Trauerbewältigung hat unterschiedliche Voraussetzungen.
Liebe TaraN,
Zitat:
Meine verbleibende Familie, so wie ich, reitet auf "Wellen des Optimismus". Mal sind wir voller Lebenslust, mal zicken wir uns gegenseitig an. Meine Mutter betont immer wieder sich allein gelassen zu fühlen und da werde ich meistens sauer. Seit dem Tod bin ich fast jedes Wochenende bei ihr und habe manchmal das Gefühl, ein Eimer zum entleeren von negativen Gefühlen zu sein. Das ist verletzt mich immer wieder, weil ich selber genau den selben Schmerz wie sie durchlebe und sie auf ihrer Position verharrt. Naja, ich denke mal, dass dies alles normal in der Trauerbewältigung ist.
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Ja, sicher ist es normal, daß die Trauerbewältigung unterschiedlich erfolgt.
Wie sollte das auch anders sein können?
Weil doch nicht nur die Basis der Bewältigung unterschiedlich ist, sondern auch unterschiedliche Individuen das jeweils auf ihre Art bewältigen
müssen, um es letztlich auch zu können.
Es freut mich sehr für Dich, daß Du einen Weg gefunden hast, damit bestmöglich für Dich umgehen zu können.
Vielleicht/hoffentlich trifft das auch für den Rest der Familie einigermaßen analog zu.
Aus meiner Sicht allerdings
todsicher mit Ausnahme Deiner Mutter.
Weil sie - wie bereits w.o. gesagt - ihren Lebenspartner verloren hat.
Das ist ein völlig anderer qualitativer Unterschied - verglichen mit dem ihrer Kinder oder sonstiger Angehöriger in der Familie.
Damit will ich sagen, daß dadurch nicht nur andere Bewältigungs-Probleme existieren, sondern auch, daß die Trauerbewältigung für Deine Mutter erheblich schwieriger ist.
Dies deshalb, weil z.B. für Dich, Deine Geschwister und andere Angehörige
völlig andere Perspektiven bestehen.
Ganz im Gegensatz, z.B. zu Dir, fühlt sie sich wohl deshalb
wirklich total allein gelassen.
Genauer gesagt, dominant "zurückgelassen".
Noch genauer gesagt, mit einer "Retro-Perspektive" und welcher für ihr zukünftiges Leben??
Sei/seid also bitte nicht zu "streng" mit ihr, sondern versucht, sie "aufzufangen".
Es ist nicht anders zu erwarten, als daß sie noch etwas länger "seelisch/psychische Aschenbecher" brauchen wird, weil der "Verlust-Schmerz" in ihr ganz anders "abbrennt".
Ablenkung davon ist ein ganz "bewährtes" Mittel.
Natürlich seid ihr für sie da und sie für Euch, und natürlich seid ihr auch weiterhin Teil ihres Lebens.
"Schüttet" sie also regelrecht mit Euren Angelegenheiten "zu".
Und versucht bitte dabei, ihr "nebenbei" klarzumachen, daß es auch noch ein Leben nach dem Verlust des Lebenspartners geben
kann.
Das wird mühsam sein und auch dauern können.
Aber irgendwann kommt dann auch
todsicher die Einsicht dazu.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil ihr nämlich gar nichts anderes übrig bleibt.
Das aber erst mal "fressen/verdauen" zu können, ist m.E. ungleich schwieriger als auf "Wellen des Optimismus" zu reiten.
Du/Ihr werdet das schon mit vereinten Kräften hinbekommen können.
Viel Glück dabei.
Liebe Grüße
lotol