt mir immer noch sehr und das wird sich auch nie ändern, aber ich gönne ihm seine Ruhe. Dort wo unsere Väter jetzt sind, geht es ihnen gut. Und vielleicht treffen sie sich ja da oben.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie weiterhin alles Gute.

Fühl Dich gedrückt!

Alles Liebe
Viola
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