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Alt 19.10.2008, 10:19
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Ort: Ende aus, Micky Maus
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Standard AW: Depressiv ? Zukunftängste ? Rente ?

Hallo Prinzessin,

uiuiui... das ist ja auch ein echt harter Tobak den Du da schreibst. Du zeigst da so viele Baustellenm auf, dass klar wird, warum Dir Angst und Bange ist.

Dein Beruflicher Umgang mit dem Sterben:
Das Leben beginnt mit der Geburt und endet dann halt auch irgendwann mit dem Tod. Das haben wir (komme aus einer ähnlichen Branche wie Du) schon immer gewusst und Du konntest ja bis zu Deiner Erkrankung damit umgehen. Nun musstest Du erfahren, dass man halt auch selber mal ganz fix "an der Reihe" sein kann. Ein absolutes Scheißgefühl. Wir wurden in unseren tiefsten Standpunkt erschüttert, schwankten, wussten nicht, ob wir aus dieser Situation, dieser Erkrankung nochmal herauskommen. Hey... wir sind doch die Good Guys.... und die sterben niemals.. Naja, oder etwa doch ?

Meine Ansicht was Sterben und Tod angeht, änderte sich ein erstemal, als ich Vater wurde. Ein zweites Mal, als ich mir selber nicht sicher war, ob ich mir noch die Mühe machen soll, für den Garten Blumen zum Einpflanzen zu bestellen. Lohnt sich die Mühe überhaupt ? Inzwischen hat mich allerdings der Boden der Realität wieder und ich akzeptiere Den Tod als Bestandteild es Lebens, gewissermaßen als Geschenk oder Erlösung, denn viele Menschen müssen vorher doch sehr leiden. Wenn diesen Menschen nun nicht mehr egholfen werden kann und mit dem Tod Ihr Leiden endet, dann sehe ich es als Erlösung an. Anders sehe ich z.B. das Sterben von Kindern. Dies liegt jedoch in unserer Natur verborgen, weil Kinder uns automatisch Unschuld und Hilflosigkeit suggerieren.

Um von den vielen Worten wegzukommen und Dir vielleicht den einen oder anderen Lösungsansatz aufzuzeigen:

Du solltest vielleicht wirklich nicht gleich wieder auf die Geriatrie. Versuche doch mit Deiner PDL ins Gespräch zu kommen. Besteht vielleicht die Möglichkeit, Dich erstmal auf die Chirurgie oder vielleicht sogar in einen Funktionsbereich zu stecken? Vielleicht EKG oder Endo oder sowas...

Suche Dir wenn möglich eine Vetrauensperson in Deinem beruflichen Umfeld. Jemand der die gleichen Situationen erlebt, wie Du, damit er / sie Dich auch versteht, wenn Dich was zwickt. Ganz wichtig: siehe zu, dass Du alles...ausnahmslos alles, was für Dich belastend erscheint, in Ruhe aufzuarbeiten. Und genau dafür brauchst Du dann jemanden aus dem gleichen Umfeld.

Wenn Dich der Tod eines Patienten so trifft, dass Du weinen musst, dann ist das nichts verwerfliches oder gar ein Zeichen der Schwäche. Absolut nicht. Es zeichet Dich gewissermaßen aus. Du bist nicht gefühlskalt, kein Roboter, Du lebst, Du fühlst, Du empfindest.
Frage mal nicht, wie oft mir da schon mal die eine oder andere Träne gekommen ist. Aber hey... das gehört wohl dazu, wenn wir so einen Job machen.

Genug berufliches..... Nächste Lektion: über Kleinigkeiten freuen

Zwinge Dich mal an einem schönen Tag nach draußen..einfach so, ohne Zeitdruck... nur mal etwas spazieren gehen. Vielleicht hörst Du gerade einen kleinen Spatzen zwitschern ? Wann hast Du das das letzte Mal bewußt wahrgenommen? Der kleine trällert sich da die Kehle aus dem Hals und Du gehts einfach weiter.... Stell Dir mal den frustrierten Blick von dem Armen vor, nur weil Du ihn ignoriert hast... vielleicht entlockt Dir das einen kleinen Schmunzler? Beim nächsten Mal hörst Du genauer hin, und wirst wieder schmunzeln müssen, weil der Kleine Hüpper Dir so schön ins Ohr trällert.

Versuche, alle die vielen Kleinigkeiten die Dir so begegnen, bewusster wahr zu nehmen. Ein tolles Blumenbeet, ein witziges Werbeplakat.... öffne einfach deine Augen... es gibt soviel tolles zu sehen... und jedes mal wenn Dir etwas gefällt, schmunzel einfach ein wenig.

Viele mögen ja den Herbst nicht..... ich rede ihn mir dann auch schön, weil alles so schön bunt wird, man die vielen Vögel in Wahnsinnsformationen gen Süden fliegen sieht. Ein kleiner Spatz auf dem Baum ? Ach der arme kleine Hüpfer... in zwei Wochen hockt der mit Schal und Pudelmütze auf dem Ast.

Auf alle Fälle solltest Du aber die Therapie weitermachen. Die Beziehunbgsprobleme sind sicherlich auch irgendwie mit dem ganzen Rest verbunden. Sich dann nur auf die Beziehung verrsteifen wird dann nicht reichen. Da muss schon auf allen Baustellen gearbeitet werden.

Hab ich das alles hier wirklich geschrieben ???
Doch...hab ich
Beovr ich jetzt nachlese um die Schnelltippfehler auszumerzen, nehme ich sie lieber in Kauf. Sonst lösche ich womöglich noch alles... Also siehe mir die Vertipper bitte nach....



Alles Gute Dir....
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