[Ute08]

Liebes Engelchen,
habe lange nicht hier geschrieben,
aber in Gedanken schicke ich dir ellenlange Briefe,
jede gottverdammte Nacht, in der ich nicht schlafen kann,
also in jeder Nacht.
Das wird langsam oder auch schon länger zum Problem,
weil ich tagsüber dann immer so kaputt bin.
Aber ich hab noch kein Mittel dagegen gefunden.
Oder ich erzähle mit dir, hier in deinem Zimmer mit deinen Schweinchen.
Dein Zimmer ist noch genau so, als würdest du gleich durch die Tür kommen.
Könnten wir doch die Zeit zurück drehen und manches anders machen.
Hätte dir das geholfen? Ich weiß es nicht. Aber schlimmer hätte es ja nicht kommen können. Mel, du fehlst. Du fehlst so ganz furchtbar. Ich weiß überhaupt nicht, wie wir die letzten Monate hier überlebt haben - ohne dich.
Und wir müssen noch so lange - unvorstellbar lange. Das tut einfach nur weh, dieses Wissen, dass sich daran nie mehr was ändern wird.
Das versteht kein Mensch. Jeder denkt immer, das wird schon wieder und das Leben geht weiter. Tut es auch, irgendwie. Aber das ist alles nicht wirklich wichtig. Wichtig ist doch nur, dass wir jetzt alleine sind und ohne dich weiter leben müssen. Kann man vielleicht auch nur verstehen, wenn man das selbst erleben musste. Da ist wirklich keiner einer, der auch nur annährend nachvollziehen kann, wie wir uns fühlen. Ja, auch nach zehn Monaten noch fühlen, wahrscheinlich auch in zehn Jahren noch fühlen. Manchmal macht mich das traurig und manchmal auch schrecklich wütend.
Aber das scheint dazu zu gehören. Als wenn es so noch nicht reicht.
Mel, ich vermisse dich und hab dich ganz fest in meinem Herzen
deine Mum