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Alt 10.12.2010, 01:13
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Schnüffelchen Schnüffelchen ist offline
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Standard nun ist es vorbei...für immer!

ich habe noch so gehofft und gebetet, dass uns noch etwas zeit bleibt, doch das schicksal wollte es anders!

am 05.12. um 02:20uhr schloss meine mama für immer die augen!

es ging alles so schnell und die letzten wochen stecken mir immernoch so ziemlich in den knochen! wie ich schonmal erwähnte, hatte meine mama einen absence-epilepsie anfall zuhause und ich war sehr besorgt. sie wollte jedoch einfach nicht in die klinik und lieber auf das staging warten. und ab da ging alles sehr sehr schnell!

es sollten ct, mrt gemacht werden und danach 2stellen entfernt werden, doch dazu kam es nicht mehr. morgens brachte ich sie nach hannover ins klinikum zu den untersuchungen. sie saß noch neben mir im auto und sang ein paar lieder mit und wir unterhielten uns. natürlich war sie aufgeregt, ihr wisst am besten wie es einem kurz vor den untersuchungen geht, doch dass dann so etwas folgt, niemand hätte damit gerechnet!

am nächsten tage sollte ich sie wieder abholen, denn eine nacht sollte sie dort sein, weil man nochmals die schnitte begutachten wollte. jedoch bekam ich am nachmittag dann einen anruf aus dem klinikum. meine mutter sei dort stationär aufgenommen wurden. es wurden hirnmetastasen festgestellt und sie sei im ct kollabiert und hatte danach über stunden krampfanfälle. sie sei nicht ansprechbar und die ärztin sagte mir am telefon, dass es sein könnte, dass sie nicht mehr wach werden würde. ganz aufgewühlt fuhr ich nach hannover, von der fahrt weiss ich kaum noch etwas! und dann lag sie da...machte kurz die augen auf und schlief wieder ein. ich übernachtete dort, denn ich wollte bei ihr sein, man wusste ja auch nicht was kommt. in der nacht fing sie dann schon wieder an ein wenig klarer zu werden und sich zu bewegen. am nächsten morgen saß sie wie durch ein wunder wieder auf dem bett und trank einen kaffee. eine der schwestern meinte zu mir, dass sie dachte, dass meine mama die nacht garnicht überleben würde, doch sie rappelte sich wieder auf!

nachdem es erst hiess, dass sie das kh schon montag wieder verlassen könnte, da es ihr schlagartig wieder besser ging, musste sie dann doch bleiben, zwecks bestrahlung. montag fing die bestrahlung an und von da an ging es ihr von tag zu tag schlechter! sie sagte mir, dass sie dort nicht mehr lebend rauskommen würde und auch ihre hündin nicht mehr sieht und ich meinte daraufhin: "mami, ich verspreche dir, du kommst hier raus und die kleene wirst du auch noch sehen, wir schaffen das hier gemeinsam. ich gebe dir die kraft und du setzt sie ein!". nachdem sie freitags noch ansprechbar war, ging am samstag kaum noch was. mit letzter kraft konnte sie sich stockend bewegen und einen auch mit dem blick fixieren. allerdings konnte sie dafür nicht mehr sprechen. innerhalb der nächsten stunden wurde es immer weniger. in der nacht von sonntag auf montag konnte sie sich nur noch von der mitte aus nach rechts und wieder zurück drehen. selbst ihre arme konnte sie nicht mehr bewegen. sie musste sich nachts mit der letzten kraft übergeben und ich musste ihren kopf schnellst möglich zur seite drehen, dass sie sich nicht verschluckte. ab montag fiel sie in einen komatösen zustand, sie musste gelegt werden und das einzige was sie noch tat war atmen. die schwestern bereiteten mich schon auf das schlimmste vor und es könnte jetzt schnell gehen. ich fing schon an ihr meine letzten worte zu sagen...

nachdem sie 3tage in diesem "schlafenden" zustand verbachte und beim atmen rasselte, nein brodelte und ich dachte sie würde ersticken, erklärten mir die ärzte, dass sie zusäzlich noch eine lungenentzündung hätte. es sah sehr schlecht aus... doch dann wurde sie zeitweise doch noch zu einem kleinen stationswunder, denn plötzlich öffnete sie wieder die augen, fing an arme und beine zu bewegen, hatte die lungenentzündung weggesteckt, sagte "ja" und "nein" und einen tag später fing sie an wieder sätze zu sprechen. die ärzte nutzten die chance und schickten sie gleich wieder zur bestrahlung und ab da verschlecherte sich der zustand wieder schleichend.

irgendwann sprach mich eine schwester an, wie es denn aussehen würde mit einem hospiz. ich hatte schon vorher dort angerufen... nachdem ich das gespräch mit der ärztin suchte und diese auch meinte, dass sie mit dem chefarzt sprechen wollte wie es weitergeht, da meine mutter ja auch die behandlungen verweigert, stand für mich fest, dass ich sie dort raus holen müsste. diese entscheidung fiel mir alles andere als leicht, denn irgendwo im hinterkopf hat man ja doch noch hoffnung, dass die bestrahlung nachwirkt und sie sich wieder fängt! als ich zurück aufs zimmer wollte und sie aufeinmal schreien und weinen hörte, dachte ich erst es sei ein krampfanfall, doch als ich hinein lief, war es nur die schwester die sie gewaschen hatte und ihr das pflaster am port wechselte. dieser anblick war so erschreckend, denn sie konnte sich nurnoch durch weinen, stöhnen und schreien äussern und in diesem moment kam es mir vor, als wenn ich die mutter wäre und sie wäre mein kleines kind was noch nicht sprechen kann und angst hat vor einer spritze. ab da war dann klar, dass ich handeln muss, denn sie wollte einfach nicht mehr, dass irgendwer an ihr rumhantierte!!!

