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Alt 07.01.2009, 18:12
Queeny Queeny ist offline
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Standard AW: Meine Schwester hat BSDK

Liebe Martina,

wenn Du wüsstest wie bedeutend der Satz "lass Dich nicht ärgern" für den heutigen Tag ist bzw. war.... aber dazu später mehr.

Ach Mensch, lass Dich mal ganz fest drücken ... Ich hoffe jeden Tag darauf, hier positive Neuigkeiten von Dir zu lesen. Dass es Deinem Stiefvater gestern besser ging, ist ja schonmal was Gutes Aber was Du sonst schreibst, macht mich auch sehr betroffen
Ich kann mir sehr gut vorstellen wie bedrückend der Gedanke sein muss, dass sie momentan nur palliativ vorgehen können... Und trotzdem wünsche ich Euch so sehr, dass es reicht, um den Krebs doch noch zu besiegen. Die Hoffnung darf man trotzdem nie aufgeben, und wenn es der letzte Strohhalm ist, an den man sich klammert!
Deine arme Mutter... ich glaube auch wie sie sich mit der Situation fühlt, ist sehr schwer nachzuempfinden. Ich sende Euch gaanz viel Kraft - die braucht Ihr wohl gerade am meisten!
Wie ist denn das Vorgespräch heute gelaufen? Ich hoffe, der Port kann am Freitag wie geplant gesetzt werden?
Ich finds es klasse, dass Du Deiner Mutter am Freitag Beistand leistest - sie kann sicher auch jede (seelische) Unterstützung gebrauchen grad.

Hier sieht es momentan sehr anstrengend aus
Der Geburtstag war schön, und wir waren dann gestern auch sehr froh, dass meine Schwester nun wieder zu Hause ist. Allerdings gestaltet sich das dann doch alles wieder sehr schwierig.
Die Chemo wird alle 3 Wochen ambulant vorgenommen, in der Zwischenzeit bekommt sie Tabletten, Xeloda nennen die sich. Das Wasser ist noch da, leider. Ich hoffe, es verschwindet ganz bald...
Ansonsten habe ich mich heute leider sehr über sie geärgert. Mein Tag war dementsprechend grau und mein Kopf tut soo weh Aber was sind schon Kopfschmerzen
Wir hatten heute morgen am Telefon eine heftige Diskussion. Und zwar komme ich gerade nicht mit der Denkweise meiner Schwester zurecht. Sie hat sich tierisch aufgeregt, dass die Ärzte ihr gestern gesagt haben, dass sie hoffen, dass die Chemo nun anschlägt, aber dass es leider auch Fälle gibt, in denen es nicht so ist. Ich mein, das ist leider die Wahrheit. Aber sie meint, die Ärzte hätten das nicht sagen dürfen Das hätten sie lieber verschweigen sollen! Ich mein, natürlich sollen sie ihr den Mut nicht nehmen, aber sollen sie lügen und ihr vormachen, dass alles 100% gut wird? Das dürfen sie ja auch gar nicht.
naja, so hat es dann angefangen... Sie sagt sie möchte gar nicht wissen, wie die Chancen sind, dass es anschlägt und dass es auch "schiefgehen" kann. Deshalb liest sie auch ihren Entlassungsbericht etc nicht, weil sie die Wahrheit nicht wissen möchte. Für sie wird nun alles gut, und Punkt. Etwas anderes möchte sie nun auch nicht mehr von uns hören. Wir dürfen mit keiner Silbe anzweifeln, dass sie wieder gesund wird.
Klar, Optimismus ist gut, keine Frage! Aber leider ist das kein Optimismus bei ihr, sondern reines Verschließen der Augen vor der Realität Ich meine, sie hat 2 Kinder und damit auch Verantwortung, da kann man nicht sagen, dass man gar nicht wissen möchte, wie es so steht. Auch, weil sie ja so gar keine zusätzlichen Therapien in Betracht ziehen wird, da sie ja davon ausgeht, dass alles wieder gut wird. *seufz* Ach, das ist so tragisch... Sie wird und möchte ja auch keine Hilfe von "draußen" annehmen, solange sie die Augen verschließt.
Sie meint, wenns nicht hilft dann geht sie halt ins Hospiz. Ach, ich hab mich wirklich so geärgert
Dann bekomme ich "Ärger", wenn ich sage, dass sicher alles gut wird, weil ich damit zu wenig Mitleid zeige. Das wollte sie doch aber hören??? Aber wenn ich dann sage, dass es richtig ist, dass die Ärzte die Wahrheit sagen, bin ich natürlich noch kälter und zu realistisch. Was soll man da denn noch sagen?

Ich habe Stunden, ja Tage damit verbracht, Informationen einzuholen, auch über unterstützende Therapien und generell weitere Behandlungsmöglichkeiten. Aber anscheinend interessiert das nicht.. Ich weiß grad nicht, was ich noch tun soll. Ich mag grad auch nicht mit ihr sprechen, weil mich das wirklich getroffen hat, wie sie mich beschimpft hat.

Ohje, das war nun wirklich viel Text und ich weiß nicht, ob Du nachvollziehen kannst, wie ich mich fühle? Ich möchte mich auch gar nicht so wichtig tun, weil ich es ja nicht bin, der es so schlecht geht. Aber ich bin der Meinung, dass man auch wenn man krank ist angemessen mit seinen Mitmenschen umgehen kann...

Ich hoffe sehr, dass es Dir heute besser geht und sende Dir gaaanz viele dicke Kraftpakete

Liebe Grüße
Queeny

Geändert von Queeny (07.01.2009 um 18:15 Uhr)
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