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Alt 07.03.2002, 22:22
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Standard Darf man mit einem todkranken Menschen streiten?

liebe bettina,
ich kenne dein problem nur zu gut.bevor mein vater krank wurde war es schon nicht einfach mit ihm auszukommen.er war jedem gegenueber sehr respektlos und diese netten wörter kamen ihm auch des öfteren über die lippen.vor allem meine mama hatte sehr darunter zu leiden.ich gab ihm immer saures und hatte oft mit ihm streit.
als er dann an krebs erkrankte wurden seine aggressionen schlimmer ,er hatte regelrechte wut ausbrüche.ich habe einen weg gefunden mit ihm auszukommen,denn ich liebe ihn als meinen papa,und es tat mir unendlich weh und leid das ich manchmal die gedanken hatte ,und ich hatte sie..... das es ihm recht geschieht.ich traue es mich gar nicht zu schreiben.er hat uns allen viel leid zugefügt,vor allem meiner mutter,er hatte eine schreckliche seite ....aber da war auch eine ganz andere die immer mehr zum vorschein kam als er so krank wurde .jetzt merkte man das er auch eine wirklich liebevolle seite hatte und wir haben uns eigentlich super unterhalten.allerdings eine kleine blockade war immer dazwischen.steckt wohl tief drinnen.
der tag an dem mein papa starb,(wir wussten das er sterben muss)war auch eine mischung.erst haben wir noch einige sachen besprochen,meine mama wird vom haus in eine wohnung umziehen,dann hatten wir noch mal streit über irgendetwas banales,und dann ging ich.aber auch wenn wir uns während seiner krankheit oft stritten war es im nächsten moment sofort wieder vergessen.das sind emotionen die müssen raus(beim einen mehr beim anderen weniger).es ist eine schwere zeit ,keiner weiss was ist richtig was ist falsch.aber wir sind keine maschinen die immer das richtige tun ...weder die väter ,noch die töchter.hast du deinem vater schon mal für irgendetwas gedankt hast du ihm schon mal gezeigt das du ihn so akzeptierst wie er ist ohne ihn ändern zu wollen weil er nicht deinem ideal entspricht,oder ist er so schrecklich das nichts davon in frage kommt?
ich bin auf meinen vater erst zugegangen als es zu spät war.ich war meine ganzen 39 jahre damit beschäftigt mich mit ihm anzulegen ihn ändern zu wollen ihm meine meinungen die die einzig richtigen sind aufzudrücken.die guten seiten habe ich nicht erkannt.er ging mir oft auf den keks.habe ihn oft verwünscht....
jetzt wo er tot ist fehlt mir dieser kampf...
dieses von sowas auf den keks gehen....diese andere welt die mein vater bewohnte...die ich nie verstand.

er fehlt mir sehr und erst durch diese krankheit (nicht aus mitleid)haben wir uns kennengelernt.mein vater hat viel mist gebaut(in meinen augen)...
aber ich bin sehr stolz meinen papa als papa gehabt zu haben.und mit dem abstand ihn nicht mehr sehen und sprechen zu können ,erinnere ich mich fast nur an die schönen seiten meines vaters ,das sind die die mir jetzt erst bewusst sind.

mein lieber papa ich liebe dich und ich bin so traurig das du nicht mehr bei uns bist.
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