Thema: Sterben
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Alt 08.01.2004, 10:37
Gast
 
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Standard Sterben

Liebe Leandra,
bei meinem Mann (30), der erst kürzlich verstorben ist war es genauso. Von den Ärtzten wirst Du sicherlich keine 100 % Aussage, das er sterben wird, bekommen. Aber falls doch, dann verschone ihn mit irgendwelchen Untersuchungen. Hole ihn wenn möglich nach Hause oder in ein Hospitz. Dort habt ihr die Ruhe die ihr benötigt für Gespräche usw. Im Hospitz kann man auch mit Schmerzpatienten umgehen, vielleicht sogar noch besser als auf einer Palliativstation. Einen Krankenhausaufenthalt empfinde ich immer als furchtbar. Alles ist immer so steril und weiß. Und wenn es Nachts ist kannst Du nicht bei ihm sein. Und ein Krebspatient hat gerade Nachts Ängste auszustehen, so sagte mir eine Ärztin von der Palliativstation zu mir - was ich auch selber feststellen mußte.

Mein Mann hatte ein Sarkom im Becken (zuletzt waren es mehrere Kilos) und eine Metastase im Kopf. Vom Zeitpunkt des bekanntwerdens bis zum Tode vergingen nur 11 1/2 Wochen. Er durchging eine OP am Kopf, eine Hochdosis Chemo (die abgebrochen werden mußte aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes) und Bestrahlung am Becken sowie am Kopf. Hätte wir von Anfang an gewußt wie schwer krank er war, so hätte ich ihm das alles erspart. Denn das mit durchzumachen ist grausamer als der Tod. Mein Mann hatte so starke Schmerzen, die selbst mit Morphium nicht eingestellt werden konnten. Man gab ihm im Hospitz, jedoch alle Medikamente die nötig waren wie z.b. Faustan (bewirkt das man sehr weit weg ist und seine Umwelt nicht mehr so wahr nimmt) und Morphium, was ich im Krankenhaus nicht behaupten kann. Dort war manchmal nicht einmal Nachts ein Arzt da der Ihm die nötigen Schmerzmitttel verabreichen konnte. Die Schwestern durften es nicht spritzen und der einzigste Arzt der dies machen konnte, war meist im OP. Und so ging es mehrere Nächte. Im Hospitz ist immer jemand da, selbst wenn man mal schnell nach Hause will, dann setzt sich eine Schwester mit ans Bett und das finde ich ganz toll. So war mein Mann niemals alleine - nicht eine Minute.
Wenn Dir also die Ärtze nicht sagen wollen, ob er stirbt, so frage nach ob es sinnvoll wäre ihn in ein Hospitz zu bringen. Wenn ja, dann hast Du eine Antwort - denn dann wird er sterben müssen.
Ich weiß dies klingt alles so trocken, so unglaublich. Ich leide auch noch sehr unter den Tod meines Mannes, aber ich weiß ich schaffe es, es geht weiter und meine kleine Tochter (6 Jahre) braucht mich ja auch noch.

Ich wünsche Euch viel, viel Kraft. Genießt die Tage die ihr noch haben werdet. Es ist schlimm, ich weiß es. Aber es kommen auch wieder schöne Stunden in deinem Leben.

Sei ganz lieb gedrückt - ich würde dich am liebsten umarmen, geht aber leider nicht.

Nancy
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