nachdem der chefarzt auch zustimmte ging alles ganz ganz schnell. ich bin den ärzten und schwestern jetzt noch dankbar, dass sie alles möglich gemacht haben, dass meine mama am nächsten tag sofort transportiert wurde. ich konnte mein erstes versprechen halten, ich hatte sie dort rausgeholt und sie brauchte nichts mehr über sich ergehen lassen. im hospiz wurde sie dann auf schmerzen eingestellt und es wurde nur noch gemacht was sie wollte. man merkte richtig wie sehr ihre anspannung von ihr abfiel und wie ruhig sie wurde. einen tag später hielt ich dann auch mein zweites versprechen ein holte ihre geliebte hündin ins hospiz...

es erfüllt mich mit stolz, sie gab mir zuletzt noch etwas, was ich ihr nie vergessen werde! ich durfte sie noch ein stück auf ihrem weg in die ewigkeit begleiten. es war friedlich und ruhig und ich hätte nie gedacht, dass ich so stark bleiben würde in diesen letzten momenten. ich konnte ihr noch all das sagen was mir auf dem herzen lag, ich konnte mich entschuldigen für das was ich tat in manchen tagen, ich konnte ihr sagen wie sehr ich sie liebe und wie doll ich sie vermissen werde, aber auch, dass ich den weg weiter gehen werde. sie hat mich gehört, sie hat es mir mit ihrer letzten kraft gezeigt. auch ihre geliebte hündin durfte dabei sein. sie lief anfangs ganz aufgeregt ums bett herum und schnüffelte immer in richtung frauchen. doch als der moment immer mehr nahte, wurde auch die kleine maus immer ruhiger. sie legte sich neben uns, so als wenn sie schlafen wollte, doch hatte stetts die augen auf. es schien als würde sie über uns wachen. ich weiss nicht wie lange es dauerte, wie lang ich dort saß und ihre hand hielt und sie einfach nur ansah, denn die zeit verlor ihre bedeutung. es war einfach nur zeitlos und still. eine art von ruhe die ich noch nie zuvor spührte. und ja, ich durfte da sein in den letzten minuten. meine mama war dabei als ich den ersten atemzug meines lebens tat und ich durfte ihren letzten atemzug miterleben. ich frage mich immernoch wie ich so ruhig bleiben konnte, doch es ging irgendwie. es war so emotional, aber doch fern ab von gut und böse. es passierte einfach als wäre es das normalste der welt. schwer in worte zu fassen.

ich hätte nie gedacht, dass ich in diesen letzten momenten so ruhig bleibe...doch es ging! ich habe gelernt loszulassen, so dass ich es ihr nicht noch schwieriger mache. nun weiss ich auch, dass dieses letzte aufleben im krankenhaus nicht war, weil die therapie anschlug, sondern weil sie mir die chance geben wollte meine versprechen einzuhalten und das man sie transportieren kann. im hospiz wartete sie noch einen tag auf ihre hündin und als ich diese grade wieder nachhause bringen und dann wieder zurück kommen wollte, signalisierte sie mir durch einen kurzen leichten krampf, dass ich dort bleiben solle, denn immer wenn ich mit ihr sprach krampfte sie kurz und hörte wieder auf. sprach ich nicht mit ihr, bekam sie auch keine anfälle. es war ihre art mir in diesem zustand zu zeigen, dass sie mich hörte... sie wollte gehen und das im beisein von mir und der kleinen und das gab sie uns zu verstehen, also blieben wir dort und ließen sie nicht alleine.

so schwer mir dieser verlust auch fällt und so sehr es mir auch den boden unter den füßen wegreißt, mir ist gleichzeitig auch eine große last von den schultern gefallen, denn nun weiss ich, dass sie nicht mehr leiden muss. noch ist es garnicht richtig angekommen, obwohl heute die trauerfeier war die ich nur schwer überstanden habe, so wirklich fassen kann ich es noch nicht! ich denke mal, das wird dann mit der zeit und einkehrendem alltag so langsam kommen und ich habe jetzt schon angst davor! aber das wichtigste und auch ein trost (wenn auch der einzige) ist, dass ihr leid nun überstanden ist!

morgen ist es gerade mal 4wochen her, dass sie zu den untersuchungen sollte und es erschreckt mich immernoch wie schnell es gehen kann...

meine mami ist nun ein engel, doch auch wenn sie körperlich nicht mehr bei mir ist, in meinem herzen und in den erinnerungen lebt sie auf ewig weiter. wenn meine zeit gekommen ist, dann, da bin ich mir sicher, werde ich sie wiedersehen....... bis dahin will ich sie einfach nur stolz machen und versuchen das beste aus meinem leben zu machen, auch wenn es ein harter weg wird!
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Liebe Grüße
Alessandra


http://www.youtube.com/watch?v=8pktE6ddPvk

Meine über Alles geliebte Mami...am 05.12. musste ich dich gehen lassen. Mein einziger Trost ist, dass nun dein Leid ein Ende hat. Ich werde dich immer Lieben und auch sehr vermissen!!! Für dich kämpfe ich weiter, denn egal wo du nun auch bist, ich möchte, dass du Stolz sein kannst... In meinem Herzen lebst du weiter!

Geändert von Schnüffelchen (10.12.2010 um 01:34 Uhr)
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