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Alt 26.09.2013, 22:01
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Chilipeperli Chilipeperli ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hallo zusammen

Das ist ein interessantes Gesprächsthema.

Früher habe ich ausnahmslos immer von "Krebs bekämpfen" und "Krebs besiegen" gesprochen. Heute sehe ich es anders. Obwohl die bei mir eingesetzten Therapien, den Tumor verschwinden liessen.
Was heissen diese Wörter: kämpfen und siegen im Bezug auf den Krebs schon? Ich denke, bei Betroffenen kann man von Kämpfen und Siegen sprechen, wenn man die Krankheit als Teil von sich selbst akzeptieren lernt. Denn ob man jetzt will oder nicht, der Krebs ist da und ändern kann man die Situation nicht. Höchstens die Einstellung und das Gedankengut gegenüber dem eigenen Schicksal.
Anders ist es bei einer psychischen Krankheit, bei der man selbst in den Genesungsprozess einsteigen kann. Bei der man aktiv z.B. etwas gegen die Depression tun kann.
Um Tumorzellen verschwinden zu lassen, reicht es nicht, dass man z.B. immer wieder nach draussen geht. Vielleicht hilft es der Psyche, aber dass dadurch bösartige Zellen verschwinden, das mag ich zu bezweifeln.
Ich denke, dass es für Betroffene wie Angehörige eine grosse Schwierigkeit darstellt, die Situation so zu nehmen wie sie ist und das Beste daraus zu machen.
Meine Erfahrung im Umgang mit meiner bösartigen Erkrankung hat mir gezeigt, dass mein Umfeld besser mit meinem Schicksal umgehen konnte und mir eine Stütze war, wenn ich mit einer positiven Einstellung der Krankheit gegenüberstehe. Da gab es für mich am Anfang eine grosse Hürde zu überschreiten. Ich mag mich noch an die Situation erinnern als mein Operateur einen Tag nach erfolgtem operativen Eingriff vor meinem Bett stand, weinte und sagte: "Es tut mir so leid für Sie, Sie sind noch soooo jung". Darauf habe ich geantwortet:"Ich habe bereits soooo viele schlimme Sachen in meinem kurzen Leben erlebt. JETZT nehmen wir auch den Krebs". Mein Doc war sichtlich erstaunt ab meiner Reaktion und meinte in erster Linie zögerlich:"Ja? Ja?" dann sichtlich überzeugt:"Und ich werde sie dabei unterstützen." Und das hat er dann auch getan. Ich bin ihm sehr dankbar dafür. Denn, nicht immer war ich stark. Aber Schwäche und Ohnmacht meinem "gesunden" Umfeld zu zeigen war Gift. Wenn ich Trauer zeigte, dann bekam ich Mitleid. Mitleid wollte ich nicht. Ich brauchte das Gegenteil. Aber ich brauchte auch einen Ort, an dem ich meine üblen Gedanken und Gefühle rauslassen konnte und wusste aufgefangen zu werden. Bei meinem Operateur hatte ich diesen Ort und das Angebot. Ich nutzte es. Es hat mir sehr geholfen.
Dieser Ort, der Geborgenheit und mein Operateur der der Krankheit mit der nötigen Distanz begegnet ist, hat mir im übertragenen Sinn, die Möglichkeit gegeben: "die Bösewichter zu einem Kaffee einzuladen und mit ihnen über die Notwendigkeit von ihrem da- oder nichtdasein zu diskutieren".

Ich wünsche jedem Betroffenen, einen Ort an dem er sich genug sicher fühlt, auch einmal schwach zu sein, schwierige Gefühle und Gedanken ohne Scham und Hemmung zum Ausdruck bringen kann und danach gestärkt seinen Weg weiter gehen kann.

Liebe Grüsse
Chili
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Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
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