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Alt 01.02.2016, 23:18
Daisy1979 Daisy1979 ist offline
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Standard AW: Mein Freund hat Lungenkrebs - bin am Ende

Hi!
Ja, es war in der Tat schwierig, wenn sich Leute, die mir nahe stehen/standen, sich gemeldet haben. Aber gerade beim ersten langen Krankenhausaufenthalt war ich z.B. mit Kommunikation per Handy komplett überfordert. Ich habe es dann irgendwann einfach ausgeschaltet. So war ich dann auch nicht mehr direkt erreichbar. Bevor ich ins KH bin habe ich damals aber noch die Kontaktdaten meines bestes Freundes an alle durchgegeben, mit der Bitte, man möge doch ihn kontaktieren, wenn man von mir nichts hört. Ja, und als ich dann aus dem KH wieder heraus gekommen bin, war mein E-Mail Postfach und mein SMS Eingang voll. Ich hätte gerne jedem einzeln geschrieben, doch dazu fehlte mir auch physisch die Kraft und der nächste Klinik-Aufenthalt war schon in Sicht. Irgendwann habe ich dann angefangen, in regelmäßigen Abständen Rundmails zu schreiben, und zwar an alle Leute, die mir nahe waren (ca. 10). Das ist zwar sehr unpersönlich, das weiß ich, aber immer noch besser als gar nichts, und so waren alle immer einigermaßen auf dem neuesten Stand. Ja, so lief es ungefähr ein halbes Jahr (ab ca. meinem ersten Klinikaufenthalt bis ungefähr bis zum letzten). Danach habe ich mich mal um meine Psyche gekümmert, dafür war seit der Erstdiagnose noch keine Zeit gewesen, und bin langsam wieder "aufgetaucht", und habe wieder den Kontakt zu meinen Leuten gesucht. Mein Wunsch nach Ruhe wurde immer respektiert, auch wenn es für nicht wenige sehr, sehr schwer zu akzeptieren war (insbesondere, dass ich in der Klinik keinen Besuch wollte). Und ich hatte auch Angst, meine Leute vielleicht vergrault zu haben, aber das war zum Glück nicht der Fall. Klar, am Anfang haben sich noch viele sehr oft gemeldet, das wurde dann mit der Zeit etwas weniger, und ich hatte Angst, dass ich vielleicht in Vergessenheit geraten bin, aber das war nicht so. Mittlerweile sind all meine Kontakte wieder recht normal. Auch mein Umfeld mußte somit einiges mitmachen, was vielleicht manchmal hart war (und wo sicherlich auch Tränen geflossen sind), aber letztendlich lernt man ja durch so eine Erfahrung auch sehr viel, und so etwas kann auch den zwischenmenschlichen Umgang auch viel aufrichtiger machen.
Grüße!
Daisy
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