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Alt 13.03.2006, 12:47
Peggy_WI Peggy_WI ist offline
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Standard AW: Hirnmetastasen - wie sage ich es ihm?

Ich danke euch allen sehr für eure hilfreichen Antworten. Bin zwar immer noch unschlüssig, was ich tun soll, aber ich bin ganz froh zu wissen, daß es mir nicht allein so geht.

Ich habe mittlerweile aber auch das Gefühl, daß mein Vater weiß, wie es um ihn steht. Nicht umsonst gibt ein Mensch seine Wohnung (absolute Traumwohnung) einfach so auf, wenn er Hoffnung hat, daß alles in ein paar Monaten "wieder gut" ist. Seine Aktivitäten in Bezug auf das Auflösen von Verträgen, Versicherungen etc. geben mir doch zu denken. Heute hab ich das Gefühl, daß mein Vater uns den Abschied "erleichtern" will, uns vor größeren Schwierigkeiten bewahren will. Es ist, als wolle er alles noch zu Lebzeiten "zurückfahren", damit wir mit diesen Dingen hinterher nicht mehr belastet werden. Dafür liebe ich meinen Vater! Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr mich das einerseits traurig macht - andererseits aber auch so stolz. Er war nie der Kämpfer in seinem Leben, hat sich häufig aus Streitereien rausgehalten, immer nachgegeben. Er war...nein er IST ein Mensch, der zu gut ist für diese Welt, wie man immer so schön sagt. Es trifft auf keinen Menschen so zu, wie auf ihn. Aufgrund seiner Weichheit und Nachgiebigkeit empfand ich ihn manchmal als schwachen Menschen. Aber den letzten Kampf... den kämpft er vorbildlich. Das wandelt irgendwie in mir das Bild, das ich bislang von ihm hatte. Bitte versteht mich nicht falsch - ich hab meinen Papa immer geliebt, aber er war nie der "Vater", der uns Sicherheit und Stärke vermittelt hat. Er war einfach nur ein guter, lieber Mensch.
Mir gibt das jetzt alles so zu denken... ich werde wohl nächste Woche wieder zu ihm fahren und evtl. vor Ort entscheiden, ob wir drüber sprechen. Ich möchte einfach nicht mit dem Gefühl nach Hause fahren, daß er "es nun weiß", aber ich in dieser Situation nicht bei ihm bin. Er hat seine Lebensgefährtin, aber irgendwie muß ich doch auch da sein. Andererseits bin ich froh, die örtliche Distanz zu haben. Ich hab dadurch die Möglichkeit, auch mal "abzuschalten" und einen klaren Kopf zu kriegen, um nicht vollständig zu verzweifeln. Ich bewundere all diejenigen, die das schaffen, ihre kranken Eltern oder Geschwister, Freunde etc. vor Ort zu pflegen. Ich weiß nicht, ob ich so stark wäre...

Ich bin - auch während ich dies hier schreibe - immer wieder hin und her gerissen. Ich würde ihm gerne sagen, daß er sich keine Sorgen machen muß. Ich bin erwachsen und komme alleine sehr gut zurecht. Und ich würd ihm so gerne die Angst vorm Sterben nehmen, weil ich weiß, daß es "danach" nicht zuende ist, sondern ganz viel Liebe auf ihn wartet...

Ich werde euch wieder schreiben.
Vielen dank nochmal für eure Antworten. Ich wünsch euch ebenfalls ganz viel Kraft!!

Peggy
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