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Alt 12.02.2005, 19:10
Gast
 
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Standard Privates Weihnachtswunder

Hallo Ines,

der Krankheitsverlauf meines Vaters ähnelt dem deiner Mutter wohl nicht so sehr.

Wir haben November 2002 die Diagnose Lungenkrebs (inoperabel) erfahren, daran schloss sich bis März Chemo an, die mein Vater (subjektiv betrachtet) nicht gut vertragen hat und sie daraufhin abgesetzt hat, danach folgten verschiedene Behandlungen: Misteltherapie und ähnliches bis im Sommer 2004 die Hirntumore und auch ein großes Ödem entdeckt wurden und er Bestrahlungen bekam. Zu diesem Zeitpunkt sagten die Ärzte schon, dass es völlig unerklärlich sei, dass er noch gehen, sprechen etc. könne.
Ab da ging es ihm immer schlechter bis wir kurz vor Weihnachten dachten, dass er jeden Tag sterben könnte und dann ging es ihm wieder so richtig gut. Die Cortisondosis wurde erhöht, das verträgt er aber sehr gut. Mitlerweise wurde es ganz abgesetzt.
Jetzt wird aber deutlich, dass der Primärtumor ihm zu schaffen macht, er kann viele Dinge einfach nicht mehr tun, weil er nicht die Kraft und die Luft dazu hat.
Aber er gibt nicht auf und hat dieses Wochenende geplant zu Ostern in Urlaub zu fahren. Das geht natürlich so einfach nicht aber es zeigt, dass er einen starken Lebenswillen hat.
Das ist wohl der eine Grund weshalb es immer weiter geht. Der zweite und wohl entscheidende Grund sind meiner Ansicht nach unsere Gebete, das erscheint mir die wirksamste Therapie zu sein. Wir bekommen jetzt genau das, was wir brauchen: Zeit.
Mein Vater ist in diese Hirnmetastasen so reingeschlittert, dass weder er noch wir bewusst mitbekommen haben, was eigentlich passiert. Er hat sich verändert und wir haben reagiert. Das war nicht einfach für uns alle, am schlimmsten für meine Mutter. Mein Vater wurde recht böse und halsstarrig zu ihr, bedingt durch die Tumore. Gleichzeitig mussten wir alle Dinge für ihn entscheiden und Dinge für ihn tun, die gegen seinen Willen waren und das war schwer, weil wir ihm Stück für Stück sein Leben (Beruf, Hobbies, Selbstständigkeit etc.) genommen haben.
Jetzt sehen wir, dass es richtig war, wie wir gehandelt haben und dass er sich an das, was wir ihm "angetan" haben zum großen Teil gar nicht erinnern kann und es nachträglich billigt. Jetzt hat er die Zeit die Dinge selber zu ordnen (denn wir haben natürlich nicht alles richtig gemacht ;-) ) und er hat die Zeit sich mit allem auseinander zu setzen und dafür danken wir Gott!

Wenn du also einen Tipp von mir haben möchtest, sind Gebete wohl das einzige, was ich dir raten kann!

Ich wünsche dir viel Kraft und Gottes Segen! Liebe Grüße, Esther
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