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Alt 17.12.2003, 13:26
Gast
 
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Standard Sie ist krank und er geht fremd..

Hallo Petra2,

da ich nicht mehr so häufig im Krebsforum bin, habe ich erst heute Deinen Beitrag vom 29.11.03 !8:15) im Thread mit dem Namen: Forum für Angehörige UND Betroffene, gelesen. Zur Verdeutlichung habe ich den dortigen beitrag hierhin kopiert:

.....Anfang von Petra2 Beitrag.................

Hallo Shalom und auch ihr andenen Lieben!

Ich würde gern ein paar Gedanken von dir hören, wie du damit umgegangen bist, dich auch auf dich zu besinnen! Gab es von Seiten deiner Partnerin irgendwelche Bemerkungen, die dir ein schlechtes Gewissen gemacht haben? Mein Partner sagte neulich, erfühlte sich oft wie zwischen zwei Stühlen. Da dachte ich erst "na ich auch!" - aber dann merkte ich , mein Stuhl scheint schon längst verschwunden - ich springe vor lauter Angst jemand aus meiner Familie zu vernachlässigen von einem zum anderen und im Moment bin ich garnicht gut drauf, weiß aber nicht wie ich den Knoten auflösen soll.

So, dann Grüße an alle hier , besoners auch an ELISABETH Und Brigitte!!!
Petra
......Ende von Petra2 Beitrag ...................

Meine Antwort:

mich auf mich zu besinnen war in der Zeit der letzten Krankheitswochen bis zum Tod meiner Frau schwer, aber die mir verbleibende Zeit konnte ich abschalten. Ich wußte, unsere Freunde sind bei ihr, damit ich auch mal ausschlafen konnte oder etwas organisieren konnte. Ich konnte Veranwortung abgeben. Ich kann/konnte abschalten, da ich viele Jahre lang autogenes Training gemacht habe. Ich hatte eigentlich nur die
Grundbedürfnisse SCHLAFEN, ESSEN.

Nein, wir haben uns gegenseitig kein schlechtes Gewissen gemacht, denn wie ich es in einem anderen Thread schon beschrieben habe: Meine Bedürfnisse waren sehr reduziert.
Es ging in den letzten Wochen ihres Lebens darum, Nähe und Vertrautheit zu geben/zu spüren und ganz schwer: LOZULASSEN

NACH ihrem Tod begann eigentlich die recht komplexe Aufgabe mich auch mich zu besinnen:

WO STEHE ICH JETZT ohne SIE ?
WAS WILL ICH NUN TUN UND GESTALTEN ?
WIE GEHE ICH MIT MEINER TRAUER UM ?
WAS DARF ICH MIR NUN SELBST ZUBILLIGEN ? Darf ich nun Glück empfinden, darf ich eine neue Partnerin kennenlernen ?
WIE SOLL ICH DAS ALLES UNTER EINEN HUT BEKOMMEN?

Es galt nun:

Herunterfahren vom total durchorganisierten Tagesablauf, der durch Krankenhaus-/ und Hospizbesuche bestimmt war,

Abschiednehmen von Gegenständen, Kleidern, Schriftstücken

Trauerarbeit durch viele Wiederholungen gemeinsam gemachter Spaziergänge

Neu hinein zu kommen in die Aufgaben des Jobs. Ich hatte große Konzentrationsprobleme.

Ein wichtiger Wunsch meiner verstorbenen ersten Frau ist bald in Erfüllung gegangen: Ich möge glücklich werden mit einer neuen Partnerin.

Aber wie gleichzeitig umgehen mit Trauer UND Glück ???

Alles in allem waren es viele Gedanken und Gespräche, Altes zu verabschieden, Neues in meinem Leben zu verankern. Und diese Aufgabe ist nach 3.5 Jahren immer noch nicht beendet.

Erst nach sehr langer Zeit habe ich bei mir selbst würdigen können, daß auch ich sehr viel geleistet habe und alles getan habe, was ich tun konnte. Ich durfte mir selbst "Danke" sagen und mit diesem bewußten Schritt auch erlauben, daran zu denken:

Du darft nun Deinen neuen Lebensabschnitt beschreiten und genießen.

Durch die intensive Selbstbesinnung, habe ich mir auch das Recht (auf das ich automatisch während der intensiven Krankheitsphase meiner Frau verzichtet hatte) zurückgeholt, mein Leben neu und selbstbestimmt zu gestalten.

Ich habe sehr viel nachgedacht, sehr viel Selbstbesinnung und Neuorientierung gemacht. Ich habe sehr, sehr viel mit meiner neuen Partnerin (die inzwischen meine Frau ist) gesprochen.
Das hat mir sehr geholfen, mich neu zu finden.

Liebe Grüße
Shalom
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