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Alt 24.03.2015, 12:08
Sabbi Sabbi ist offline
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Standard Jetzt will er sterben

Hallo tinep,

tut mir leid, dass ich nicht geantwortet habe. In den letzten Wochen war alles sehr weit weg und irgendwie keimte wohl auch ein Stück weit Hoffnung auf. Eine Heilung ist zwar ausgeschlossen, aber ich hoffte, dass ihm noch Zeit bleibt, die er einigermaßen genießen könnte.


Hier ein kleines Update:

Nach dem Jahreswechsel war er eher tot als lebendig, als er zurück ins Krankenhaus gebracht wurde. Eine Woche nichts gegessen und kaum getrunken, trotzdem Erbrechen und Durchfall, ständig am Frieren und Schlafen. Diagnose: Lungenentzündung und wohl eine Blutvergiftung, hervorgerufen durch einen zerfallenen Tumor in der Lunge, der eine Art Kapsel gebildet hat. Ein paar Tage später wäre er vermutlich einfach nicht mehr aufgewacht.

Innerhalb von zwei Wochen haben sie ihn wieder hingekriegt, ihm ging's gut und er war voller Enthusiasmus und Appetit.

Nun geht es wieder abwärts. Seine neue (inzwischen dritte und laut seiner Aussage letzte) Chemo hat ihn nun Bart und Haare gekostet und soll wesentlich heftiger wirken. Untersuchung gab es noch nicht, aber er beklagt sich über ständig taube Hände und Füße. Nach einem Gespräch mit dem Arzt gestern wird sie nun abgesetzt, nächste Woche gibt es ein CT.

Wir erfuhren gestern ganz beiläufig, dass seine ständigen Seitenschmerzen von Metastasen in den Rippen kommen. Wir hörten zum ersten Mal davon, doch es klang wie eine Selbstverständlichkeit. Ob mein Vater es schon wusste? Möglich.

Die Schmerzmittel reduzieren nur das leiden und helfen nicht mehr wirklich. Mein Vater sitzt nur noch da. Sonntag sagte er, er würde gerne ins Bett gehen und nicht mehr aufwachen. Meine Mutter vermutet, dass er darauf hinarbeitet. Denn seit Tagen isst er wieder nichts mehr. Wenn, dann bleibt es nicht drin. Er trinkt am Tag nicht einmal einen Liter. Seit gestern Abend gibt es "Astronautenkost".


Es ist eindeutig, dass er nicht mehr will. Ich bin hin- und hergerissen, wie ich dazu stehen soll. Es ist nachvollziehbar, aber niemand will ihn verständlicherweise einfach so aufgeben. Wie sollen wir damit umgehen, wenn er wirklich sagt, er lässt nichts mehr machen? Ich kann mich schlecht neben ihn setzen und dabei zusehen, wie er regelrecht eingeht. Meine Mutter erst recht nicht.
Ich weiß nicht einmal, was ich dazu sagen soll. Mir kommt es vor, als wäre es in nur egoistisch, ihm sowas auszureden. Ich weiß nämlich nicht, ob es für ihn wirklich besser wäre oder er sich das nur einredet. Ich kann mir leider nicht vorstellen, was er durchmacht und wünsche mir immer wieder, dass er stärker an seinem Leben hängt. Aber dieser Gedanke macht es für mich nur noch schlimmer, das Unausweichliche abzuwarten...
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