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Alt 12.11.2005, 18:17
Annett59 Annett59 ist offline
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Standard AW: Was tun wenn es nichts mehr tun gibt?

Liebe Simone, ich verstehe sehr gut deine Ambivalenz bzgl. Gefühlen in solch einer Ausnahmesituation! Dass du deine Mutti nicht gehen lassen willst, ist doch klar, in aller Regel hängen wir Töchter doch sooo sehr an unserer Mami, weil wir bei ihnen doch noch oft Kind sein können.
Dass du ihr wünschst, sie möge es bald überstanden haben, ist auch klar, wer kann einen lieben Menschen schon so leiden sehen. Ich finde es sehr mutig, dass ihr offen alles besprochen habt und den Abschied offen vollziehen könnt ohne Lügen. Manche Menschen werden am Schluss ganz sanft und "pflegeleicht", andere aufbegehrend und aggressiv. Sicher ists nicht leicht für euch, aber ihr könnt euch ja in der Begleitung abwechseln, so dass auch dein Vater in einem anderen Raum wieder Luft holen kann. Sich vorzustellen, dass solch ein gewaltsamer Tod (und das ist ein Krebsleiden!) einem Menschen das letzte abverlangt, gibt euch sicher die Geduldund Liebe, eurer Mutti alles, was geht, zu erleichtern. Für die Schmerzen muss der Arzt sorgen.
Aber du kannst die Hand halten, erzählen, vorlesen, streicheln, deinen Vater umarmen und ihm Mut machen und diese letzten Schritte mit ihr bewusst GENIESSEN, auch wenn gerade das schwer fällt. Warum? Weil es nur noch eine kurze Zeit ist, die ihr gemeinsam verbringt. Sie kann zu einer kostbaren Erinnerung für dichwerden, und du weißt am Ende, dass du alles getan hast, um ihr nahe zu sein und sie beim Sterben nicht allein sein zu lassen. Das ist sooo viel!
Warum schreibe ich das so? Abgesehen davon, dass wir ein krebskrankes Kind haben, erlitt meine Mutti mit 60 vor 7! Jahren einen Herzstillstand und liegt seitdem im Koma! wie froh wäre ich, wenn sie meine Liebe, Zuwendung, Nähe und Gedanken noch aufnehmen, reflektieren und belächeln könnte. Wenn ich noch Antworten auf meine mir immer wieder einfallenden Fragen bekäme. So wünsche ich jedem, der diese schmerzliche Zeit begleiten muss, dass er bewusst bis zum letzten Moment die Nähe zum geliebten Menschen suchen kann. Herzlichst und in dem Sinn ganz viel Kraft zum Durchhalten! Annett.
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