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Alt 22.04.2003, 08:24
Gast
 
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Standard schlimme gedanken

Mörgelchen Ihr Lieben,

tja, Conny, Deine Fragen sind gut, aber sie sind auch schwierig zu beantworten. Nicht unbedingt wegen dem WIE, sondern dem WIE formulieren oder verständlich machen.

Zudem braucht ja alles seine Zeit. Ich bin da auch kein "Hirsch" darin, ich brauch auch immer meine Zeit dazu.
Aber mal zu Deiner Frage: "Was machst Du in dem Moment von Wut und Groll?"
Meine Antwort: Oh, also erst mal: Ich tigere in meiner Wohnung herum und schimpfe wie ein Rohrspatz vor mich hin!
Jetzt lachst Du bestimmt, gell? - Ist aber echt wahr! Und dann, wenn ich ganz schlimm stinkewütend bin, dann geh ich zu meinem Boxsack! Dort lass ich erst mal meinen Frust raus.
Und dann eben gehe ich hinter mein Tagebuch. So wie ich es in einem meiner letzten Einträge beschrieben habe.
Angefangen mit der "Erzählung" des Ganzen, was mir passiert ist. Die Erzählung alleine, Conny, das ist in etwa so, wie wenn Du das einer guten Freundin oder einem guten Freund erzählst. Da Du ja selber auch Tagebuch schreibst, kennst Du das ja. Findest Du dann nicht auch, dass das Hinschreiben Dir gut tut? Egal ob da jetzt Emotionen sind oder nur Sachlichkeit? - Einfach RAUS lassen! Yeah!
Ich finde das schon eine sehr gute "Verarbeitungs-Tat", die man machen kann. Denn so ein Tagebuch "schweigt", es kann Dir nämlich keine dummen Antworten geben. (Hehe!)

Dann hast Du noch gefragt: "Wie schaffst Du es, sachlich zu sein?"
Das ist eine schwierige Frage, aber die Frage an und für sich - jetzt kannst Du wieder lachen - IST bereits sachlich!
Gell? (Grins!)
Das "Sachliche" haben wir alle in uns drinnen. Wenn Du z.B. am Arbeiten bist, dann bist Du sachlich. Oder wenn Du Kaffee kochst, dann bist Du auch sachlich.
Jetzt sind das natürlich nur unsere TATEN, bei denen wir sachlich sind. Wie ist das dann mit unseren Gedanken?
Wir können das für's Denken üben, genau DAS so aufzunehmen, was wir innerlich erleben beim Arbeiten oder beim Kaffeekochen. Dieses Sachliche.
Dazu muss man ein bisschen versuchen, in sich hinein zu horchen. Wenn ich da jetzt also z.B. meinen Kaffee koche, dann guck ich mal, was da IN mir abgeht, während mein Körper diese Bewegung macht. IN mir geht da KEIN Gefühl ab. (Vielleicht höchstens Vorfreude auf den Genuss des Kaffees!) Aber innerlich habe ich die Gefühle sowas wie "abgestellt". Da ist keine Wut, kein Groll, da ist ... nichts, hm? Nur absolute Konzentration darauf, was mein Körper tut.

(Das meine ich immer "in der Regel". Es gibt ja auch Momente, wo man eine Handlung tut, wie z.B. das Kaffeekochen, WÄHREND man total in Gedanken und Gefühlen versunken ist! Aber das wäre wiederum eine automatische Handlung, während der Kopf einfach weiter denkt.)

Genau dieses "innere Kennenlernen" kann man auch üben bei den Gedanken. Ich kann jetzt z.B. an meine Mutter denken, und kann so versuchen, genau DAS zu erleben, was ich erlebe beim sachlichen Kaffeekochen. (Uff! Schwierig, zu erklären! Ich weiss, das klingt so komisch!)
Oder eben als Trick: Ich stelle mir vor, ich bin ein "Fremder", und gucke auf mich als Person und auf meine Mutter. - Sachlich wie beim Kaffeekochen! ;-)

Weiss nicht so genau, wie ich es beschreiben kann, Conny, das ist seeeehr schwer, weil es eben "innerlich" abgeht. Aber vielleicht kannst Du es ein bisschen nachvollziehen mit dem Kaffeekochen? (Grins!)
Was meinst Du?


Liebe Mucki, ich möchte Dir auch noch gerne ein paar Worte schreiben.
Du bist ein bisschen in Deinem Eintrag oben ausgeschweift, ja, aber das Thema hast Du nicht verfehlt, Du hast ja einfach erzählt.
Jedenfalls kam mir bei Deinem Eintrag der Gedanke auf: Gibt es eigentlich ein "Mass" darüber, wie fest oder heftig man über jemanden trauern soll? Oder kann?
Hm, weisst Du, dass ich z.B. viel MEHR geheult habe, als ich damals meinen siebzehnjährigen Kater habe einschläfern lassen müssen, ... als wie damals meine Mutter starb? - Der Gedanke an und für sich ist mir schon recht peinlich, aber es ist echt wahr.
Ich kann gar nicht sagen, ob ich jetzt meinen Kater MEHR geliebt habe, als meine eigene Mutter. Eigentlich krass! Aber wenn ich einfach so in mich hinein horche, dann kann ich sofort (sachlich) sagen: Meine Mutter hatte mich verletzt, aber mein Kater mich nie!
Vielleicht ist es DAS?
Trotz der Tatsache, dass ich einen Menschen doch gar nicht mit einem Tier vergleichen kann. Mein Kater hat ja schliesslich NIE meine eigene Mutter ersetzen können. (Aber meine Mutter hat auch nie meinen Kater ersetzen können.)
Hm, weiss nicht so recht, darüber muss ich noch ein bisschen nachgrübeln ...

Krass, gell?

Na, soweit mal für heute, Ihr Lieben, der Tag ruft mich!
Bis späterchen!
Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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