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Alt 29.06.2009, 22:25
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Liebe Anju!

Die ganze Situation ist wahnsinnig psychisch belastend und abgesehen davon kommt eben hinzu, dass man mehr zu erledigen hat, weil eben der Kranke nicht mehr kann... Ja, man will helfen und tut das auch, plötzlich reichen 100% nicht mehr, sondern es müssen mindestens 150% Leistung da sein, um das Rad am Drehen zu halten, man redet sich selber ein, dass man das ja packen muß, weil man selbst ja gesund ist... Aber auf Dauer schafft man nunmal keine 150%, eine Zeit lang funktioniert das ja und dann bricht man ein - man ist ja auch "nur ein Mensch"...
Zusätzlich hat sich das gesellschaftliche Leben sehr stark verändert, man kann nicht mehr so weggehen oder das machen, was einem früher das Leben "versüßt" hatte, Abwechslung gibt´s höchstens in "unangenehmer" Form meist, so wie Arzttermine, Krankenhausaufenthalte, "Chemokampf samt Nebenwirkungen" usw.
Natürlich ist einem klar, dass der Kranke ja eh lieber gesund wäre und viiieel lieber was anderes täte und man trägt einfach all das mit, man leidet mit, wenn es dem anderen schlecht geht, nebenbei wünschte man, dass doch alles wenigstens für einen Tag so sein könnte wie früher... Früher gibt´s nicht mehr... So wie es bei Euch ist, möchtest Du, wie jede Mama, nur das Beste für die Kinder - die Kinder leiden eh so schon sooo sehr darunter... Das stimmt wahrscheinlich auch... Du leidest aber auch... Dein Mann leidet...
Für Euch alle hat sich dadurch eine neue Lebenssituation gestellt und Dein Mann muß sie am eigenen Leib sozusagen "tragen", Du und die Kinder das alles "wuppen" - Kinder oder Jugendliche können sehr wohl bis zu einem gewissen Grad Aufgaben übernehmen zb. so dass Du mal eben einen "freien" Nachmittag hast. Ich denke, dass Kinder sogar sich oft freuen, wenn sie helfen können, vielleicht geht es ihnen ja so ähnlich wie Dir gegenüber Bekannten/Freunden. Da kann oft ein Gespräch vieles bewirken (mußt ja nicht gleich den Samstag-Abend für Dich wollen, wo die Kids weggehen wollen ).
Ihr seid eine Familie, tragischerweise mit dieser Sch....-Krankheit konfrontiert, aber ich denke, dass Ihr durch Zusammenhalt auch das schafft!!!

Denke mal, eine Mama mit einem kleinen Kind, da ist es "normal", dass sie auch mal eine Stunde für sich will, mal eine kleine "Auszeit" braucht... Da bieten sich oft freiwillig Bekannte/Verwandte an, die Kleinen mal zu nehmen und auf sie zu schauen, weshalb sollte es bei einem kranken, pflegebedürftigen Menschen anders sein???

Ich denke, Du mußt lernen Hilfe anzunehmen, Deinen "falschen" Stolz ablegen und auch darum bitten, um dort oder da auch mal etwas "Freiraum" für Dich zu schaffen, es ist im Endeffekt ja niemanden geholfen, wenn Du zusammenklappst...

lg Elke
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