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Alt 25.10.2012, 13:10
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Steffi7777 Steffi7777 ist offline
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Standard AW: Vater lebt seit 2 Jahren mit BDSK, nun Wipple OP in München ("2. Versuch")

Jetzt kommt der Beitrag, vor dem ich mich sehr lange gefürchtet habe...
Am Dienstag den 23.10.2012 um 8.25 Uhr ist mein Vater gestorben.

Es ging am Ende alles sehr schnell..
Freitags lebte mein Vater letzmalig auf, redete viel, wollte besonders noch erbsachen klären, der notar war noch da, es gab auch unschöne situationen, fast vorwürfe von meiner großen Schwester an ihn (lange Geschichte, Verletzungen), es wurde viel geweint.
Ab Samstag nahm er dann immer weniger die Umgebung war, ich konnte noch mit ihm kurz telefonieren. Sonntag war noch sein Bruder da um sich zu verabschieden. Er aß nicht mehr.
Montag hatte er keine Kraft mehr sein Bett zu verlassen, war nicht mehr richtig orientiert, spach kaum noch und wenn er sprach dann bestand er darauf aufzustehen, was er ja nicht konnte, wollte zur toilette, war verwirrt.
Er war etwas agressiv, "beschwerte" sich, dass er wie ein Baby behandelt werden würde. Ich glaube nicht dass er noch wirklich wusste wo er war und wer wir waren..
Die Nacht war dann ganz schlimm, seine Frau konnte nicht mehr neben ihm im Bett schlafen, ich habe es versucht, aber es war fast nicht möglich.
Mittlerweile hatte er auch gott sei dank eine Morphiumpumpe, 50 mg und zusätzlich "bei Bedarf" alle 40 min eine Dosis, die wir ihm mit fortschreitender Zeit auch immer gaben.
Ich überlege ob ich hier weiter schreiben soll, ob es gut ist für die, die ja noch viel vor sich haben..
oft wird ja gefragt wie es zu ende gehen kann..
entscheidet selbst ob ihr weiterlesen wollt..

Er schwitze sehr viel, gab immer wieder laute von sich von denen wir glaubten es käme aus träumen, sie waren unnatürlich..
Er versuchte immer wieder zu husten was nicht mehr gut gelang, wir wollten ihn auch nicht mehr viel bewegen, nicht mehr aufsetzen, möglich still liegen lassen, wir merkten dass er ruhe braucht, kein mehr "an sich rum geziehe", es war deutlich zu sehen dass "es" nicht mehr lange dauern würde...
Immer mehr war ein gluckerndes gräusch aus dem hals, mund zu hören, sehr unheimlich, als wenn was nach oben läuft, ich hatte angst er würde ersticken..
Wir haben kaum geschlafen in der Nacht, am frühen morgen bin ich auch für einige Zeit auf die Couch, ich konnte nicht mehr im Bett neben ihm bleiben, es war so unheimlich, auch der Geruch.. Immer wieder waren wir (ich und seine Frau) an seinem Bett, hielten die Hand, legtem ihm einen Waschlappen auf die Stirn..er reagierte nicht mehr auf die aussenwelt,wir sprachen ihn auch nicht mehr direkt an, sagten mehr etwas wie dass alles gut sei, er loslassen solle, gehen könne.
Ab etwa 7 Uhr saßen wir beide die ganze Zeit bei ihm.
Sein Herz schlug heftig, deutlich war das heben und senken des brustkorbes zu sehen, gleichzeitig wurde das "gluckern" immer lauter, es trat bräunlicher schaum sowie eine braune maße aus seinem Mund, die wir wegwischten, sie kam immer wieder...
In dem Moment dachte (und sagte ich zu seiner Frau):
Tiere werden wenn sie so leiden eingeschläfert, warum muß ein Mensch so leiden?? Warum gibt es hier kein aktive Sterbehilfe??
Ich fühlte mich hilflos, dachte daran einen Arzt zu rufen, aber was sollte der tun? Sterben ist nicht "schön" und hier war es ein sichtlicher Kampf.
Ich glaube aber mein Vater war an dieser Stelle nicht mehr in seinem Körper, zumindest hoffe ich es sehr.
Die Atmung wurde weniger, leiser..
Um 8.25Uhr atmete er nicht mehr, mit einem Mal war "es zu Ende".
Kurz darauf ein kurzes aufbäumen und es lief ihm noch ein Teil braune flüssigkeit aus dem Mund.

....ich weis nicht, wann und ob ich diese Bilder verarbeiteten kann...

Der Todestag war sehr schlimm, aber es war auch der Gedanke der Erlösung, ich weis nicht wie lange ich/ wir dass noch hätten aushalten können, ihn so leiden zu sehen..

Nun danach, bin ich wie im trance, ich spüre keine wirkliche trauer, bin distanziert, es ist sehr seltsam das gefühl..doch ich fürchte das tiefe loch wird noch kommen..wo ich realisiere dass mein Vater uns wirklich verlassen hat, dass er es war denn wir begleitet haben, dass er nicht mehr da ist...

Verzeiht meine vermutlich schlimmen Beschreibungen...

Aber: mein Papa hat es fast 2,5 Jahre geschafft und die meiste zeit davon hat er noch gut gelebt!!
Aus heutiger Sicht würden wir sagen dass die Wipple OP in München ein großer Fehler war, seitdem ging es nur noch bergab...

Papa ich liebe Dich! Und ich hoffe so sehr dass es dir gut geht dort wo du bist!! Wir sehen und wieder, irgendwann...
..jetzt weine ich...

Es ist unglaublich an was ein Mensch sich gewöhnen kann und woher Kräfte kommen in Momenten wo man nicht glaubt sie zu haben...
Verliert nie die Zuversicht

Alles Liebe


Steffi
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