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Alt 09.12.2007, 19:57
Mona66 Mona66 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Hallo zusammen,

ich hab in den letzten Wochen ein bisschen über Prognosen und Hoffnung-Haben nachgedacht. Irgendwie kam ich mir komisch vor... einerseits ist meine Prognose auf unheilbar und Lebensverlängerung... also nicht so wirklich klasse. Andererseits ist in meinem Kopf noch "lange leben". Und irgendwie ist da auch immer noch der Gedanke gesund zu werden. Und da war dann immer die Frage... ist das schlimmer Realitätsverlust? Wie "realitätsfern" "darf" man fühlen? Ist das Verdrängung? Ist das schlecht? Ist das gut?

Ich hab das letztens mal mit meiner psychologischen Unterstützerin diskutiert und sie hat mir einen für mich hilfreichen Gedanken mitgegeben. Sie meinte, Hoffnung ist einfach ein Stück Leben. Das ist wie Liebe. Das braucht nicht unbedingt eine Berechtigung. Zumindest nicht in allen Details. Ihrer Erfahrung ist es auch eher so, dass wenn die Hoffnung schwindet, es gar nicht nur so sehr an den Fakten bzgl. der Lebenserwartung liegt, sondern dass eher andere Unterstützung fehlt. Z.B. dass Schmerzen nicht behandelt werden. Sowas nimmt dann die Hoffnung.

Ich habe darüber noch nachgedacht und habe festgestellt, dass es in unserer Gesellschaft völlig normal ist, dass man nicht immer ganz faktengetrieben mit Hoffnung umgeht. Niemand (oder fast niemand) käme auf die Idee auf eine Hochzeit zu gehen und rumzuproblematisieren, dass doch jede dritte Ehe (oder mehr) geschieden wird, dass man den Realitäten ins Auge sehen muss und wie man denn auf die Idee käme, auf eine lebenslange Bindung zu hoffen... nee, da ist das ganz okay, dass es romantisch ist und Statistiken sind eben Statistiken. Diese Gelassenheit in die Zukunft ist für Krebskranke sicher schwerer... dennoch, ich fand den Gedanken schön, dass es gerade bei den schönen Dingen des Lebens nicht auf schnöde Fakten ankommt und es völlig okay und anerkannt ist auch ein bisschen fern der Fakten Hoffnung zu haben...

LG
Mona